Jährlich mehr als 2.000 Kircheneinbrüche in Deutschland

27. Jänner 2016 in Chronik


Zwischen 2010 und 2014 erfassten Behörden fast 12.000 Delikte - Vor Kölner Landgericht läuft derzeit ein Prozess gegen acht mutmaßliche Salafisten, die mit Geld aus Kirchendiebstählen die Terrororganisation «Islamischer Staat» unterstützen wollten


Bonn (kath.net/KNA) Zwischen Flensburg und Passau werden Jahr für Jahr über 2.000 Kircheneinbrüche begangen. Das geht aus den Statistiken der Landeskriminalämter hervor, die die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) ausgewertet hat. Demnach erfassten die Behörden im gesamten Zeitraum zwischen 2010 und 2014 fast 12.000 Delikte. Der höchste Wert wurde 2012 mit bundesweit 2.548 Diebstählen in Kirchen verzeichnet.

Im Jahr 2014 weisen die entsprechenden Statistiken 2.315 Einbrüche in Gotteshäuser auf. Für das vergangene Jahr liegen noch keine Zahlen vor. Die Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg sowie das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern erheben keine gesonderten Daten für Einbrüche in Kirchen.

Das Spektrum reicht den Angaben zufolge von Metalldiebstählen wie zum Beispiel dem Abmontieren von Dachrinnen aus Kupfer, über die Entwendung von technischen Geräten wie Laptops oder Beamern bis hin zum Aufbrechen von Opferstöcken. Vergleichsweise selten nehmen die Täter sakrale Kunstgegenstände mit. Für überregionale Schlagzeilen sorgte in diesem Zusammenhang 2013 der Diebstahl des Borghorster Stiftskreuzes aus der katholischen Nikomedes-Kirche im westfälischen Steinfurt. Das wertvolle Kreuz aus dem 11. Jahrhundert ist seither verschwunden.

In der Kirche Sankt Birgitta im Bremer Stadtteil Burglesum ließen Diebe 2013 neben zwölf Kirchenfiguren auch 100 Flaschen Rotwein mitgehen. In Bayern verschwanden bei einer Einbruchsserie zum Jahreswechsel 2014/2015 Holzfiguren und Holzkreuze im Gesamtwert von 40.000 Euro. Vor dem Kölner Landgericht läuft derzeit ein Prozess gegen acht mutmaßliche Salafisten. Sie sollen bei Einbrüchen in Kirchen und Schulen zwischen 2011 und 2014 fast 20.000 Euro erbeutet haben. Mit dem Geld wollten sie laut Anklage die Terrororganisation «Islamischer Staat» in Syrien unterstützen.

Ein Sprecher des Bistums Erfurt bezeichnete das Phänomen gegenüber der KNA als ärgerlich, spektakuläre Fälle blieben aber die große Ausnahme. In einem Fall betrug die Schadenssumme 5.000 Euro, «die meisten anderen Fälle lagen weit darunter». Auch die Sprecher der Landeskriminalämter wiesen darauf hin, dass Kircheneinbrüche nur einen sehr geringen Anteil aller Delikte von Einbruch und Diebstahl ausmachten. Gleichwohl entstand alleine in Nordrhein-Westfalen, dem Bundesland mit den meisten registrierten Kircheneinbrüchen zwischen 2010 und 2014, ein Gesamtschaden in Höhe von 2,5 Millionen Euro.

Die Aufklärungsquoten variieren von Bundesland zu Bundesland. Im Jahr 2014 waren sie mit 35,6 Prozent in Baden-Württemberg am höchsten und in Sachsen-Anhalt mit 9,3 Prozent am niedrigsten. Allerdings nehmen auch nicht alle Bundesländer, die Kirchendiebstähle statistisch erfassen, eine Auswertung der aufgeklärten Fälle vor.

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