'Die Kirche ist heute in vielen Ländern in Not'

18. Februar 2016 in Weltkirche


Gedenken an Pater Werenfried van Straaten in Köln zum 13. Todestag


Köln (kath.net/KIN) „Die Kirche ist heute in vielen Ländern leiblich und geistlich in Not“, das sagte Bischofsvikar Monsignore Markus Hofmann bei einem Gedenkgottesdienst im Kölner Dom zum 13. Todestag von Pater Werenfried van Straaten, dem Gründer des weltweiten Hilfswerks „Kirche in Not“. In den Ländern des Nahen Ostens und in Afrika würden Christen benachteiligt, bedrängt und nicht selten auch blutig verfolgt. Weltweit werde 100 Millionen Christen in 50 Staaten das Menschenrecht der freien Religionsausübung vorenthalten. „Auch bittere Armut, mangelnde Bildungsmöglichkeiten und poltische Ausgrenzung ganzer Bevölkerungsschichten behindern weltweit das Wachstum des Reiches Gottes“, sagte Hofmann vor rund 600 Wohltätern des Hilfswerks.

Noch schwerwiegender sei die Kirche in Not, wo eine innere Auszehrung und ein Verdunsten des Glaubens unübersehbar seien. Wenn in Deutschland nur noch 10 Prozent der Katholiken am Sonntag in die heilige Messe gingen, dann sei der Glaube aufs äußerste gefährdet. „Da ,Kirche in Not‘ sowohl die materielle als auch die geistliche Not in 140 Ländern der Erde lindert, ist es so wichtig, dass es dieses päpstliche Hilfswerk gibt“, so Hofmann.

Einen Tag nach der historischen Begegnung von Papst Franziskus mit dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill auf Kuba erinnerte Hofmann daran, dass Pater Werenfried van Straaten schon lange den russisch-orthodoxen Christen geholfen habe. „Diese Hilfe hat dazu beigetragen, dass die schwer belasteten Beziehungen zwischen Rom und Moskau nun besser sind als je zuvor“, sagte der Bischofsvikar.

Bei einem anschließenden Podiumsgespräch im Kölner Maternushaus über den Islam in Afrika und im Nahen Osten sagte Weihbischof William Shomali vom Lateinischen Patriarchat von Jerusalem: „Es war ein Fehler, dass der Westen in Syrien die Demokratie einführen wollte. Schon Johannes Paul II. hatte den damaligen amerikanischen Präsidenten George W. Bush davor gewarnt, in den Irak einzufallen, um zu versuchen, dort die Demokratie zu etablieren.“ Amerika habe bislang zu wenig bedacht, dass der syrische Präsident Assad demokratisch vom Volk gewählt wurde. Zur Wahl gestanden seien nicht Diktatur und Demokratie, sondern ein gemäßigter Diktator und völliges Chaos, so der Weihbischof.

Der aus dem westafrikanischen Ghana stammende Erzbischof Philip Naameh berichtete, dass ein Drittel der Parlamentarier in seinem Land Muslime seien. Die meisten von ihnen seien auf katholischen Schulen gewesen. „Dabei sind viele Freundschaften zwischen Muslimen und Christen entstanden, die sich auch in einer christenfreundlichen Politik niederschlagen“, sagte Naameh. Sorge bereite ihm, dass radikale Muslime seit einigen Jahren ghanaischen Jugendlichen Stipendien anböten, um in Saudi Arabien eine strenge Form des Islam zu erlernen, wonach alle Nicht-Muslime als Ungläubige gelten. „Mit diesen radikalen Ideen kehren die Jugendlichen in ein Land zurück, in dem Religion kein trennender Faktor ist, sondern in dem es christlich-muslimische Familien gibt“. Wenn Islamisten Anschläge verüben, dann sei es wichtig, dass Christen auf Hass nicht mit Hass antworten. „Nach dem Beispiel Christi soll jedes Böse bei uns enden. Dann kann es sich nicht weiter ausbreiten“, so der Erzbischof.

Über das Zusammenleben von Christen und Muslimen in Malawi sprach Bischof Montfort Stima. Während das Land überwiegend christlich geprägt sei, lebten in seinem Bistum Mangochi die Christen als Minderheit von 20 Prozent in einem muslimischem Umfeld. Stima berichtete, dass das überwiegend friedliche Zusammenleben der Religionen in den letzten Jahren von einzelnen islamistischen Gewaltakten gestört worden sei. So sei ein Priester seiner Diözese auf offener Straße angegriffen und ein christlicher Lehrer aus seinem Haus vertrieben worden, so der Bischof.

Auf einem weiteren Podium sprach der emeritierte Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner am 11. Todestag der Seherin Schwester Lúcia dos Santos über die Marienerscheinungen in Fatima im Jahr 1917. Auf seinen fünf Reisen nach Fatima sei er der Karmelitin mehrmals begegnet, der zusammen mit zwei anderen Hirtenkindern die Gottesmutter sechs Mal erschienen ist. Dem Aufruf der Muttergottes zur Sühne und zu stellvertretendem Opfer habe Meisner Folge geleistet. „Ich habe für Priester gefastet, die ihr Amt aufgeben wollten. Und das Fasten half und manche sind geblieben.“

Meisner unterstrich die große Bedeutung der Botschaft von Fatima für die Päpste des 20. Jahrhunderts, vor allem für Johannes Paul II. „Er wurde an einem Fatimatag, am 13. Mai 1981, vor dem Tod errettet.“ Jene Kugel des Attentäters, die den Papst in den Bauch traf, habe die Hauptschlagader nur um 2 Millimeter verfehlt. Dies habe Johannes Paul II. dem Schutz der Muttergottes von Fatima zugeschrieben. „Zum Dank hat er diese Kugel in die Krone der Muttergottesstatue in Fatima einarbeiten lassen“, unterstrich Meisner.

Auch den Fall der Berliner Mauer habe Johannes Paul II. als Frucht der Botschaft von Fatima gesehen. Dort heißt es: „Wenn man auf meine Wünsche hört, wird Russland sich bekehren, und es wird Friede sein.“ Der Papst habe ihn als Hauptzelebranten zum Dankgottesdienst in Fatima anlässlich des zehnten Jahrestags des Falls der Berliner Mauer entsandt. Als „Mitarbeiter der Muttergottes von Fatima“ bezeichneten portugiesische Gläubige Meisner im Jahr 2000. Er hatte sich damals mit Erfolg dafür eingesetzt, dass die Feiern der Seligsprechung der Seherkinder Jacinta und Francisco Marto in Fatima stattfanden und nicht in Rom. Auf diese Weise war es 1,5 Millionen Portugiesen möglich, an den Feierlichkeiten teilzunehmen.

Weitere Informationen und Spendenmöglichkeiten:

Kirche in Not Deutschland

Kirche in Not Österreich

Kirche in Not Schweiz

Foto: Erzbischof em. Joachim Kardinal Meisner sprach über die Marienerscheinungen in Fatima. Die Geschäftsführerin von „Kirche in Not“ Deutschland, Karin Maria Fenbert, führte das Interview © Kirche in Not


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