Jugendbuchautor: Auch in den Moscheegemeinden muss sich etwas ändern

24. Mai 2016 in Deutschland


Innerhalb der islamischen Gemeinschaft sollten sich an deutschen Universitäten ausgebildete Imame durchsetzen, die «auf Deutsch predigen und sich mit dem deutschen Rechtsstaat identifizieren», und weniger die, die aus Türkei eingeflogen werden.


Bergisch Gladbach (kath.net/KNA) Der Leverkusener Jugendbuchautor Christian Linker («Dschihad Calling») vermisst in der Islam-Debatte den Willen zur Differenzierung. «Es gibt viele Schieflagen in dieser Diskussion, da werbe ich für eine gewisse Sensibilität», sagte er am Sonntag in Bergisch Gladbach. So müsse die Rolle der Terrormiliz «Islamischer Staat» (IS) von der Rolle des Islam in der deutschen Gesellschaft tunlichst getrennt werden. Ansonsten bestehe die Gefahr, dass man sowohl den Rechtspopulisten von Organisationen wie Pegida wie auch dem IS «auf den Leim» gehe.

«Es ist aber genau das Ziel des IS, dass wir das, was sie veranstalten, für den Islam halten», so der katholische Theologe. «Schon allein, damit diese Leute nicht gewinnen, sollten wir uns die Mühe machen, hier zu differenzieren». Die IS-Anhänger seien Nihilisten, die an nichts glaubten, und um des Tötens willen mordeten, sagte Linker. Er äußerte sich bei einer Veranstaltung der Thomas-Morus-Akademie Bensberg.

In seinem Jugendroman «Dschihad Calling» erzählt der 41-Jährige die Geschichte des Bonner Studenten Jakob, der zum Islam konvertiert, sich radikalisiert und kurz davor ist, für den IS in den Krieg zu ziehen. Bei rund 20 Autorenlesungen sei er zuletzt häufig in Schulen aufgetreten, berichtete Linker. Nach seiner Wahrnehmung gebe es für junge Menschen immer weniger Raum für Werte- und Persönlichkeitsbildung. «Die Schulpolitik hat in den letzten zehn Jahren immer mehr Wert darauf gelegt, dass Leute getrimmt werden für mathematisch-naturwissenschaftliche Berufe und möglichst schnell mit der Schule fertig zu sein.»

Dagegen biete die Schule kaum Zeit für die Reflexion in den Bereichen Geisteswissenschaften und Gesellschaftspolitik, kritisierte Linker. «Da könnte man keck sagen, da sehen wir das Ergebnis», sagte er mit Blick auf eine Radikalisierung von Jugendlichen. «Das ist jetzt etwas verkürzt, aber ich denke, die Dinge haben miteinander zu tun.»

Ebenso müsse sich in den Moscheegemeinden etwas ändern, forderte der Autor. So sollten sich die Imame, die an deutschen Universitäten ausgebildet werden, «auf Deutsch predigen und sich mit dem deutschen Rechtsstaat identifizieren», durchsetzen innerhalb der islamischen Gemeinschaft, «und weniger die, die hier mal für zwei Jahre aus der Türkei eingeflogen werden, von Ankara bezahlt werden und dann wieder woanders hingehen», sagte Linker.

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