Wider die Widerstände gegen das Wirken des Heiligen Geistes

28. April 2016 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: wie löst die Kirche Probleme? Durch Versammlungen, gegenseitiges Zuhören, Diskutieren, Beten und Entscheiden. Die Synodalität mit dem Heiligen Geist als Protagonisten. Die ‚Überraschungen’ des Geistes. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Die erste Lesung aus der Apostelgeschichte (Apg 15,7-21) mit dem Bericht über das „Apostelkonzil von Jerusalem“ stand im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit von Papst Franziskus in seiner Predigt bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ am Donnerstag der fünften Woche im Osterkreis.

Der Papst unterstrich, dass der Protagonist der Kirche der Heilige Geist sei: „Er ist es, der vom ersten Augenblick an den Aposteln die Kraft gegeben hat, das Evangelium zu verkünden“. Der Geist sei es, der alles tue und die Kirche voranbringe. Auch bei all ihren Problemen, auch wenn Verfolgungen ausbrächen, sei es der Heilige Geist, der den Gläubigen die Kraft schenke, im Glauben zu bleiben, „dies auch in den Momenten der Widerstände und der wütenden Erbitterung der Gesetzeslehrer“.

In diesem besonderen Fall stellte Franziskus einen zweifachen Widerstand gegen das Wirken des Geistes fest: den Widerstand jener, die meinten, Jesus sei nur für das auserwählte Volk gekommen, sowie den Widerstand derer, die den neubekehrten Heiden das mosaische Gesetz auferlegen wollten, einschließlich der Beschneidung. Der Papst merkte an, dass diesbezüglich eine große Verwirrung geherrscht habe:

„Der Geist versetzte die Herzen auf einen neuen Weg: das waren die Überraschungen des Geistes. Und die Apostel haben sich in Situationen vorgefunden, die sie sich nie vorstellen hätten können, neue Situationen. Und wie soll man da mit diesen neuen Situationen umgehen? Aus diesem Grund beginnt der heutige Abschnitt aus der Apostelgeschichte mit den Worten: ‚In jenen Tagen, als ein heftiger Streit entstand...’, eine hitzige Diskussion, denn sie diskutierten über dieses Problem. Auf der einen Seite hatten sie die Kraft des Heiligen Geistes – des Protagonisten –, der drängte, vorwärts zu gehen, vorwärts, vorwärts, vorwärts... Doch der Geist führte sie zu gewissen Neuheiten, zu gewissen Dingen, die noch nie getan worden waren. Sie hatten sie sich nicht einmal vorgestellt. Dass die Heiden den Heiligen Geist empfangen würden, zum Beispiel“.

Die Jünger „hatten diese heiße Kartoffel in den Händen und wussten nicht, was sie tun sollten“. So hätten sie in Jerusalem eine Versammlung einberufen, bei der jeder von seiner Erfahrung berichten hätte können, wie der Heilige Geist auch über die Heiden komme:

„Und am Schluss haben sie sich geeinigt. Doch vorher trug sich da was Schönes zu: ‚Da schwieg die ganze Versammlung. Und sie hörten Barnabas und Paulus zu, wie sie erzählten, welch große Zeichen und Wunder Gott durch sie unter den Heiden getan hatte“ (V. 12). Zuhören, keine Angst vor dem Zuhören haben. Wenn einer Angst vor dem Zuhören hat, dann hat er nicht den Heiligen Geist im Herzen. Zuhören: ‚Was denkst du und warum denkst du das?’. Zuhören in Demut. Und nachdem sie zugehört haben, haben sie entschieden, zu den griechischen Gemeinden, also zu den Christen, die aus dem Heidentum gekommen sind, einige Jünger zu entsenden, um sie zu beruhigen und ihnen zu sagen: ‚Es ist in Ordnung, macht weiter so’“.

Die bekehrten Heiden seien nicht zur Beschneidung gezwungen worden. Diese Entscheidung sei mit einem Schreiben mitgeteilt worden, in dem der Heilige Geist der Protagonist gewesen sei. Die Jünger nämlich hätten bekräftigt: ‚Denn der Heilige Geist und wir haben beschlossen...’ (Apg 15,28). Dies, so der Papst, sei der Weg der Kirche, der Weg „angesichts von Neuheiten. Damit sind nicht weltliche Neuheiten wie Kleidermoden gemeint, sondern die Überraschungen des Geistes, denn der Geist überrascht uns immer. Und wie löst die Kirche derartiges? Wie begegnet sie diesen Problemen, um sie zu lösen? Mit Versammlungen, dem Zuhören, der Diskussion, dem Gebet und der abschließenden Entscheidung“:

„Das ist der Weg der Kirche bis heute. Und wenn uns der Heilige Geist mit etwas überrascht, das neu zu sein scheint oder das ‚man nie so gemacht hat’, das ‚man so tun muss’ – denkt an das II. Vatikanische Konzil, an die Widerstände, die dem II. Vatikanischen Konzil entgegengebracht wurden, und ich erwähne dies, weil dieses Konzil das uns nächsten stehende ist. Wie viele Widerstände: ‚Aber nein....’. Auch heute setzen sich die Widerstände in der einen oder anderen Form fort, und der Geist geht weiter. Und der Weg der Kirche ist dieser: sich versammeln, sich alle gemeinsam versammeln, einander zuhören, diskutieren, beten und entscheiden. Und darin besteht die sogenannte Synodalität der Kirche, in der die Gemeinschaft der Kirche zum Ausdruck kommt. Und wer schafft die Gemeinschaft? Der Geist! Ein weiteres Mal ist er der Protagonist. Was fordert der Herr von uns? Fügsamkeit gegenüber dem Geist. Was fordert der Herr von uns? Keine Angst zu haben, wenn wir sehen, dass es der Geist ist, der uns ruft“.

„Der Geist“, so Franziskus abschließend, „lässt uns bisweilen einhalten, wie er dies mit Paulus getan hat, um uns einen anderen Weg einschlagen zulassen“. Er lasse uns nicht allein, er gebe uns Mut, „er lässt uns sicher auf dem Weg Jesu voranschreiten, er hilft uns, die Widerstände zu überwinden und stark zu sein im Martyrium“:

„Bitten wir den Herrn um die Gnade zu begreifen, wie die Kirche vorangeht, zu begreifen, wie sie vom ersten Augenblick an den Überraschungen des Geistes begegnet ist, und auch für einen jeden von uns um die Gnade der Fügsamkeit gegenüber dem Geist, um auf dem Weg voranzugehen, den Jesus, der Herr, für einen jeden von uns und für die ganze Kirche will“.

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