Die Werke der Barmherzigkeit sind keine Theorie

30. Juni 2016 in Aktuelles


Franziskus: die Barmherzigkeit ist ein Lebensstil. Erinnerung an die Reise nach Armenien. Ausblick auf die Reisen nach Georgien und Aserbaidschan. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm, dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen. Und alle Völker werden vor ihm zusammengerufen werden und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet. Er wird die Schafe zu seiner Rechten versammeln, die Böcke aber zur Linken. Dann wird der König denen auf der rechten Seite sagen: Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, nehmt das Reich in Besitz, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist. Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen“ (Mt 25, 31-36).

Letzte Jubiläumsaudienz vor der Sommerpause. Der von Papst Franziskus viel zitierte Abschnitt aus dem Matthäusevangelium bot ihm den Ausgangspunkt für die Katechese zu Sinn und Wert der Werke der Barmherzigkeit: „Wer nicht lebt, um zu dienen, nützt nicht zum Leben“. Die Barmherzigkeit sei ein Lebensstil.

Es sei möglich, so der Papst, viel über die Barmherzigkeit zu reden. Wichtiger aber sei es, die Barmherzigkeit zu leben. In Anlehnung an ein Wort aus dem Jakobusbrief könne gesagt werden: „Die Barmherzigkeit für sich allein ist tot, wenn sie nicht Werke vorzuweisen hat“. Was die Barmherzigkeit lebendig mache, sei die fortwährende Dynamik des Zugehens auf die Menschen, die sich in geistlicher oder materieller Not befänden.

Die Barmherzigkeit habe „Augen“, um hinzusehen, „Ohren“, um zuzuhören, „Hände“, um wieder aufzurichten. Der Alltag gebe uns vielfältige Gelegenheiten, die Bedürfnisse der Armen und Leidtragenden mit Händen zu greifen.

Es bedürfe der Aufmerksamkeit unserseits, um zu erkennen, was den Menschen nottut. Wer im eigenen Leben die Barmherzigkeit des Vaters erfahren habe, könne nicht gefühllos gegenüber den Nöten der Geschwister sein. In unserer globalisierten Welt, die sich oft durch großen Wohlstand auszeichne, gebe es viele Formen materieller und spiritueller Not, die uns aufforderten, nach neuen Weisen der Hilfe zu suchen.

Franziskus erinnerte dann an seine Apostolische Reise nach Armenien vom letzten Wochenende. Armenien sei das erste Volk gewesen, das im vierten Jahrhundert das Christentum als Religion angenommen habe. Diesen Glauben habe es im Laufe seiner Geschichte immer wieder mit dem Martyrium bezeugt.

Der Besuch sollte ein Zeichen sein. Dasselbe gelte für die geplante Reise nach Georgien und Aserbaidschan im September dieses Jahres. Sie wolle ein Zeihen dafür sein, die Gemeinschaft unter den Christen zu stärken, damit sie im Zeugnis für Christus Sauerteig für eine gerechtere und solidarischere Gesellschaft seien.

Dies geschehe in einem Geist des Dialogs mit den anderen Kulturen und Religionen, um Hoffnung zu stiften und neue Wege des Friedens zu eröffnen.


Die Pilger und Besucher aus dem deutschen Sprachraum begrüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Einen herzlichen Gruß richte ich an die Pilger und Besucher deutscher Sprache. Die Sommerzeit gibt vielen von euch eine Gelegenheit des Urlaubs und der Erholung. Vergessen wir nicht in dieser Zeit unsere menschlichen Beziehungen zu pflegen und die Barmherzigkeit zu leben. Damit erfahren auch wir Momente der Stärkung und der Ermunterung. Der Heilige Geist begleite euch auf euren Wegen!



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