'Wir haben uns im Backofen versteckt, um nicht erschossen zu werden'

20. Mai 2016 in Weltkirche


Angola: Es ist gar nicht so leicht, Barmherzigkeit im Kugelhagel zu leben. Die Klarissenschwestern von Malanje im Norden Angolas haben genau das getan.


München (kath.net/KIN) Es ist gar nicht so leicht, Barmherzigkeit im Kugelhagel zu leben. Die Klarissenschwestern von Malanje im Norden Angolas haben genau das getan: Im jahrzehntelangen Bürgerkrieg geriet ihr Kloster mehrmals zwischen die Fronten. „Während das Kloster angegriffen wurde, mussten wir uns im Backofen verstecken, um nicht erschossen zu werden“, erzählt Oberin Schwester Maria del Carmen Reinoso.

Noch heute sind die Hauswände mit Einschusslöchern übersät. „Es ist ein Wunder, dass wir überlebt haben.“ Flucht kam den Schwestern nie in den Sinn: „Wir haben immer ausgeharrt“, erklärt Reinoso. „Als kontemplative Ordensfrauen haben wir getan, was wir konnten: um Frieden und für die Opfer beten.“ 2002 ging einer der blutigsten Bürgerkriege Afrikas zu Ende. Er hatte fast drei Jahrzehnte gedauert. Internationalen Angaben zufolge kamen 500 000 Menschen ums Leben, mehr als zwei Millionen wurden vertrieben. „Wie nach dem Regen Sonnenschein kommt, so genießen wir jetzt das Leben im Frieden“, erzählt Schwester Maria del Carmen.

Sie stammt aus Spanien und kam zusammen mit zehn Mitschwestern Ende der siebziger Jahre nach Angola – über 6000 Kilometer von ihrer alten Heimat entfernt. Die Bischöfe hatten sich ein kontemplatives Kloster für das südwestafrikanische Land gewünscht. „Sie wollten einen geistlichen Anziehungspunkt für die leidgeprüfte Bevölkerung“, so Reinoso. Als die Schwestern vor dem großen Schritt zögerten, „haben uns die Bischöfe gesagt: Es wird in kürzester Zeit viele Neueintritte geben. Und tatsächlich: Kaum waren wir da, hatten wir so viele Eintritte, dass der Platz nicht mehr reichte“, sagt die Ordensfrau lachend. Die Schwestern baten das weltweite katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ um Hilfe. So konnte ein Noviziatshaus gebaut werden. Auch den Bau der Klosterkapelle oder Reparaturen zur Beseitigung der Kriegsschäden hat das Hilfswerk unterstützt.

Rund 50 Prozent der Einwohner Angolas sind katholisch. Die Gemeinden blühen – und mit ihnen auch die Berufungen zum Ordensleben, erzählt die Oberin: „Das war für uns eine ganz neue, wunderbare Erfahrung: In Spanien waren die Zahlen nur rückläufig. Hier gibt es so viele Berufungen, dass wir sogar noch weitere Klöster gründen konnten – zum Beispiel in unserer europäischen Heimat.“

Im Mutterhaus in Malanje leben heute 19 Schwestern und fünf Novizinnen. Neben dem intensiven Chorgebet widmen sie sich auch der Herstellung von liturgischen Gewändern und Babykleidung. „So können wir weitgehend von unserer Hände Arbeit leben – wenn auch in einfachsten Verhältnissen“, so die Oberin. Auf Karteikarten notiert sie, welche Unterstützung sie aus dem Ausland bekommen hat. „Ohne diese Hilfe wären wir nicht mehr hier. Unser Dank, den wir geben können, ist unser Gebet. Wir beten immer in den Anliegen unserer Wohltäter.“

In der Klosterkapelle der Klarissen wurde im Heiligen Jahr eine „Pforte der Barmherzigkeit“ eröffnet. „Die Gläubigen strömen hierher, um das Jubiläum der Barmherzigkeit zu begehen“, erzählt Schwester Maria del Carmen. „Unsere Mission und unser Charisma haben damit ein ganz neues Gewicht bekommen: in einer friedlosen Welt Zeichen der Liebe Gottes zu sein.“

„Kirche in Not“ hilft seit Jahrzehnten in Angola – zum Beispiel bei der Renovierung oder dem Neubau von Kirchen und Gemeindezentren. Das Hilfswerk stellt Priestern und Katecheten Fahrzeuge zur Verfügung, damit diese ihre weitverzweigten Gemeinden erreichen können. Darüber hinaus unterstützt es auch die Kinder- und Jugendkatechese oder die Arbeit mit Suchtkranken.

Um weiter helfen zu können, bittet „Kirche in Not“ um Spenden:

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Foto oben © Kirche in Not


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