Mailänder Kardinal: EU und UNO versagen bei Flüchtlingsfrage

4. Juni 2016 in Weltkirche


Versagen im Umgang mit den Flüchtlingen wirft der italienische Kardinal Angelo Scola der EU und den Vereinten Nationen vor.


Rom (kath.net/KNA) Versagen im Umgang mit den Flüchtlingen wirft der italienische Kardinal Angelo Scola der EU und den Vereinten Nationen vor. «Die UNO hat versagt und Europa ist verschwunden: Wir brauchen eine weltweite neue Regelung», sagte der Erzbischof vom Mailand am Freitag in einem Interview mit der italienischen Tageszeitung «La Repubblica». Die aktuelle Lage sei «auch Konsequenz der Misserfolge der europäischen Politik, ich denke an Deutschland, Österreich und die angrenzenden Länder», so der 74-Jährige. Innerhalb der vergangenen Woche waren an der Küste laut Berichten etwa 13.000 Flüchtlinge gelandet; vermutlich kamen tausend Menschen ums Leben beim Versuch mit Schlepperbooten von Nordafrika nach Italien zu gelangen.

Scola schlug eine Art «Marshallplan» unter italienischer Führung zur Lösung der Flüchtlingsfrage vor. Das Wirtschaftsprogramm von US-Außenminister George Marshall hatte Westeuropa nach dem Zweiten Weltkrieg maßgeblich beim Wiederaufbau geholfen. Eine ähnliche Strategie müsse Europa für die Herkunftsländer der Flüchtlinge finden. Italien müsse dabei aufgrund seiner geografischen Lage und seiner «sozialen und kulturellen Elastizität» eine Führungsrolle übernehmen.

In Italien würden mindestens 30 Prozent der Flüchtlinge von Katholiken betreut, aber es müssten strukturelle Lösungen gefunden werden, so der Kardinal. Scola teilte mit, das Erzbistum Mailand arbeite an einem Notfallplan, um im Sommer weitere Flüchtlinge auf verschiedene Pfarreien zu verteilen. Dazu sollten auch Gebetssäle, Turnhallen und Schulen genutzt werden.


(C) 2016 KNA Katholische Nachrichten-Agentur GmbH. Alle Rechte vorbehalten.


© 2016 www.kath.net