Untergetaucht im Licht – Leseprobe 2

19. Juli 2016 in Buchtipp


Leseprobe 2 aus dem Buch „Untergetaucht im Licht - Warum ich alles riskierte, um den Islam zu verlassen und Jesus zu folgen“ von Rifqa Bary


Linz (kath.net)
Als ich etwa sieben oder acht Jahre alt war, kam eines Tages ein entfernter Verwandter zu uns, um auf mich aufzupassen, während meine Mutter und mein Bruder außer Haus waren. Er hatte eine dunkle Haut und pechschwarzes Haar, das er stets zur Seite gelte. Seine fast schwarze Haut sah im Kontrast zu dem weißen Hemd, das er trug, noch dunkler aus. Sein strenger Körpergeruch füllte den Raum.

Ich war ungewöhnlich klein für mein Alter. Und dieser Onkel, dem das ungleiche Stärken- und Größenverhältnis auf eine perverse Weise bewusst war, nutzte meine Wehrlosigkeit aus und missbrauchte mich sexuell. Obwohl ich nicht verstand, was da geschah, fühlte ich mich nach dieser Tortur abscheulich. Ich hütete mich zu schreien. Ich wollte stark sein. Doch ich fühlte mich schwach und verängstigt. Etwas in mir starb an diesem Tag.

Als mich meine Eltern das nächste Mal zu ihm schickten, damit er auf mich aufpasste, sagte mein Onkel mir, dass er mich umbringen würde, wenn ich irgendjemandem erzählte, was er getan hatte. Ich glaubte ihm, doch ich konnte dieses Geheimnis einfach nicht für mich behalten. Ich wollte nie wieder mit ihm allein sein, und so erzählte ich meiner Mutter später, was geschehen war. Doch statt mich zu trösten oder in Schutz zu nehmen, wie ich es gehofft oder erwartet hatte, brach sie in Tränen und Wehklagen aus und sagte nur: „Erzähl das nicht deinem Vater! Erzähl das niemandem!“

Mein Vater fand es trotzdem heraus. Und er war wütend. Doch nicht so sehr auf meinen Onkel. In einigen muslimischen Kulturen – so auch in meiner – ist diese Art des Missbrauchs eine schlimme Ehrverletzung. Allerdings lädt nicht der Täter, sondern das Opfer Schande auf sich. Damit war ich in den Augen meiner Eltern nicht mehr nur ein halbblindes Bild der Unvollkommenheit, sondern hatte überdies dem Namen Bary Schande gemacht. Durch meine bloße Anwesenheit und Erscheinung besudelte ich das Wichtigste überhaupt – unsere Familienehre.

So gesehen war ich wie das Kätzchen. Schmutzig. Wertlos. Unrein. Und in meiner Naivität fragte ich mich, ob sie auch mich eines Tages fortjagen würden. Ich konnte nur mutmaßen, was aus mir werden würde, denn wir sprachen nie wieder über diesen Vorfall oder über meine Gefühle. Wir ignorierten das Geschehene einfach und machten weiter. Besser gesagt, wir gingen fort. Zwei Wochen später verkündete mein Vater, dass er uns alle mitnehmen würde, wenn er das nächste Mal nach Amerika reiste.

Diese plötzliche Planänderung überraschte unsere eng verbundene Gemeinde. In den darauffolgenden Wochen gingen Freunde, Bekannte und andere wohlmeinende Besucher bei uns ein und aus und legten eine mehr oder weniger unverhohlene Neugier an den Tag. Meine Eltern waren in der Moschee und in der Stadt wohlangesehen, und dass sie so plötzlich auswandern wollten, kam vielen unserer Nachbarn verdächtig vor. Mami und Papi trugen die ganze Zeit über ein aufgesetztes Lächeln zur Schau, umarmten ihre Freunde ein bisschen zu innig und lachten ein bisschen zu laut über ihre Scherze. Sie sagten mir, ich solle mich zurückhalten und den Erwachsenen nicht auf die Nerven gehen, doch ich verstand, was sie mir eigentlich damit sagen wollten: die subtile, indirekte Botschaft. Sie fürchteten, dass ich etwas Kompromittierendes ausplaudern könnte. Über meinen Onkel? Ich wusste es nicht. Ich habe es nie wirklich erfahren. Jedenfalls verhielt ich mich besser ruhig. Das verstand ich – so deutlich, als hätten sie es laut gesagt.

Möglicherweise hatten meine Eltern recht, wenn sie sich Sorgen darüber machten, was die Nachbarn wohl denken mochten. Einige Leute konnten dieser Gelegenheit zum Klatsch einfach nicht widerstehen. Die neugierigeren unter unseren Besuchern stellten völlig ungehemmt, laut und ohne zu merken, welches soziale Unbehagen sie damit auslösten, Spekulationen darüber an, weshalb wir wohl fortgingen.

kath.net-Buchtipp
Untergetaucht im Licht - Warum ich alles riskierte, um den Islam zu verlassen und Jesus zu folgen
Von Rifqa Bary
Gebunden, 288 Seiten
2016 Media Maria
ISBN 978-3-9454011-8-7
Preis 19.50 EUR

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