Für junge Muslime ist der Glaube im Alltag wichtiger als für Christen

28. April 2016 in Jugend


Sinus-Studie: Christliche Jugendliche wollen keineswegs als „streng gläubig“ wahrgenommen werden – Für muslimische Jugendliche haben religiöse Ge- und Verbote ein stärkeres Gewicht für den Alltag als bei jungen Christen.


Berlin (kath.net/idea) Für junge Muslime in Deutschland spielt der Glaube im Alltag eine wichtigere Rolle als für junge Christen. Das geht aus der in Berlin veröffentlichten Sinus-Jugendstudie hervor. Wie es darin heißt, sprechen christliche Jugendliche zwar positiv über ihre Religionszugehörigkeit, seien aber bemüht, sie auch immer wieder zu relativieren, etwa mit der Aussage „Also richtig religiös bin ich nicht“. Sie loteten dabei aus, wie weit Religiosität sozial akzeptiert ist. Als „streng gläubig“ wollten sie keineswegs wahrgenommen werden.

Laut der Studie berichten deutlich mehr muslimische Jugendliche über ihre religiöse Praxis im Alltag als Jugendliche anderer Glaubensrichtungen. Als Beispiele für die aktive Mitwirkung in ihrer Glaubensgemeinschaft nannten junge Muslime unter anderem den Koranunterricht, regelmäßige Gebete, den Fastenmonat Ramadan sowie das Zucker- und Opferfest. Viele zeigen, so die Untersuchung, eine selbstbewusste, positive und zweifelsfreie Identifikation mit ihrem Glauben, der auch sehr stark im sozialen Zusammenhang der Familie gelebt werde.

Während christliche und nichtreligiöse Jugendliche vor allem die Frage bewege, was nach dem Tod kommt, sei für muslimische Jugendliche häufig relevant, was gerecht und moralisch ist. Für sie hätten religiöse Ge- und Verbote ein stärkeres Gewicht für den Alltag als bei jungen Christen.

Die befragten 14- bis 17-jährigen Muslime beschrieben ihren Glauben zumeist als allgemeine Lebenseinstellung, die sie im Alltag kontinuierlich begleite. Als Beispiele für religiöses Handeln bzw. als Erkennungsmerkmale führten sie auch an, auf Alkohol und Schweinefleisch zu verzichten oder ein Kopftuch zu tragen.

Was konfessionslose Jugendliche an Religionen interessiert

Wie es in der Studie weiter heißt, beschäftigen sich Jugendliche, die nicht Mitglied einer Glaubensgemeinschaft sind, mit den großen Weltreligionen häufig besonders intensiv, da die Zugehörigkeit zu einer Religion für sie nicht selbstverständlich sei. Manche beteten auch zu Gott oder einer anderen höheren Macht.

Großes Interesse zeigten diese Jugendlichen für Religionen, die in Deutschland weniger stark vertreten sind, zum Beispiel Buddhismus, Hinduismus und Judentum. Dabei weckten die jeweiligen Dogmen und Überzeugungen ihre Neugier, aber mehr noch der dazugehörige Lebensstil.

Für die Sinus-Studie untersuchen Wissenschaftler alle vier Jahre, wie junge Menschen in Deutschland ticken. Die jetzige kommt zu dem Ergebnis, dass viele Jugendliche sich am gesellschaftlichen „Mainstream“ (Hauptstrom) orientieren. Sie seien bereit sich anzupassen und akzeptierten Leistungsnormen und Sekundärtugenden wie Pünktlichkeit und Disziplin. Für die Forscher zeigt sich darin eine „Sehnsucht nach Aufgehoben und Akzeptiertsein, Geborgenheit, Halt“.


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