Bitte des Papstes um Vergebung stößt auf positive Resonanz

28. Jänner 2016 in Weltkirche


ACK und Evangelische Allianz begrüßen die Äußerungen von Franziskus


Rom/Stuttgart/Frankfurt am Main (kath.net/idea) Führende Vertreter der evangelikalen Bewegung und der Ökumene in Deutschland haben die Bitte von Papst Franziskus um Vergebung begrüßt. Das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche hatte am 25. Januar bei einem Abendgebet in Rom Angehörige anderer christlicher Konfessionen um Verzeihung gebeten für das Unrecht, das Katholiken ihnen zugefügt hätten. Die stellvertretende Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK), die evangelisch-methodistische Bischöfin Rosemarie Wenner (Frankfurt am Main), lobte die Äußerungen gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea (Wetzlar) als vorbildlich: „Um die Einheit, die uns in Christus schon geschenkt ist, auch im gemeinsamen Zeugnis und Dienst auszudrücken, braucht es die Haltung, die Papst Franziskus vorlebt: Kirchen und ihre Repräsentanten nehmen selbstkritisch wahr, inwiefern sie aneinander schuldig werden und so das christliche Zeugnis behindern.“ Innerhalb der ACK hoffe man, dass auch das 500-jährige Reformationsjubiläum 2017 zu einer Stärkung des gemeinsamen Zeugnisses beitragen werde.

Steeb: So kann ökumenische Gemeinschaft wachsen

Auch der Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb (Stuttgart), würdigte die Äußerungen des Papstes: „Schulderkenntnis und Schuldbekenntnis mit der Bitte um Vergebung sind zentrale Glaubensäußerungen, die unsere Fehlbarkeit und die Verantwortung vor Gott klären.“ So könne ökumenische Gemeinschaft wachsen. Zugleich freue er sich über die Äußerung von Franziskus, wonach die Gemeinschaft des Glaubens wächst im gemeinsamen Hören auf Gottes Wort: „Es macht mir Mut, wenn wir auf diesen Grundlagen das geschwisterliche Miteinander und die Gemeinschaft der Christen aus den Konfessionen und Denominationen – von denen es ja wohl 38.000 verschiedene gibt - gestalten.“

Franziskus: Last der Vergangenheit darf die Gegenwart nicht vergiften

Wörtlich hatte Papst Franziskus in der Kirche Sankt Paul vor den Mauern gesagt: „Als Bischof von Rom und als Hirte der katholischen Kirche bitte ich um Barmherzigkeit und Vergebung für das nicht evangeliumsgemäße Verhalten von Katholiken gegenüber anderen Christen.“ Was passiert sei, könne nicht ungeschehen gemacht werden, „aber wir wollen nicht zulassen, dass die Last der vergangenen Schuld weiter dazu beiträgt, unsere Beziehung untereinander zu vergiften“. Die katholische Kirche hat in ihrer Geschichte jahrhundertelang Andersgläubige als Ketzer verfolgt, darunter Hugenotten, Lutheraner und Waldenser. Zum Abschluss der Gebetswoche für die Einheit der Christen rief Franziskus auch die Katholiken dazu auf, Beleidigungen durch andere Christen zu verzeihen. Die Kirchenspaltung bezeichnete er als „offene Wunde am Leib Christi“. In der Vergangenheit hatte das Kirchenoberhaupt andere Konfessionen bereits wiederholt um Vergebung gebeten. Zuletzt entschuldigte sich Franziskus im November anlässlich eines Besuchs der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde in Rom für geschehenes Unrecht. Im Juni 2015 bat er die evangelische Waldenser-Kirche um Vergebung, ein Jahr zuvor die Evangelikalen.

Papst Franziskus – Ökumenische Vesper in St. Paul vor den Mauern



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