Jüdischer Zentralrat: Islam-Verbände reagieren nur auf Druck

5. Juli 2016 in Deutschland


Vizepräsident fordert von Islamverbänden ein aktives Vorgehen gegen Antisemitismus – Außerdem plädiert er «spezielle Integrationsprogramme für Flüchtlingskinder», um demokratische Werte zu vermitteln.


Berlin (kath.net/KNA) Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat von Islamverbänden ein aktives Vorgehen gegen Antisemitismus verlangt. Die Verbände benötigten «relativ viel Druck», bis sie die Position bezögen, die die Gesellschaft von ihnen erwarte, beklagte der Vizepräsident des Zentralrats, Abraham Lehrer, am Montag in Berlin. Er äußerte sich bei einem Fachgespräch der Unions-Fraktion im Bundestag zum Thema «Antisemitismus im fundamentalistischen Islam».

Weiter forderte Lehrer «spezielle Integrationsprogramme für Flüchtlingskinder», um demokratische Werte zu vermitteln. Viele Flüchtlingskinder etwa aus dem Iran seien «mit judenfeindlichen Aussagen» aufgewachsen. Auch die jesidische Publizistin Düzen Tekkal mahnte, Islamverbände bei Thema Rassismus «mehr in die Pflicht zu nehmen». Zudem müssten Schulen den Nahost-Konflikt im Unterricht thematisieren und Lehrer auf ihre Integrationsaufgaben besser vorbereiten.

Die Direktorin des Berliner Büros des American Jewish Committee (AJC), Deidre Berger, appellierte an die deutsche Zivilgesellschaft, sich verstärkt gegen Antisemitismus einzusetzen. «Nicht nur die Juden, die Zivilgesellschaft muss etwas gegen Antisemitimus unternehmen», so Berger. Lala Süßkind vom Jüdischen Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus (JDFA) verlangte, Imame, die zum Hass aufriefen, des Landes zu verweisen. «Ein Angriff auf Juden ist ein Angriff auf die deutsche Demokratie», so Süßkind.

Der Vizepräsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Thomas Haldenwang, wies daraufhin, dass es seitens salafistischer Kräfte mittlerweile mehr als 300 Anwerbeversuche unter Flüchtlingen gegeben habe. «Bisher wirkt das häufig abschreckend», weil die meisten Flüchtlinge vor der menschenverachtenden Ideologie islamistischer Fundamentalisten geflohen seien, so Haldenwang. Dies könne sich aber ändern, wenn die Erwartungen der Flüchtlinge in Deutschland enttäuscht würden, warnte er.

Süßkind betonte, gerade deshalb sei es wichtig, für die Flüchtlinge «ein lebenswertes Leben» zu schaffen und sie etwa schnell in Arbeit zu bringen. Sonst gäbe es bald noch mehr islamistische Extremisten in Deutschland.

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