Bundespräsident Gauck weist den Vorwurf der «Lügenpresse» zurück

13. Mai 2016 in Deutschland


Gauck mahnt: Medien sollten nicht wegen einer guten Sache Fakten selektiv benennen. Die Lebenserfahrung zeige: «Nicht wer ein Problem benennt, vergrößert es, sondern wer es verschweigt.»


Berlin (kath.net(KNA) Bundespräsident Joachim Gauck hat den Vorwurf der «Lügenpresse» an deutsche Medien zurückgewiesen. Er selbst habe eine Lügenpresse zu Zeiten der DDR erlebt, «Zensur und Desinformation bestimmten den Medienalltag», sagte er am Donnerstagabend bei der Verleihung des «CIVIS»-Medienpreises in Berlin. Dennoch zeigte er Verständnis für Kritik an den Medien, etwa an Einseitigkeiten bei der Berichterstattung. Dabei erinnerte er auch an die derzeitige Debatte innerhalb der Medien über Wahrhaftigkeit.

Die Debatte gebe den Medien Gelegenheit, sich zu hinterfragen und über die Standards des Journalismus neu nachzudenken. Dabei könne es auch hilfreich sein, sich an einige Grundsätze zu erinnern, wie die saubere Trennung von Information und Kommentar oder Distanz zu halten. Ebenso sollten sich Medien nicht dazu hinreißen lassen, wegen einer guten Sache Fakten selektiv zu benennen.

Wer es mit diesen anerkannten Prinzipien nicht so genau nehme, könne «schon morgen vom Berichterstatter zum politischen Akteur werden», mahnte der Bundespräsident. Dann sei es nicht mehr weit, «bis der Fluch der edlen Absicht dazu verführt, etwas zu verschweigen, um nicht den Falschen Argumente zu liefern». Die Lebenserfahrung zeige aber: «Nicht wer ein Problem benennt, vergrößert es, sondern wer es verschweigt.»

Gauck dankte den Medien zugleich, dass sie wesentlich dazu beigetragen hätten, dass Deutschland gegenüber Fremden aufgeschlossener geworden sei. Der «CIVIS»-Medienpreis für Migration, Integration und kulturelle Vielfalt wird von der «CIVIS»-Medienstiftung verliehen. Sie zeichnet jährlich europäische Medienbeiträge aus Radio, Film, Fernsehen und Internet aus.



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