‚Berufen, die großen Taten des Herrn zu verkünden’

25. Jänner 2016 in Aktuelles


Papst Franziskus beschließt die Gebetswoche für die Einheit der Christen 2016: Bitte um Barmherzigkeit und Vergebung für das nicht dem Evangelium entsprechende Verhalten vieler Katholiken gegenüber Christen anderer Kirchen. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Am heutigen Nachmittag feierte Papst Franziskus der Tradition entsprechend die zweite Vesper zum Fest der Bekehrung Pauli als Abschluss der Gebetswoche für die Einheit der Christen in der Päpstlichen Basilika St. Paul vor den Mauern. Die diesjährige Woche stand unter dem Thema: „Berufen, die großen Taten des Herrn zu verkünden“ (vgl. 1 Petrus 2,9: „Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein Volk, das sein besonderes Eigentum wurde, damit ihr die großen Taten dessen verkündet, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat“).

In seiner Predigt konzentrierte sich Papst Franziskus auf das Geschehen der Bekehrung des Apostels Paulus. Diese Bekehrung sei nicht in erster Linie moralischer Natur, „sondern eine verwandelnde Erfahrung der Gnade Christi und gleichzeitig eine Berufung zu einer neuen Sendung: der Sendung der Verkündigung Jesu“. In jenem Moment verstehe Paulus, dass zwischen dem in Ewigkeit lebendem Christus und seinen Nachfolgern eine „wirkliche und transzendente Einheit besteht“.

Ähnliches bezeuge Paulus in seinem ersten Brief an Timotheus: „Ich danke dem, der mir Kraft gegeben hat: Christus Jesus, unserem Herrn. Er hat mich für treu gehalten und in seinen Dienst genommen, obwohl ich ihn früher lästerte, verfolgte und verhöhnte. Aber ich habe Erbarmen gefunden, denn ich wusste in meinem Unglauben nicht, was ich tat. So übergroß war die Gnade unseres Herrn, die mir in Christus Jesus den Glauben und die Liebe schenkte“ (1 Tim 1,12-14). Die überreiche Barmherzigkeit Gottes „ist der einzige Grund, auf dem der Dienst des Paulus gründet, und gleichzeitig ist sie das, was der Apostel allen verkünden muss“.

Die Erfahrung des Paulus ähnle jener der Gemeinde, an die der Apostel Petrus seinen ersten Brief richte. Für die ersten Christen sei wie heute für jeden Getauften das Wissen Anlass zu Trost und ständigem Staunen, auserwählt zu sein, um Teil des Heilsplanes Gottes zu sein, der in Jesus Christus und in der Kirche verwirklicht werde. Die Sendung des ganzen Gottesvolkes bestehe darin, die großen Taten des Herrn zu verkünden, „der uns aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat“.

Im Licht des Wortes Gottes, das uns durch die Gebetswoche geführt habe, sei es möglich zu sagen, dass alle dazu berufen seien, die großen Taten des Herrn zu verkünden, jenseits aller trennenden Unterschiede. Der Weg zur sichtbaren Einheit der Christen werde in dem Maß sichtbar, in dem wir uns zum Herrn bekehrten, was bedeute: „es zulassen, dass der Herr in uns lebt und wirkt“. Auch wir könnten nicht umhin, die großen Taten Gottes zu verkünden. Gemeinsam gehend und zusammenarbeitend „werden wir uns klar darüber, dass wir bereits im Namen des Herrn geeint sind“.

In diesem Heiligen Jahr der Barmherzigkeit „möchte ich als Bischof von Rom und Hirte der katholischen Kirche um Barmherzigkeit und Vergebung für das nicht dem Evangelium entsprechende Verhalten bitten, das viele Katholiken gegenüber Christen anderer Kirchen eingenommen haben“.

Gleichzeitig lud der Papst alle Katholiken zur Vergebung ein, wenn sie durch andere Christen verletzt worden seien: „Wir können nicht auslöschen, was gewesen ist, doch wir wollen es nicht zulassen, dass Schuld der Vergangenheit weiter unsere Beziehungen verschmutzt. Die Barmherzigkeit Gottes wird unsere Beziehungen erneuern“.

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Video der gesamten Vesper:



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