Papst: Homosexuelle nicht diskriminieren, aber pastoral begleiten

28. Juni 2016 in Aktuelles


Franziskus über Homosexuelle: Man könnte „ein wenig zu offensive Kundgebungen“ durchaus „verurteilen“, „nicht aus ideologischen Gründen, sondern, sagen wir, aus Gründen des politischen Verhaltens“.


Vatikan (kath.net) Zum wiederholten Mal weise er, erläuterte Papst Franziskus, darauf hin, „was der Katechismus der Katholischen Kirche“ über den Umgang mit homosexuellen Menschen sagt: „Diese Menschen dürfen nicht diskriminiert werden, sie müssen respektiert und pastoral begleitet werden. Verurteilen kann man gewisse für andere ein wenig zu offensive Kundgebungen – nicht aus ideologischen Gründen, sondern, sagen wir, aus Gründen des politischen Verhaltens. Doch das hat nichts mit dem Problem zu tun: wenn das Problem eine Person ist, die guten Willen hat und Gott sucht, wer sind wir, um sie zu verurteilen? Wir müssen gut begleiten, nach dem, was der Katechismus sagt. Der Katechismus ist eindeutig.“ Dies erläuterte der Papst bei der sogenannten „fliegenden Pressekonferenz“ am Sonntag auf dem Rückflug von seiner Armenienreise. Er antwortete auf die Frage einer Journalistin.

Franziskus wies auf Traditionen „in einigen Ländern und Kulturen“ hin, die diesbezüglich eine andere Mentalität verträten. Doch er selbst glaube, „dass die Kirche nicht nur diesen Menschen, der homosexuell ist und den sie beleidigt hat, um Entschuldigung bitten muss, wie jener ‚marxistische‘ Kardinal (der Papst lacht) sagte. Sondern sie muss auch die Armen, die Frauen und die in der Arbeit ausgebeuteten Kinder um Entschuldigung bitten, sie muss dafür um Entschuldigung bitten, dass sie viele Waffen gesegnet hat... Die Kirche muss darum um Entschuldigung bitten, dass sie sich viele Male nicht gut benommen hat“. Mit dem Begriff „Kirche“ meine er ausdrücklich die Christen, präzisierte Franziskus. Die Kirche sei heilig, doch „wir“ seien die Sünder.

„Die Christen müssen dafür um Entschuldigung bitten, dass sie viele Entscheidungen nicht begleitet haben, viele Familien.... Ich erinnere mich, als ich klein war, an die Kultur in Buenos Aires, an die verschlossene katholische Kultur – ich komme von dort! –: das Haus von einer Familie mit Geschiedenen durfte man nicht betreten! Ich rede von vor achtzig Jahren.“ Der Papst zeigte sich dankbar, dass sich dies geändert habe. Christen müssten „viel um Entschuldigung bitten, nicht nur dafür“. Es gehe hier genaugenommen nicht nur um Entschuldigung, sondern um Vergebung, läuterte der Papst weiter, doch sei die Bitte „Vergebung, Herr!“ ein Wort, das häufig vergessen werde.

Am Ende dieser Ausführung betonte der Papst auch, dass „wir alle Heilige sind, weil wir alle den Heiligen Geist in uns haben, doch wir alle sind Sünder, ich als erster“.


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