Migrationsforscher Collier für Kurswechsel in Flüchtlingspolitik

29. Jänner 2016 in Aktuelles


Deutschland gefalle sich « in der Retterrolle», habe aber keinen einzigen Syrer gerettet. «Im Gegenteil: Deutschland hat trotz bester Absichten eher Tote auf dem Gewissen.»


Berlin (kath.net/KNA) Der britische Migrationsforscher Paul Collier hat eine neue europäische Kommunikation in der Flüchtlingskrise gefordert. Die Europäische Union (EU) sei für die Aufnahme von Flüchtlingen nicht zuständig, sagte er der «Welt» (Freitag). Die Politik müsse deutlich machen, dass «Wohlstandsmigranten» etwa aus Mali oder Niger sich «gar nicht erst auf den Weg zu machen brauchen.» Auch Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien hätten «keinen Anspruch auf einen Platz im europäischen Wohlstands-Himmel.»

Harsche Kritik übte der in Oxford lehrende Ökonom an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Sie habe «aus Flüchtlingen erst Migranten gemacht», so Collier. Bis zum vergangenen Jahr seien Flüchtlinge für Europa «kein großes Thema» gewesen. Deutschland gefalle sich nun «offensichtlich in der Retterrolle», habe aber keinen einzigen Syrer gerettet. «Im Gegenteil: Deutschland hat trotz bester Absichten eher Tote auf dem Gewissen.»

Flüchtlingen aus gescheiterten Staaten wie Syrien müsse geholfen werden, räumte Collier ein, etwa durch finanzielle Entschädigung an die direkt angrenzenden Nachbarländer. Auch sei die deutsche Wirtschaft «geradezu prädestiniert» dazu, Jobs in Ländern wie Jordanien zu schaffen.

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