Untergetaucht im Licht – Leseprobe 3

26. Juli 2016 in Buchtipp


Leseprobe 3 aus dem Buch „Untergetaucht im Licht - Warum ich alles riskierte, um den Islam zu verlassen und Jesus zu folgen“ von Rifqa Bary


Neue Schule. Neue Kämpfe. Alte Geschichten. Alte Unterdrückung. All die Regeln, die die Moschee mir auferlegte, führten in Kombination mit dem Minenfeld der Misshandlungen, die sie bei uns zu Hause auslösten – und die jederzeit ohne Vorwarnung über mich hereinbrechen konnten –, dazu, dass ich den Islam insgeheim zu hinterfragen begann. Im Kleinen hinterfragte ich ihn allerdings schon länger oder versuchte es zumindest, denn ich war fasziniert von einem Gott, der irgendwie weniger grimmig, dem menschlichen Fühlen gegenüber weniger gleichgültig und leichter zufriedenzustellen war, der anders war als unserer.

War Gott womöglich eher so wie die liebevolle, gütige Gegenwart, die ich als Kind damals in unserem Garten in Sri Lanka erfahren hatte? Gewaltig und stark, ja, das schon, aber auch barmherzig und anteilnehmend? Hoch und erhaben und doch bereit, zu mir in Beziehung zu treten? Keine lastende, bedrohliche Forderung, sondern ein vertrauter Freund, wie man ihn sich wünscht?

Vielleicht war es auch etwas verschroben, dass ich all diese Tagträume und Fragen mit mir herumtrug, ich weiß es nicht. Mir war aufgefallen, dass ich – und je älter ich wurde, desto mehr – wissbegieriger war als die meisten Kinder in meinem Alter. Ich wollte etwas über das Warum hinter dem Was erfahren. Ich hatte das Gefühl, dass die Menschen mit dem brennenden Wunsch erschaffen worden waren, für etwas zu leben, das größer ist als sie selbst. Der Islam gab mir nur ein Gefühl der Leere und Haltlosigkeit. Er nahm und nahm und nahm, aber gab nur selten etwas zurück. Er zwang mich, Dinge zu tun, aber er ließ mich nichts werden – zumindest nichts, was ich gern sein wollte. Warum? Warum musste das so sein?

Natürlich konnte ich mit niemandem über diese Dinge sprechen, denn den Koran oder den Islam infrage zu stellen, ist verboten und gehört zu dem Schändlichsten, was ein Muslim tun kann. Doch meine Familie merkte allmählich, dass ich die täglichen islamischen Praktiken zu vernachlässigen begann. Sie waren mir wirklich gleichgültig geworden. Die Misshandlungen bei uns zu Hause waren derart eskaliert, dass ich echten Hass gegenüber meiner Familie empfand. Immer häufiger kam es zu physischen Auseinandersetzungen mit meinem älteren Bruder. Ich fühlte mich so klein, so schwach, so wehrlos. Doch obwohl ich auch körperlich litt, waren die Schmerzen in meinem Inneren schlimmer.

Ich verabscheute mein Leben. Die Depression umgab mich wie eine dunkle Wolke. Als Zwölfjährige sah ich manchmal tagsüber aus dem Fenster, sah die Autos auf der Straße vorbeifahren und dachte verzweifelt: Wenn das alles ist, was das Leben zu bieten hat, dann will ich nicht mehr leben. Vielleicht wäre es besser, zu sterben.

Um meine Qualen zu erleichtern, begann ich, mich mit Rasierklingen selbst zu verletzen. Ich ritzte mir die Handgelenke und dachte dabei, wie sehr ich meine Familie hasste, wie sehr ich die Schule hasste, wie sehr ich das Leben hasste, das ich führte, wie sehr ich … hasste. Dieser physische Schmerz, den ich mir selbst zufügte, war leichter zu ertragen als das ständige Leid in meinem Inneren.

Ich wollte mehr. Ich wollte raus. Ich wollte Antworten. Ich wollte die Wahrheit finden. Ich war es leid, mich still zu verhalten, einfach dazusitzen und alles hinzunehmen, zu tun, was immer sie sagten, zu sein, was immer sie von mir verlangten, rückwärts zu taumeln, wann immer sie Lust hatten, mich ohne Grund zu schlagen, zu ohrfeigen oder zu demütigen. Ich wollte ausrasten. Ich wollte schreien. Ich wollte Freiheit im vollen Wortsinn, in jedwedem Wortsinn: Wahlfreiheit, Freiheit von Schmerz, Freiheit von einem sterilen, kontrollsüchtigen System, das mir jeden Gedanken vorschrieb, ohne danach zu fragen, wer ich war. Ich wollte die Erfahrung machen, dass jemand, irgendjemand, meine Schreie hörte. Ich wollte es und ich wünschte mir jemanden, der mich beachtete. Und wenn sie das nicht taten und nicht tun würden, wenn ich niemanden fand, der sich meiner annahm, dann war ich fertig. Fertig mit dem Leben. Ich meinte es ernst.

Ich war erst zwölf Jahre alt und doch schon entzweigerissen. Und eines Nachts, als ich allein in meinem Schlafzimmer war, als ich wieder einmal geschlagen worden war und der Schmerz durch meinen Körper pulsierte, als ich wieder einmal darum rang, der Versuchung meiner selbstmörderischen Gedanken nicht zu erliegen, sackte ich mit tränenüberströmtem Gesicht auf dem Boden zusammen. Der Schrei in meinem Inneren gerann zur Blasphemie, und obwohl mir dabei unwillkürlich ein Schauder der Scham über den Rücken kroch, legte ich all das, was aus meinem Leben geworden war und wurde und was ich nicht länger unterdrücken konnte, in diesen einen Augenblick hinein. In einem einzigen qualvollen Crescendo brach es aus mir heraus, während ich spürte, wie sich der raue Teppich in meine Knie grub. Da ich keinen anderen Ort hatte, an den ich mich mit meinen Gedanken wenden konnte, sah ich zum Himmel empor und flehte: „Gott! Wenn es Dich gibt, wenn Du real bist – bitte! ‒, verbirg Dich nicht länger vor mir! Es ist mir gleich, ob Du Allah, Buddha oder Jesus bist, wer immer Du bist: Zeige Dich! Denn wenn Du die Wahrheit bist, dann werde ich Dir mein Leben hingeben. Ich werde Dir folgen – was es auch koste. Ich werde es tun!“

kath.net-Buchtipp
Untergetaucht im Licht - Warum ich alles riskierte, um den Islam zu verlassen und Jesus zu folgen
Von Rifqa Bary
Gebunden, 288 Seiten
2016 Media Maria
ISBN 978-3-9454011-8-7
Preis 19.50 EUR

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