Die Notwendigkeit des beständigen Gebets

25. Mai 2016 in Aktuelles


Franziskus: das Gebet ist kein Zauberstab. Die Erfahrung der Einigung mit Gott im Gebet. Das Gebet bewahrt den Glauben. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Jesus sagte ihnen durch ein Gleichnis, dass sie allezeit beten und darin nicht nachlassen sollten:
In einer Stadt lebte ein Richter, der Gott nicht fürchtete und auf keinen Menschen Rücksicht nahm. In der gleichen Stadt lebte auch eine Witwe, die immer wieder zu ihm kam und sagte: Verschaff mir Recht gegen meinen Feind! Lange wollte er nichts davon wissen. Dann aber sagte er sich: Ich fürchte zwar Gott nicht und nehme auch auf keinen Menschen Rücksicht; trotzdem will ich dieser Witwe zu ihrem Recht verhelfen, denn sie lässt mich nicht in Ruhe. Sonst kommt sie am Ende noch und schlägt mich ins Gesicht. Und der Herr fügte hinzu: Bedenkt, was der ungerechte Richter sagt. Sollte Gott seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm schreien, nicht zu ihrem Recht verhelfen, sondern zögern? Ich sage euch: Er wird ihnen unverzüglich ihr Recht verschaffen. Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, auf der Erde (noch) Glauben vorfinden?“ (Lk 18,1-8).

Das Gleichnis vom gottlosen Richter und der Witwe sowie die Notwendigkeit des beständigen Gebets standen im Mittelpunkt der Katechese von Papst Franziskus bei der heutigen Generalaudienz. Der Papst betrachtete so die Beziehung zwischen der Barmherzigkeit Gottes und dem Gebet des Menschen. Gott erhöre immer die Bitten seiner Kinder, aber nicht immer zu der Zeit und in der Weise, wie wir es wünschten.

Was also solle man tun? Jesus erzähle gerade in diesem Zusammenhang das Gleichnis von der armen Witwe und jenem ungerechten Richter.

Durch die Beharrlichkeit ihres Bittens bringe die Witwe den Richter dazu, ihr zu ihrem Recht zu verhelfen. Jesus hebe hervor, dass der barmherzige Gott natürlich das Gegenteil dieses Richters sei, dass es aber dennoch nötig sei, immer zu beten und darin nicht nachzulassen. Jesus versichere uns, dass Gott, im Gegensatz zum ungerechten Richter, das Gebet seiner Kinder bereitwillig erhöre, auch wenn dies nicht unseren Zeiten entspreche: „Das Gebet ist kein Zauberstab!“.

Jesus selbst sei uns das Vorbild für das inständige Gebet. Vor seinem Leiden habe er im Garten Getsemani gebetet, dass der Kelch an ihm vorübergehe. Doch habe er sich dem Vater ohne Vorbehalt anvertraut. Er sage: „Aber nicht wie ich will, sondern wie du willst“.

Das sei es, was beim Beten geschehe. Das Motiv des Gebets trete zurück, aber die Beziehung zum himmlischen Vater werde gestärkt. Wer beständig bete, strebe immer mehr nach einer Einigung mit Gott, dem Ursprung der barmherzigen Liebe. Diese Erfahrung der Nähe Gottes im Gebet gebe auch unserem Glauben neue Kraft. So verwandle das Gebet das Verlangen und forme es nach dem Willen Gottes.

Abschließend rief Franziskus in Erinnerung, dass das Gleichnis mit einer Frage ende: „Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, auf der Erde (noch) Glauben vorfinden?“ Diese Frage warne alle Christen: man dürfe nicht mit dem Beten aufhören, auch wenn ihm nicht entsprochen werde: „Es ist das Gebet, das den Glauben bewahrt, ohne das Gebet wankt der Glaube! Wir wollen den Herrn um einen Glauben bitten, der inständiges, beständiges Gebet wird, wie jenes der Witwe im Gleichnis, um einen Glauben, der sich am Verlangen nach seinem Kommen nährt. Und im Gebet erfahren wir das Mitleid Gottes, der seinen Kindern wie ein Vater voller barmherziger Liebe entgegenkommt“.


Die Pilger und Besucher aus dem deutschen Sprachraum begrüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Von Herzen grüße ich alle Pilger und Besucher deutscher Sprache. Die Kirche weiht diesen schönen Monat Mai besonders dem Marienlob. Richten wir unsere Bitte an die Muttergottes, die auch unsere Mutter ist, auf dass sie uns die Wege des Heils lehre. Der Herr segne euch und eure Familien.

Papst Franziskus Generalaudienz 25.5.2016: Die Notwendigkeit des beständigen Gebets (in voller Länge, ohne Übersetzung)




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