Letzter Christ verlässt früheres theologisches Zentrum Nusaybin

16. März 2016 in Weltkirche


Der Küster flüchtete mit seiner Familie vor den Kämpfen zwischen kurdischen Rebellen und türkischem Militär. Das Schicksal der Jakobskirche von Nisibis, die aus dem dritten Jahrhundert stammt, ist nun ungewiss.


Istanbul (kath.net/KNA) Aus der südosttürkischen Stadt Nusaybin, dem antiken Nisibis, ist der letzte Christ geflohen. Nach Informationen der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) flüchtete der Küster Daniel Cepe mit seiner Familie vor den Kämpfen zwischen kurdischen Rebellen und türkischem Militär. Cepe bewachte bislang die Jakobskirche von Nisibis, die aus dem dritten Jahrhundert stammt und zu den ältesten religiösen Bauwerken von Obermesopotamien zählt.

Die türkischen Sicherheitskräfte hatten zu Wochenbeginn eine unbefristete Ausgangssperre über Nusaybin verhängt und mehrere tausend Soldaten um die Stadt zusammengezogen, in der sich viele Kämpfer der kurdischen Rebellengruppe PKK und deren Jugendmiliz YDG-H verschanzt halten. Die Zivilbevölkerung floh vor Beginn der Kämpfe größtenteils aus der Stadt.

Das Schicksal der antiken Jakobskirche, die auf der Vorschlagsliste für das Unesco-Weltkulturerbe steht, ist nun ungewiss. In der nahen Großstadt Diyarbakir waren bei den Kämpfen zwischen PKK und türkischem Militär im Februar schon die armenische Sankt-Giragos-Kirche und wahrscheinlich auch die syrisch-orthodoxe Marienkirche zerstört worden.

Die Jakobskirche von Nisibis wurde von ihrem Namensgeber Mar Jakob gegründet, der von 309 bis 350 Bischof von Nisibis war und 325 in Nizäa am ersten Ökumenischen Konzil teilnahm. Er begründete die theologische Schule von Nisibis, die das Christentum in Mesopotamien verbreitete und über Jahrhunderte auf das gesamte Oströmische Reich ausstrahlte.

Amateurvideo: Grab des Bischofs Jakob von Nisbis unter der nach ihm benannten Kirche


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