'Die bösen Reichen'

5. Februar 2016 in Kommentar


Kürzlich hieß es in einer Schlagzeile: „Die 62 Reichsten besitzen mehr als die Hälfte der Gesamtbevölkerung“. Darauf folgte sofort der dumme Ruf: „Steueroasen trockenlegen“. Gastbeitrag von Oeconimicus


Linz (kath.net) Immer wieder das leidige Thema Geld… Es gibt unendlich vieles auf dieser Erde. Eines dieser Dinge, eine im Übrigen geniale Erfindung des Menschen um den bis dahin üblichen Tauschhandel zu vereinfachen, heißt „Geld“. Geld ist im Grund ein Symbol, eine Fiktion, an die aber (fast) alle glauben. Geld hat sehr viel mit Haben und sehr wenig mit Sein zu tun. Und Geld bedarf auch einer Gebrauchsanweisung, die man aber auf keinem einzigen Geldschein („Schein“ – nomen est omen) findet…

Mit diesem Geld verbinden sich ungeheuer viele Vorstellungen und Mythen, vor allem jener, dass Geld es einem erlaube, sich aller Sorgen zu entledigen. Diesem Mythos erliegen die sehr Armen wohl ebenso wie die sehr Reichen – doch gibt es sowohl unter den Armen als auch unter den Reichen Menschen, die dem Geld die ihm gebührende Rolle beimessen, nämlich eine dienende. Für die allergrößte Mehrheit aber übt es eine Herrschaft aus – egal ob reich oder arm. Es kann aber immer nur die Herrschaft ausüben, die man ihm zugesteht!
Ich selbst, der ich vor der großen Krise etwas leichtfertig mit diesem Thema umgegangen bin – was nicht heißen soll „verschwenderisch“, sondern einfach unaufmerksam – ertappte mich, dass ich mit zunehmenden Geldsorgen – es gab einfach nicht mehr genügend Aufträge, um eine große Familie zu ernähren – begann, mich über diesen Mangel zu beklagen und auch die Schuld dafür woanders zu suchen als bei mir selbst. Sehr schnell konnte ich die Ursache für meine Nöte ausmachen: der gierige Staat, der sich perverser Weise „Wohlfahrtsstaat“ nennt, obwohl er die Nöte, die er zu lindern behauptet, ja erst erzeugt, das System und noch ein paar andere Sündenböcke. Dieser innere Ärger änderte aber nichts an meiner Situation, im Gegenteil.

Die Diagnose war ja nicht ganz falsch, aber durch Jammern würde ich auch nichts daran ändern.

Also besann ich mich und wurde mir bewusst, dass ich selbst unendlich viel Energie ins Verurteilen von echten oder vermeintlichen Ungerechtigkeiten investierte, anstatt konkrete Lösungen zu finden. Nun, die Lösungen fand ich auch nicht gleich, aber ich begann zunächst einmal damit, ganz bewusst auf das Klagen zu verzichten. Ich habe keine unbegrenzte Lebenszeit vor mir, doch diese möchte ich mit einem Minimum an Lebensqualität verbringen. Mir wurde klar, dass das Bejammern der Geldknappheit zur Lebensqualität nichts beitragen würde. Ich dachte auch an so manche Leute, von denen ich annehmen durfte, dass sie von meinem damaligen Standpunkt aus als „reich“ gelten könnten. Wenn ich diese nun verdammte, dann hätte ich ja keinen Anreiz, mich eines Tages aus meiner finanziellen Misere zu befreien, denn dann wäre ich ja bald selber so ein Böser... Außerdem war es keineswegs so, dass ich von diesen Menschen, die ich persönlich kenne, annehmen konnte, dass sie entweder unehrlich oder gierig sind – im Gegenteil, ich habe Erfahrungen mit großzügigen Reichen und großzügigen Armen und mit geizigen Reichen und geizigen Armen gemacht. Es musste also an etwas anderem liegen…

Wie gesagt: ich hatte mich dabei ertappt, dem Geld eine Bedeutung beizumessen, die es nicht verdient. Objektiv gesehen hat sich an meiner Lage noch nicht viel geändert, aber ich habe den Focus meines Lebens auf andere, wesentlichere Dinge gerichtet, so dass die erhoffte Lebensqualität sich wieder einstellte. Irgendwie kommt man dann von Tag zu Tag auch wieder über die Runden… Dabei handelt es sich um eine Lebensqualität, die sich die professionellen Neidgenossen, die ihre kostbare Lebenszeit damit verbringen, dass sie in den angeblichen oder echten Sünden der Anderen herumschnüffeln, nicht annähernd vorstellen können…

Es muss – wieder einmal – gesagt werden: wer glaubt, es würde mehr Gerechtigkeit auf dieser Welt geben, wenn es weniger Reiche und mehr Staat gibt, der irrt gewaltig.

Weniger Arme wünschen wir uns alle, aber die erreichen wir nicht dadurch, dass man den Reichen, oder die, die man dafür hält, etwas wegnimmt, sondern vielmehr dadurch, dass man die Armen dabei begleitet, sich auf eigene Beine zu stellen und ihr Schicksal auch materiell in die eigene Hand zu nehmen. Dass es immer Menschen geben wird, die tatsächlich auf die Hilfe der Allgemeinheit angewiesen sind und zu Recht Unterstützungen beziehen, steht außer Frage. Dass wir alle von diesen wirklich Hilfsbedürftigen viel zu lernen haben im Übrigen auch… Aber mit dem Gießkannenprinzip hilft man niemandem! Das ist nur eine Form von Verachtung für den bedürftigen Mitmenschen.

Es mag schon sein, dass sich Reiche von der Realität eines mit echter Armut kämpfenden Menschen keine Vorstellung machen (können), doch auch umgekehrt ist ein Reicher nicht unbedingt beneidenswert. Es geht im Leben einfach nicht in erster Linie ums Geld! Im seinem Buch „Goldkinder“ legt der Autor und Vermögensforscher Thomas Druyen dar, wie die fünfzig oder hundert größten Privatvermögen der Welt mehr Geld für Soziales und Kulturelles ausgeben, als alle Staaten der Welt zusammen. Aber das Volk ruft nach mehr Steuern – für die Anderen wohlgemerkt… Das ist absurd!

Staaten sind verantwortungs-los, weil sie von Leuten regiert werden, die risiko-los nicht ihr eigenes Vermögen verwalten und einsetzen, sondern das, das andere erwirtschaftet haben, „großzügig“ verteilen.

Damit große Vermögen auch wirklich produktiv eingesetzt werden können, und zwar im Interesse der Allgemeinheit, müssen sie sich vor den unersättlichen, weil vollkommen unwirtschaftlich geführten Staaten in Sicherheit bringen. Gäbe es nur Staaten und keine Reichen auf der Welt, wären alle bankrott, und als erste jene, die immer nur gierig auf das Vermögen der anderen schielen. Auch Reiche sind meistens Menschen, die sich ihrer Verantwortung bewusst sind und diese auch ausüben. Vielleicht sind sie deshalb reich geworden und so mancher Schwätzer arm geblieben, weil der seine ganze Energie ins Klagen investiert, während andere für sich und andere Existenzen aufbauen… – abseits vom großen Medienrummel, nebenbei bemerkt.

Das Motto der Menschen, die das Leben begriffen haben, lautet: „Tue Gutes und schweige darüber…“

Ein Hinweis von kath.net: Beim Autor handelt es sich um eine bekannte, jedoch nicht genannte Persönlichkeit aus Österreich, die aus Schutz vor Benachteiligungen hier nicht namentlich schreiben kann.


© 2016 www.kath.net