Papst empfing Diakone aus allen Kontinenten

4. Juni 2016 in Weltkirche


Vertreter des Internationalen Diakonatszentrums bei Treffen mit Franziskus


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Papst Franziskus hat am Samstag Vertreter des Internationalen Diakonatszentrums mit Sitz im deutschen Rottenburg empfangen. Unter den 35 Delegierten aus allen Kontinenten war auch Diakon Rudolf Mijoc aus der Wiener Marienpfarre. Franziskus nannte die Diakone in seiner Ansprache "das Gesicht der Kirche im Alltag". Mit ihrer konkreten Hinwendung zu den Menschen ahmten sie Gott nach.

Der Präsident des Diakonatszentrums, Klaus Kießling, verwies auf die unterschiedlichen pastoralen Herausforderungen und Traditionen für Diakone weltweit. Mit diesen Differenzen werde das Diakonatszentrum zu einem "weltkirchlichen Lernort", sagte er bei dem Treffen laut eigener Pressemitteilung. Besonders hob er die theologische Forschung zu Diakonie und Diakonat an seinem Institut hervor. Dabei gehe es auch um den Respekt vor der Würde jener Frauen, die nach Zulassung zu diesem Amt fragten, so Kießling. Als klärungsbedürftig bezeichnete er den Platz der Ständigen Diakone im Amtsgefüge einer "diakonischen Weltkirche", für die Franziskus stehe.

Der deutsche Bischof Gebhard Fürst betonte in seinen Worten bei der Begegnung, das Eintreten des Papstes für eine diakonische Kirche gebe auch dem Diakonat neue Kraft. Für die Zukunft der Kirche sei die Verbindung zwischen Ehe und Weihe elementar bedeutsam. In den vergangenen Jahren sei die Zahl der geweihten Diakone weltweit auch deswegen so beeindruckend gestiegen, weil viele darin ihre "Berufung von Ehe und Ordination" sähen und so an Verkündigung, Diakonie und Liturgie mitwirkten, so der Rottenburg-Stuttgarter Bischof.

Das Internationale Diakonatszentrum wurde 1965 nach einem Studienkongress in Rom gegründet. Unmittelbar zuvor hatte das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) das Amt des Diakons, das auch verheirateten Männern offen steht, als eigenständiges Amt in der katholischen Kirche wieder hergestellt. Die weltweit ersten Ständigen Diakone wurden 1968 in den Diözesen Köln und Rottenburg geweiht. Mittlerweile gibt es 44.000 Ständige Diakone in über 130 Ländern. In Österreich sind derzeit knapp 700 Ständige Diakone im Einsatz.

Rede im WORTLAUT:

Liebe Brüder,

mit Freude heiße ich euch aus Anlass des 50-jährigen Bestehens des Internationalen Diakonatszentrums willkommen, dessen Jubiläum ihr Ende vergangenen Jahres gefeiert habt. Euer Besuch findet im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit statt, einem geistlichen Rahmen, der euch die Bedeutung der Barmherzigkeit in unserem Leben und in unserem Dienst wieder neu bewusst machen will. Ich danke euch für euer Kommen, und mein besonderer Dank gilt Bischof Fürst und Professor Kießling für ihre freundlichen Worte.

Jesus der Herr hat den Aposteln ein neues Gebot aufgetragen: »Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben« (Joh 13,34). Jesus selbst ist diese „Neuheit“. Er hat uns ein Beispiel gegeben, damit auch wir so handeln, wie er gehandelt hat (vgl. Joh 13,15). Dieses Liebesgebot ist das Vermächtnis Jesu, das er seinen Jüngern im Abendmahlssaal nach der Fußwaschung hinterlassen hat. Und er unterstreicht es dann noch einmal: »Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe« (Joh 15,12). In diesem Einander-Lieben führen die Jünger die Sendung, für die der Sohn Gottes in die Welt gekommen ist, weiter. Mit der Hilfe des Heiligen Geistes begreifen Sie, dass dieses Gebot den Dienst an den Brüdern und Schwestern einschließt. Für die konkrete Hinwendung zu den Menschen mit ihren Bedürfnissen wählen die Apostel einige „Diakone“, also Diener aus. Die Diakone machen das Gebot Jesu besonders deutlich: Gott nachzuahmen im Dienst an den anderen; Gott nachzuahmen, der die Liebe ist und aus Liebe sogar so weit geht, uns zu dienen. Die Handlungsweise Gottes, sein geduldiges, gütiges Handeln voll des Mitleidens und der Bereitschaft, uns besser zu machen, muss auch seine Diener kennzeichnen: die Bischöfe als die Nachfolger der Apostel und die Priester, ihre Mitarbeiter, wie auch – im konkreten »Dienst an den Tischen« (Apg 6,2) – die Diakone. Gerade die Diakone sind das Gesicht der Kirche im Alltag, einer Gemeinschaft, die unter den Menschen lebt und unterwegs ist und wo nicht der groß ist, der befehligt, sondern der dient (vgl. Lk 22,26).

Liebe Diakone, ich hoffe, dass eure Wallfahrt nach Rom während dieses Jubiläumsjahres eine intensive Erfahrung der Barmherzigkeit Gottes darstellen und euch helfen mag, in eurer Berufung als Diener Christi zu wachsen. Der Herr möge euch in eurem Dienst unterstützen und euch zu einem immer tieferen Glauben an seine Liebe führen, um sie mit Freude und Hingabe zu leben. Ihr sollt wissen, dass mein Gebet und mein Segen euch stets begleiten; und bitte vergesst nicht, für mich zu beten. Danke!

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