Pakistan: Hauptverdächtiger im Mordfall an zwei Christen freigelassen

26. April 2016 in Weltkirche


Das Ehepaar war 2014 bei lebendigem Leib verbrannt worden, die Frau war im fünften Monat schwanger gewesen.


Lahore (kath.net/idea/red) In Pakistan ist ein muslimischer Hauptverdächtiger wieder auf freiem Fuß, der an der Ermordung eines christlichen Ehepaares 2014 beteiligt gewesen sein soll. Medienberichten zufolge sprach das zuständige Gericht Yousaf Gujjar Mitte April gegen Kaution frei. Ihm wurde vorgeworfen, Teil eines Mobs gewesen zu sein, der den damals 30-jährigen Shahzad Masih und seine im fünften Monat schwangere Frau Shama Bibi (26) bei lebendigem Leibe verbrannt hatte (siehe Foto).

Das Paar hatte auf einer öffentlichen Müllhalde den Nachlass eines verstorbenen Verwandten in einem Ziegelofen entsorgt. Zeugen wollen gesehen haben, dass die beiden dabei angeblich auch einen Koran in Brand setzten. Daraufhin hatte sich eine wütende Gruppe aus mehr als 1.000 Personen gebildet. Zunächst sollen sie das Ehepaar geschlagen und schließlich bei lebendigem Leibe in den Ziegelofen gestoßen haben, der Gujjar gehört.

Der pakistanische Premierminister Nawaz Sharif hatte damals erklärt, dass man bei der Bestrafung wegen des „unzumutbaren Verbrechens“ keine Gnade zeigen werde: „Ein verantwortungsvoller Staat kann nicht die Herrschaft des Mobs und öffentliche Lynchjustiz durch Straflosigkeit tolerieren.“ Er müsse seine Minderheiten vor Gewalt und Ungerechtigkeit schützen. Christliche Menschenrechtsorganisationen befürchten nun, dass der Mord ungesühnt bleiben könnte.

Kurienkardinal Jean-Louis Tauran hatte in diesem Zusammenhang bereits im November 2014 festgestellt, dass er seit Monaten vergeblich auf islamische Proteste gegen die eskalierende religiöse Gewalt in Pakistan warte. Es müsse gerade im Interesse der Muslime selbst liegen, das so erzeugte Schreckensbild vom Islam zu korrigieren, kath.net hat berichtet. Tauran ist Präsident des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog.


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