Schäuble mahnt: Der Kirche darf es nicht vorrangig um Politik gehen

13. Februar 2016 in Deutschland


„Die protestierenden Protestanten schießen manchmal über das Ziel hinaus.“


Göttingen (kath.net/ idea)
Vor einer zu starken Politisierung der evangelischen Kirche hat Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) gewarnt. „Wir haben heute viele politische Protestanten, was für unsere Demokratie gut und wichtig ist. Manchmal aber entsteht der Eindruck, es gehe in der evangelischen Kirche primär um Politik, als seien politische Überzeugungen ein festeres Band als der gemeinsame Glaube“, schreibt der landeskirchliche Protestant in der Zeitschrift „Pastoraltheologie“ (Göttingen) in einem Beitrag zum 500-jährigen Reformationsjubiläum 2017.

Das führe dazu, dass sich Christen mit abweichenden politischen Auffassungen schnell ausgeschlossen fühlten. Noch bedenklicher sei aber, dass das Ziel politischer Einflussnahme letztlich verfehlt werde: „Denn die besondere Überzeugungskraft, die von religiös motiviertem politischen Handeln ausgeht, liegt in dessen geistlicher, spiritueller Basis.“

Schäuble zufolge müssen auch Protestanten in der Demokratie anerkennen, dass sie nicht allein ihrem politischen Gewissen verpflichtet seien, sondern dem Willen der Mehrheit: „In fast allen Fällen gelten die Prinzipien der Demokratie, nach der (fast) alle Meinungen artikuliert und in den Entscheidungsprozess eingebracht werden können, aber am Ende doch die Mehrheitsentscheidung, die in einem klar geregelten Prozess getroffen wird, gilt. Hier schießen die protestierenden Protestanten manchmal über das Ziel hinaus.“

EKD: Es darf in der Kirche nie um Parteipolitik gehen

Die EKD-Pressestelle in Hannover äußerte auf Anfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur idea zu dem Beitrag, Schäuble unterstreiche darin, „dass Religion politisch ist, aber nicht Politik“. Man stimme mit ihm überein, „dass es in politischen Stellungnahmen aus dem kirchlichen Raum nie um Parteipolitik, sondern immer um eine geistlich gegründete Orientierung gehen darf“. Der Bevollmächtigte des Rates der EKD bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union, Prälat Martin Dutzmann (Berlin), ließ auf idea-Anfrage mitteilen, dass er der Stellungnahme der EKD-Pressestelle nichts hinzuzufügen habe.


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