Russland: Umstrittenes Anti-Terror-Gesetz tritt am 20. Juli in Kraft

12. Juli 2016 in Weltkirche


Licht im Osten: Missionarische Arbeit wird beschnitten – Hohe Geldstrafen drohen


Moskau/Korntal (kath.net/idea) Missionarische Tätigkeiten werden in Russland künftig drastisch beschnitten. Diese Befürchtung äußerte der Leiter des deutschen Missionsbundes „Licht im Osten“, Pfarrer Johannes Lange (Korntal-Münchingen), gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Der russische Präsident Wladimir Putin hat am 6. Juli mehrere Anti-Terror-Gesetze unterzeichnet, die zuvor vom Parlament (Duma) und vom Föderationsrat verabschiedet worden waren. Putin hätte die Einführung mit einem Veto noch stoppen können. Nun treten sie bereits am 20. Juli in Kraft. Darin sind härtere Strafen für Aufrufe zu Terrorismus und Extremismus vorgesehen. Bestimmte Regelungen betreffen aber auch Kirchen und andere religiöse Gemeinschaften ganz unmittelbar.

Nach Einschätzung von Lange werden die freie Ausübung und die Verbreitung der eigenen Glaubensüberzeugungen künftig massiv eingeschränkt. So dürfen keine Gottesdienste mehr in Wohnungen oder Büros gefeiert werden, sondern nur in „religiösen Gebäuden“. Mission sei sowohl auf der Straße als auch in Wohnungen verboten.

Lange: „Da über 90 Prozent der protestantischen Kirchen unter die Kategorie Wohngebäude fallen und zum Wesen evangelischer Gottesdienste auch gehört, nicht zur Gemeinde gehörende Menschen zum Glauben einzuladen, drohen den Gemeinden hohe Geldstrafen.“ Sie lägen für Privatpersonen zwischen 400 und 750 Euro und für juristische Personen zwischen 1.400 und 14.000 Euro.

Ausländische Missionare: Auch eine Ausweisung ist möglich

Auch für ausländische Missionare werde die Situation schwieriger. Sie müssten erst Genehmigungen einholen und dürften nicht landesweit tätig sein. Halten sie sich nicht an die Auflagen, könnten sie möglicherweise des Landes verwiesen werden, so Lange. Er rief auf, für die Christen in Russland zu beten, dass „sie sich nicht den Mut nehmen lassen und Wege finden, die Botschaft von Jesus Christus weiterzusagen“.

Zuvor hatte bereits ein Sprecher der Evangelisch-Lutherischen Kirchen im europäischen Russland (ELKER) dem Gustav-Adolf-Werk (Leipzig) gesagt, dass die Situation „sehr, sehr ernst“ sei. Insbesondere die Zentrale Propstei (Moskau) werde die neuen Gesetze zu spüren bekommen, denn sie habe nur zwei Kirchengebäude: in Moskau und in Jaroslawl. Rund 25 Prozent der 144 Millionen Russen gehören zu einer Kirche. Neben 35 Millionen Orthodoxen gibt es rund 500.000 Katholiken, jeweils 150.000 Baptisten und Charismatiker, 120.000 Pfingstler, 70.000 Adventisten und 20.000 Lutheraner.


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