‚Amoris laetitia’ im Sinn der katholischen Lehre verstehen

20. April 2016 in Weltkirche


Das päpstliche Schreiben ändert die bestehende kirchliche Lehre nicht. Eine sakramentale Ehe ist kein Ideal für wenige, sondern ein Lebensweg für alle, schreibt Erzbischof Charles Chaput.


Philadelphia (kath.net/jg)
Trotz seines Umfanges sei das Nachsynodale Apostolische Schreiben „Amoris laetitia“ von Papst Franziskus ein Text, der von allen Erwachsenen gelesen werden sollte, die sich für ihren Glauben interessieren. Es solle im Licht vorausgehender kirchlicher Dokumente zu Ehe und Familie gelesen werden, insbesondere der Theologie des Leibes von Johannes Paul II. und des Schreiben „Familiaris consortio“. Das schreibt Charles Chaput, der Erzbischof von Philadelphia, in seiner Kolumne auf der diözesanen Nachrichtenseite CatholicPhilly.com.

Der Text sei „lebendig geschrieben“ und reich an ausgezeichneten Lehrinhalten. Wer eine Änderung der katholischen Lehre über Ehe, Scheidung, Familie oder Sexualität erwarte, werde enttäuscht sein. Andere würden sich mit dem Kapitel 8 schwer tun, in dem sich der Papst mit dem pastoralen Umgang mit Menschen in irregulären Situationen befasst, schreibt der Erzbischof.

Barmherzigkeit sei eine größere Tugend als Gerechtigkeit, zitiert Chaput den deutschen Theologen Romano Guardini. Dieser habe auch geschrieben, dass es echte Barmherzigkeit nicht getrennt von der Wahrheit geben könne. Die Wahrheit die Jesus über die Ehe gelehrt habe sei, dass sie ein dauerhafter und unwiderruflicher Bund zwischen Mann und Frau sei, mit allen Konsequenzen für das sakramentale Leben, schreibt Chaput weiter.

Der „Geist der Barmherzigkeit“ der „Amoris laetitia“ durchwehe, sei keine Erlaubnis, die Wahrheit bei wesentlichen Aspekten des Ehesakramentes ignorieren zu dürfen. Gleichzeitig dürfe man die katholische Ehelehre nicht als hohes Ideal sehen, das nur für wenige erreichbar sei, sondern eine Lebensform, die alle leben können und sollen, stellt Erzbischof Chaput klar.



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