ZDF-Sendung 'Peter Hahne': Für mehr Ehrlichkeit in Nachrufen

17. April 2016 in Deutschland


Ex-Ministerpräsident Vogel: Schwächen Verstorbener nicht verschweigen


Berlin (kath.net/idea) Für mehr Ehrlichkeit in Nachrufen und bei Trauerfeiern haben sich Gäste der am 10. April ausgestrahlten ZDF-Sendung „Peter Hahne“ ausgesprochen. Sie hatte den Titel „Nach dem Tod nur Lob – Wie viel Wahrheit passt zum Nachruf?“. Hintergrund war die Feststellung des Moderators Peter Hahne, dass die Kommentare über Politiker zu Lebzeiten und die Gedenkreden nach ihrem Tod oft auseinanderklaffen. Als Beispiel nannte er den am 18. März im Alter von 54 Jahren verstorbenen Guido Westerwelle, der in seiner Zeit als FDP-Vorsitzender und Bundesaußenminister oft hart attackiert, in den Nachrufen aber in den höchsten Tönen gelobt wurde – auch von politischen Gegnern. Der frühere Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und Thüringen, Bernhard Vogel (CDU), sagte, er habe sich gefreut, wie viel Positives über Westerwelle nach seinem Tod gesagt worden sei. Er habe jedoch Kritisches zur Amtsführung des FDP-Politikers vermisst: „Wenn man das pietätvoll tut, wird man ihm mehr gerecht, als wenn man hinterher ein völlig anderes Bild zeichnet, als es sich vorher dargestellt hat.“ Vogel räumte ein, dass es etwa bei Nachrufen von Politikern auf ihre Kollegen sehr schwer sei, bei der Wahrheit zu bleiben. Seine Schlussfolgerung: „Man muss nicht alles sagen. Aber man darf auch nicht alles verleugnen“, so Vogel im Blick auf die Schwächen einer Person. Er nannte es „sehr sympathisch“, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), bei der Trauerfeier für Westerwelle auch dessen Ecken und Kanten angesprochen habe. Die Kanzlerin hatte neben vielen lobenden Worten gesagt: „Er schaffte es im Übrigen auch problemlos, mich – wenn er sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte – manchmal, ich kann es nicht anders sagen, zur Weißglut zu bringen.“

Pfarrerin: Gegen Lobhudelei und Lügen in Trauerreden

In der Sendung wirkte ferner eine Pfarrerin der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers mit, Luitgardis Parasie (Northeim), die bisher über 500 Trauerpredigten gehalten hat. Sie plädierte für Glaubwürdigkeit in den Reden über Verstorbene: „Lobhudelei und Lügen gehen gar nicht.“ Allerdings müsse man stets in Liebe und Respekt über Verstorbene sprechen: „Denn Tote können sich nicht mehr wehren.“ Laut Parasie ist eine kirchliche Trauerfeier kein Nachruf. Vielmehr stehe das Wort Gottes im Mittelpunkt. Es gehe darum, dass Jesus Christus von den Toten auferstanden sei und um die Hoffnung auf Auferstehung für die Verstorbenen. Sie beziehe, so Parasie, aber auch den Lebenslauf des Verstorbenen in die Predigt ein. Als entlastend bezeichnete es die Theologin, „dass Gott über ihn richten wird und nicht ich“.


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