Allianzchef kritisiert Süddeutsche Zeitung scharf: 'Verantwortungslos'

15. Juni 2016 in Kommentar


Das Blatt schrieb: Orlando-Attentäter hätte auch ein Evangelikaler sein können – Diener widerspricht: Der SZ-Kommentar polemisiere und bleibe „jeden Beweis für diese schreckliche Behauptung schuldig“


Kassel/München (kath.net/idea) Scharfe Kritik an einem Kommentar in der „Süddeutschen Zeitung“ zur Bluttat von Orlando hat der Vorsitzende des Dachverbandes der etwa 1,3 Millionen evangelikalen Christen, der Deutschen Evangelischen Allianz, Präses Michael Diener (Kassel), geübt. Der 29-jährige Omar Mir Seddique Mateen – ein US-Bürger mit afghanischen Wurzeln – hatte am 12. Juni in einem bei Homosexuellen beliebten Club 49 Personen erschossen, bevor er selbst von der Polizei getötet wurde. Der Täter bekannte sich zur Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS). Der Berlin-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung, Thorsten Denkler, schrieb dazu in einem Kommentar (13. Juni): „Für diese Tat hätte er genauso gut auch ein evangelikaler Christ gewesen sein können.“ Präses Diener nannte diese Darstellung gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea „völlig inakzeptabel“. Diener ist Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes und gehört auch der Rat der EKD an.

kath.net dokumentiert die Erklärung des Vorsitzenden der Evangelischen Allianz im Wortlaut:

Die entsetzliche Bluttat von Orlando erfüllt mich mit tiefem Entsetzen. Immer schrecklicher zeigt menschenverachtender Terror seine hässliche Fratze und lässt die Angehörigen und eine ganze Gesellschaft leidend, fragend und auch zornig anklagend zurück. Auch wenn die Motive des Attentäters letztlich noch im Dunklen liegen, lässt sich vermuten, dass religiöse Beweggründe und Hass auf Minderheiten hier eine nicht zu unterschätzende Rolle gespielt haben.Es ist richtig und wichtig, dass auch die deutsche Presse dieses schreckliche Geschehen analysiert und kommentiert. Es ist aber absolut inakzeptabel, wenn Thorsten Denkler in seinem Kommentar in der Süddeutschen Zeitung vom 13. Juni 2016 schreibt: „Für diese Tat hätte er genauso gut auch ein evangelikaler Christ gewesen sein können.“ Die Absicht hinter dieser unverfrorenen Übertragung liegt auf der Hand: Gewaltbereiten Extremismus gibt es in jeder Religion, auch im Christentum. Damit verkennt der Autor aber, dass die Christenheit insgesamt ihre intensive Lerngeschichte zu „Gewalt und Glaube“ ohne Eigenschonung vorangetrieben hat und dass es keine christlich motivierte Legitimation für Gewalt im Namen des eigenen Glaubens geben kann. Thorsten Denkler verletzt an dieser Stelle seine journalistische Sorgfaltspflicht. Er polemisiert und bleibt jeden Beweis für diese schreckliche Behauptung schuldig. Wo haben evangelikal geprägte Christen Gewalt gegenüber Andersdenkenden oder Minderheiten in einer Weise ausgeübt, welche diesen Vergleich rechtfertigen würde? Wer in dieser Weise „einfach mal Äpfel mit Birnen vergleicht“, handelt verantwortungslos.

Ich erwarte als Allianzvorsitzender eine Richtigstellung

Als Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz weise ich diesen völlig unangemessenen Vergleich zurück und erwarte eine Richtigstellung. Zugleich erkläre ich meine tiefe Betroffenheit über diese furchtbare Tat – evangelikale Christen trauern mit um die Opfer und leiden mit den Angehörigen. Im Gebet sind wir mit ihnen allen verbunden.


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