Der größte Dichter von allen

21. April 2016 in Kultur


Vor 400 Jahren starb William Shakespeare. Sein Name ist weltbekannt, seine Werke ebenso. Doch sein Leben gibt viele Rätsel auf. Vor 400 Jahren starb William Shakespeare. Von Christiane Neuhausen (KNA)


Stratford-upon-Avon (kath.net/KNA) William Shakespeare ist der vielleicht bekannteste Dichter der Welt. Seine Werke sind in alle gängigen Sprachen übersetzt, seine Stücke werden überall auf der Welt aufgeführt und neu interpretiert. Über ihn selbst ist aber nur wenig bekannt. Es gibt Lücken in seiner Biografie, die die Forscher zur Verzweiflung bringen - oder zu fantastischen Gedankenflügen animieren. Besonders in diesem Jahr - denn am 23. April jährt sich sein Todestag zum 400. Mal. Shakespeare-Forscher arbeiten unter Hochdruck. Theater in der ganzen Welt haben seine Stücke auf den Spielplan. Shakespeare ist überall.

Geboren wurde er wahrscheinlich am 23. April 1564 in Stratford-upon-Avon, seine Taufe ist jedenfalls für den 26. April nachgewiesen. Damals wurde das Kind in der Regel drei Tage nach der Geburt getauft. Sein Vater John war einer der reichsten Bürger der Stadt, Handschuhmacher, Ratsherr und zeitweiliger Bürgermeister. Mutter Mary stammte aus einer angesehenen katholischen Familie. John Shakespeare war in der katholischen Opposition gegen die protestantische Königin Elizabeth I. aktiv.

Wie verbrachte Shakespeare seine Jugend? Wo ging er zur Schule? Wie kam er an das breite Wissen, das sich in seinem Werk widerspiegelt? Man weiß es nicht und ist auf Vermutungen angewiesen. Im Alter von 18 Jahren heiratete er die ältere Anne Hathaway; sie bekam wenige Monate später das erste Kind. Zwillinge folgten zwei Jahre später. Wie er die Jahre bis 1590 verbrachte, als er in London als Autor nachgewiesen ist, weiß man nicht. Shakespeare-Forscher nennen die Zeit «die verlorenen Jahre». Um sie ranken sich viele Legenden.

Bis zum Erfolg auf den Brettern, die die Welt bedeuten, war es für den Sohn eines Handschuhmachers ein langer Weg. Irgendwann schloss er sich einer Schauspieltruppe an, die dann den Schutz des Lord Chamberlain erhielt. Das war überlebenswichtig - denn fahrende Gesellen wie Schauspieler benötigten einen starken Patron. In London etablierte sich Shakespeare als Autor für die Truppe. Von 1599 an fanden sie ihre Heimat im berühmten Globe-Theater.

Shakespeare schrieb Komödien, Historiendramen und Tragödien für seine Schauspieler. Gelegentlich bestieg er sogar selbst die Bühne. Er hatte sein Geld in das Theater investiert; daher konnte er nicht in aller Zurückgezogenheit Verse für die Ewigkeit schmieden, sondern musste mit Blick auf ein anspruchsvolles Publikum produzieren. Von seinen Stücken hing das Wohlergehen des Theaters ab - und nicht zuletzt sein eigener Wohlstand, der zum Ende seiner Karriere nicht unbeträchtlich war. Seinen Lebensabend konnte er im größten und schönsten Haus Stratfords verbringen.

Neben den literaturwissenschaftlichen Forschungen sind es drei Fragen, die immer wieder auftauchen: Hat Shakespeare seine Stücke selbst geschrieben? Während Literaturwissenschaftler sich völlig einig sind, dass Shakespeare - von verschiedenen Kooperationen am Anfang und am Ende seiner Karriere abgesehen - sein Werk selbst verfasst hat, kursieren von Zeit zu Zeit Verschwörungstheorien. Ebenso bewegt die Frage nach seiner sexuellen Orientierung, die aufgrund von Widmungen und Sonetten Auftrieb erhalten.

Die Frage, die in den vergangenen Jahren besonders intensiv diskutiert wird, ist die nach seinem religiösen Bekenntnis: War Shakespeare katholisch? Dafür spricht viel - aber auch hier weiß man es nicht genau. In seinen Werken lassen sich Argumente dafür und dagegen finden. Auch wie Shakespeare genau aussah, ist nicht bekannt. Von einem Porträt sagte sein Schriftstellerkollege Ben Jonson, Shakespeare sei darauf gut getroffen. Auch geht man davon aus, dass der Poet auf seinem Grabdenkmal gut wiedergegeben ist.

Shakespeare war der ungekrönte König des elisabethanischen Theaters. Auch unter Elizabeths Nachfolger Jakob I. (1603-1625) stand er hoch im Kurs. Seine überragende Stellung in der Weltliteratur wird nicht angezweifelt. Viele Generationen von Literaturwissenschaftlern verdanken ihm Lohn und Brot. Auch heute noch ist Shakespeare der König der Bretter, die die Welt bedeuten.

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