Die Liebe befreit

20. April 2016 in Aktuelles


Franziskus: kein Kompromiss mit der Sünde. Ihr sind ihre vielen Sünden vergeben, weil sie mir so viel Liebe gezeigt hat. Um zu heilen, muss der Arzt nahe treten und der Patient seine Krankheit erkennen. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Als nun eine Sünderin, die in der Stadt lebte, erfuhr, dass er im Haus des Pharisäers bei Tisch war, kam sie mit einem Alabastergefäß voll wohlriechendem Öl und trat von hinten an ihn heran. Dabei weinte sie und ihre Tränen fielen auf seine Füße. Sie trocknete seine Füße mit ihrem Haar, küsste sie und salbte sie mit dem Öl. Dann wandte sich Jesus der Frau zu und sagte zu Simon: Siehst du diese Frau? Als ich in dein Haus kam, hast du mir kein Wasser zum Waschen der Füße gegeben; sie aber hat ihre Tränen über meinen Füßen vergossen und sie mit ihrem Haar abgetrocknet. Du hast mir (zur Begrüßung) keinen Kuss gegeben; sie aber hat mir, seit ich hier bin, unaufhörlich die Füße geküsst. Du hast mir nicht das Haar mit Öl gesalbt; sie aber hat mir mit ihrem wohlriechenden Öl die Füße gesalbt. Deshalb sage ich dir: Ihr sind ihre vielen Sünden vergeben, weil sie (mir) so viel Liebe gezeigt hat. Wem aber nur wenig vergeben wird, der zeigt auch nur wenig Liebe. Dann sagte er zu ihr: Deine Sünden sind dir vergeben“ (Lk 7,37.38.44-48).

Das Evangelium von der Begegnung Jesu mit der Sünderin in Kafarnaum stand im Mittelpunkt der Katechese von Papst Franziskus bei der heutigen Generalaudienz. Franziskus lenkte die Aufmerksamkeit auf den Vergleich zwischen den Gestalten des eifrigen Pharisäers und Gesetzesdieners Simon und der namenlosen Sünderin. Der erste urteile auf der Grundlage des Anscheins, die Frau hingegen bringe ihr Anliegen aufrecht zum Ausdruck. Obwohl Simon Jesus eingeladen habe, wolle er sich nicht kompromittieren oder sein Leben mit dem des Meisters verbinden. Die Sünderin dagegen sei voller Liebe und Verehrung und vertraue sich Jesus an.

Der Pharisäer begreife nicht, dass sich Jesus von den Sündern „beschmutzen“ lasse. Er sei der Ansicht, dass er sie von sich fernhalten müssen, wenn er ein wahrer Prophet sei. Diese Haltung sei typisch für eine gewisse Art und Weise, wie Religion verstanden werde. Sie sei motiviert durch die Tatsache, dass Gott und die Sünde einander radikal entgegengesetzt seien. Doch das Wort Gottes lehre, dass zwischen dem Sünder und der Sünde unterschieden werden müsse: keine Kompromisse mit der Sünde, „während die Sünder – das heißt wir alle! – wie Kranke sind, die der Heilung bedürfen, und um geheilt zu werden, muss der Arzt näher treten“. Und natürlich müsse der Kranke anerkennen, dass er den Arzt brauche.

Jesus, der keine Vorurteile habe, lasse die Sünderin tun, was sie tue. Der Heilige Gottes lasse sich von ihr berühren, ohne Angst zu haben, „beschmutzt zu werden“: „Jesus ist frei, frei, weil er Gott, dem barmherzigen Vater, nahe ist. Und diese Nähe zu Gott schenkt Jesus die Freiheit“. Daher könne er der Sünderin ihre Sünden vergeben und sie aus ihrer Isolierung befreien.

So könnten auf der einen Seite die Heuchlerei der Gesetzeslehrer und auf der anderen Seite die Aufrichtigkeit, die Demut und der Glaube der Frau erkannt werden. Der Papst warnte die Gläubigen vor dieser Heuchelei, sich für besser als die anderen zu halten.

„Da dachten die anderen Gäste: Wer ist das, dass er sogar Sünden vergibt?“ – Jesus gebe keine ausdrückliche Antwort. Doch die Bekehrung der Sünderin zeige, dass in ihm die Macht des Erbarmens Gottes erglänze, die fähig sei, die Herzen zu verwandeln.

Die Sünderin lehre die Verbindung zwischen Glauben, Liebe und Dankbarkeit: „Ihr sind ihre vielen Sünden vergeben, weil sie (mir) so viel Liebe gezeigt hat. Wem aber nur wenig vergeben wird, der zeigt auch nur wenig Liebe“. Gott umschließe alle im selben Geheimnis der Barmherzigkeit. Von dieser Liebe, die immer vorangehe, lernten wir zu lieben: „Durch sein Blut haben wir die Erlösung, / die Vergebung der Sünden nach dem Reichtum seiner Gnade. Durch sie hat er uns mit aller Weisheit und Einsicht reich beschenkt“ (Eph 1,7-8). In diesem Abschnitt aus dem Brief an die Epheser sei „Gnade“ praktisch gleichbedeutend mit „Barmherzigkeit.“

Abschließend forderte der Papst die Gläubigen auf, dankbar für das Geschenk des Glaubens zu sein: „Lassen wir es zu, dass sich die Liebe Christi in uns ergieße: aus dieser Liebe schöpft der Jünger und auf ihr gründet er. Von dieser Liebe kann sich ein jeder nähren. So teilt sich in der dankbaren Liebe, die wir unsererseits über unsere Brüder und Schwestern, in unseren Häusern, in der Familie, in der Gesellschaft ausgießen, allen die Barmherzigkeit des Herrn mit“.


Die Pilger und Besucher aus dem deutschen Sprachraum begrüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Ein herzliches Willkommen sage ich den Pilgern deutscher Sprache. Ich grüße besonders die Seminaristen des überdiözesanen Seminars St. Lambert in Burg Lantershofen sowie die Mitglieder und Freunde der Stiftung Ecclesia mundi. Liebe Brüder und Schwestern, Gott hat uns zuerst geliebt (1 Joh 4,19): Dies wollen mit unserer Liebe zum Herrn und zu den Mitmenschen erwidern; so können wir die Welt verändern. Von Herzen segne ich euch alle.

Papst Franziskus Generalaudienz 20.4.2016: Kein Kompromiss mit der Sünde! (Ohne Übersetzung)



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