Türkei bestellt wegen Genozid-Aussage des Papstes Nuntius ein

27. Juni 2016 in Aktuelles


Nach den jüngsten Aussagen von Papst Franziskus will die Türkei laut Medienberichten den Vatikanvertreter in Ankara einbestellen


Istanbul/Vatikanstadt (kath.net/KNA) Nach den jüngsten Aussagen von Papst Franziskus will die Türkei laut Medienberichten den Vatikanvertreter in Ankara einbestellen. Das Kirchenoberhaupt hatte bei seiner Armenien-Reise am Wochenende die Massaker an den Armeniern vor 100 Jahren erneut als «Völkermord» bezeichnet.
Der derzeitige Geschäftsführer der päpstlichen Nuntiatur in der Türkei, Angelo Accattino, solle «bald einbestellt werden», um ihm das türkische «Unbehagen» über die Wortwahl des Papstes auszudrücken, berichtet die Boulevard-Zeitung «Hurriyet» (Onlineausgabe Montag). Weitere Schritte, wie etwa die Rückberufung das türkischen Botschafters beim Heiligen Stuhl in Rom, sind dem Bericht zufolge bislang nicht geplant.

Auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) hieß es bei der Vatikanvertretung in Ankara, entsprechende Medienberichte seien nicht bekannt; daher könne es dazu auch keinen Kommentar geben. Die türkische Botschaft beim Heiligen Stuhl in Rom bestätigte, über den Medienbericht informiert zu sein; mehr wisse man jedoch nicht.
Papst Franziskus hatte zu Beginn seines Armenien-Besuchs am Freitagabend im Präsidentenpalast von Eriwan mit Bezug auf die Vertreibungen und Ermordungen von 1915 im damaligen Osmanischen Reich von einer «Tragödie» gesprochen. Diese habe eine Reihe von Gräueltaten des 20. Jahrhunderts eröffnet. Abweichend vom Redeskript fügte er das Wort «Genozid» ein.

Der türkische Vize-Ministerpräsident Nurettin Canikli bezeichnete die Äußerung laut Medienberichten am Wochenende als «sehr unglücklich»; er sprach demnach von einer «Kreuzzugmentalität».

Vatikansprecher Federico Lombardi wies dies umgehend zurück. Der Papst versuche nicht, «Kriege zu organisieren, sondern Frieden zu schaffen».

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