Uni schließt Raum der Stille nach Schwierigkeiten mit Muslimen

6. Februar 2016 in Deutschland


TU Dortmund: Muslimische Männer hatten Frauen den Zugang nur zu einem abgetrennten Bereich erlaubt - Flyer empfahl Studentinnen Kopftuchtragen und Parfumverzicht – Rektorat: "Gleichberechtigung von Mann und Frau ist ein unantastbarer Kernbereich"


Dortmund (kath.net) Mehrfach wurden „weibliche Besucher des Raumes am Eingang von männlichen muslimischen Nutzern abgefangen und darauf hingewiesen, dass sie nur Zugang zu einem kleineren, optisch und tatsächlich abgegrenzten Raumteil hätten, der größere Raumteil sei nur Männern vorbehalten.“ Dies beschreibt die Technische Universität Dortmund über das Verhalten muslimischer Studenten im hochschuleigenen „Raum der Stille“ im Physikgebäude des Campus. Das Rektorat gab nun bekannt, dass man dieses Angebot nicht länger aufrechterhalten werde, der Raum werde einer anderen Nutzung zugeführt. Die Technische Universität begründet ihre Entscheidung damit, dass dies ein „unter keinen Umständen hinnehmbarer Verstoߓ gegen „Art. 3 unseres Grundgesetzes (u. a. Gleichberechtigung von Mann und Frau)“ sei, was sie „zu einem unverzüglichen Handeln gezwungen“ habe. „Vor diesem Hintergrund betrachten wir den Versuch, einen neutralen und allen Glaubensrichtungen in gleicher Weise zur Verfügung stehenden ‚Raum der Stille‘ zu schaffen, leider als gescheitert“, erläuterte das Rektorat in einem Brief an Beschwerdeführer vom 3.2.2016.

Bei einer Ortbesichtigung habe das Rektorat festgestellt, „dass die raumhohen, stabilen Regale umgestellt worden waren und als Raumteiler dienten, die den Raum, beginnend am Eingang, in einen größeren hellen und einen kleineren dunklen Bereich aufteilten. Über diese Regale waren zusätzlich Decken gehängt, womit sichergestellt wurde, dass eine Blickverbindung von einem Raumteil in den anderen nicht möglich war.“ Entgegen den Nutzungsvereinbarungen für den Raum der Stille habe man „mehrere Gebetsteppiche und ein Koran“ vorgefunden.

Bereits einige Zeit zuvor, so schilderte das Rektorat weiter, sei es zu „einem ersten massiven Verstoߓ gegen Nutzungsordnung und Zweckbestimmung des Raumes gekommen. So habe eine Begehung durch den ASTA ergeben, „dass in dem Raum, entgegen der Nutzungsordnung, diverse Gebetsteppiche und Korane gelagert wurden sowie Flugblätter in arabischer Schrift und deutschsprachige Belehrungen auslagen, die unter anderem Hinweise enthielten, wie sich Frauen zu kleiden und zu benehmen hätten (z. B. Tragen eines Kopftuches, Verzicht auf Parfüm, etc.). Ferner wurde die Nutzung durch externe Dritte im Rahmen von Gruppenveranstaltungen sowie die Verwendung von Raumteilern zur Geschlechtertrennung festgestellt.“ Dies alles habe den AStA dazu veranlasst, „den Raum vorübergehend zu schließen und mit den für die Verstöße Verantwortlichen zunächst ein klärendes Gespräch zu führen“. Nach Wiederherstellung der Ordnung und Inaussichtstellung einer positiven Prognose sei der Raum wieder geöffnet worden.

Das Rektorat äußert in seinem Schreiben, das ausschließlich an drei Männer gerichtet ist, wörtlich: „Ihre Ansichten bezüglich einer angeblichen Verhöhnung, einer Diskriminierung, einem antiislamischen Rassismus oder einem Generalverdacht weisen wir aus den genannten Gründen auf das Schärfste zurück. Ihre Anmerkungen zur Bedeutung der Integration greifen wir gerne auf und erlauben uns zu ergänzen, dass hierzu die Kenntnis und Akzeptanz der in der Bundesrepublik Deutschland geltenden Gesetze gehört, an die wir alle gebunden sind. Gleichberechtigung von Mann und Frau ist dabei ein unantastbarer Kernbereich. Aufgrund des von Ihnen aufgezeigten öffentlichen Interesses an der Angelegenheit machen wir unsere Antwort auf Ihr Schreiben der Öffentlichkeit unmittelbar zugänglich.“ Über die Vorgänge wurde inzwischen sowohl in regionalen wie auch in überregionalen Medien berichtet.

Interreligiöse Stilleräume sind inzwischen in vielen öffentlichen Einrichtungen üblich. Ob es auch andernorts zu ähnlichen Problemen mit der Gleichberechtigung von Frau und Mann kommt (oder möglicherweise auch zu Schwierigkeiten zwischen den Religionen), ist bisher nicht bekannt. Die Technische Universität Berlin bietet jedenfalls gleich zwei interreligiöse Räume der Stille an, die jeweils nur für Männer oder für Frauen gedacht sind.

Das Schreiben der Technischen Universität Dortmund vom 3.2.2016 in voller Länge - Leseempfehlung!

Die „Ruhrnachrichten“ veröffentlichen ein Foto des Stilleraumes mit den Stellwänden, die offenbar häufiger zweckentfremdet wurden: „TU schließt Ruheraum wegen Geschlechtertrennung“

Wandgestaltung vor dem interreligiösen Raum der Stille auf dem Flugplatz Stuttgart



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