Die antike Institution des Jubeljahres und ihr Heute

10. Februar 2016 in Aktuelles


Franziskus: ein Jubeljahr, das nicht an den Geldbeutel geht, ist kein Jubeljahr. Das gerechte und solidarische Teilen der Güter. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Am Versöhnungstag sollt ihr das Horn im ganzen Land ertönen lassen. Erklärt dieses fünfzigste Jahr für heilig und ruft Freiheit für alle Bewohner des Landes aus! Es gelte euch als Jubeljahr. Jeder von euch soll zu seinem Grundbesitz zurückkehren, jeder soll zu seiner Sippe heimkehren. Denn es ist ein Jubeljahr, es soll euch als heilig gelten“ (Lev 25,9-10.12).

In seiner Katechese zur Generalaudienz am Aschermittwoch setzte sich Papst Franziskus mit der antiken Institution des Jubeljahres auseinander. In der Heiligen Schrift und besonders im Buch Levitikus werde von der Stiftung des „Jubeljahres“ berichtet. Jedes fünfzigste Jahr sollte für heilig erklärt werden und als Jubeljahr gelte, das am Versöhnungstag durch den Klang des Horns eröffnet werde.

Es habe sich um eine Art Generalvergebung gehandelt, die es allen ermöglichen sollte, ihre ursprüngliche Situation wiederzuerhalten. Jede Schuld sei erlassen worden, Grund und Boden seine zurückgegeben worden, die eigene Freiheit sollte wieder hergestellt werden.

Das Jubeljahr habe dem Volk Israel dazu gedient, die Armut und Ungleichheit zu bekämpfen, allen ein würdiges Leben und eine gleiche Verteilung der Güter zu sichern. Dahinter sei die Idee gestanden, dass die Erde letztlich Gottes Eigentum sei. Das Ziel sei eine auf Gleichheit und Solidarität gegründete Gesellschaft gewesen, wo Freiheit, Besitz und Geld ein Gut für alle und nicht nur für einige wenige seien. Daran solle gerade heute immer wieder gedacht werden. Jeder solle in seinem Herzen denken, ob er zu viel besitzt: „Warum nicht denen etwas überlassen, die nichts haben? Zehn Prozent, fünfzig Prozent... Ich sage: der Heilige Geist solle einen jeden von euch inspirieren“.

Der Papst erinnerte daran, dass achtzig Prozent der Güter der Menschheit in den Händen von weniger als zwanzig Prozent der Menschen seien. Das Jubeljahr diene der Umkehr, damit unser Herz größer und großherziger werde mit mehr Liebe. Wenn das Jubeljahr nicht an den Geldbeutel gehe, dann sei es kein Jubeljahr: „Das steht in der Bibel, ja? Das erfindet sich nicht dieser Papst“. Das Ziel sei also eine Gesellschaft, die auf Gleichheit und Solidarität gründe, wo die Freiheit, das Land und das Geld ein Gut für alle und nicht nur für wenige werden.

Das Jubeljahr vertiefe das Vertrauen auf Gott, der als guter Vater seine Schöpfung erhalte. Zugleich stärke es im Volk Gottes das Bewusstsein, die Brüderlichkeit und gegenseitige Hilfe konkret zu leben. So könne das Jubeljahr in der Bibel als ein Jubeljahr der Barmherzigkeit verstanden werden, einer Barmherzigkeit, die beim Menschen, unter den Mitbürgern, den Familien, den Völkern, den Kontinenten ihren Anfang nehmen müsse.

Die Botschaft der Bibel sei sehr deutlich: sich mutig dem gemeinsamen Teilen öffnen, „und das ist Barmherzigkeit“. Einen Beitrag für die Verwirklichung einer Erde ohne Arme zu leisten heiße: „eine Gesellschaft ohne Diskriminierungen aufzubauen, die auf der Solidarität gründet, was zum Teilen dessen führt, was man besitzt, in einer Aufteilung der Ressourcen, die auf der Brüderlichkeit und der Gerechtigkeit gründet“.


Die Pilger und Besucher aus dem deutschen Sprachraum begrüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Gerne heiße ich die Pilger aus den Ländern deutscher Sprache wie auch aus Luxemburg, Belgien und den Niederlanden willkommen. Besonders grüße ich die Ministranten der Diözese Bozen-Brixen in Begleitung von Bischof Ivo Muser als auch die Vereinigung Pro Petri Sede. Liebe Freunde, in den kommenden Tagen werde ich Mexiko besuchen. Ich bitte euch, meine Apostolische Reise und die Begegnung mit Patriarch Kyrill auf Kuba mit eurem Gebet zu begleiten. Vielen Dank! Ich wünsche euch einen guten Beginn der Fastenzeit.

Papst Franziskus Generalaudienz 10.2.2016: Ein Jubeljahr, das nicht an den Geldbeutel geht, ist kein Jubeljahr (ohne Übersetzung)




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