IGFM: Christen in Flüchtlingsunterkünften besser schützen

22. Jänner 2016 in Deutschland


Türkischstämmige Sicherheitsmitarbeiter schlugen konvertierten Iraner –Das iranische Opfer sei nach seinem Krankenhausaufenthalt Krankenhaus zunächst wieder in dieselbe Unterkunft gebracht worden


Frankfurt am Main (kath.net/idea) Einen besseren Schutz religiöser Minderheiten in deutschen Flüchtlingsunterkünften fordert die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM/Frankfurt am Main). Anlass waren Übergriffe durch das Sicherheitspersonal in einer Notunterkunft in Oberursel bei Frankfurt am Main. Wie der IGFM-Referent Max Klingberg der Evangelischen Nachrichtenagentur idea sagte, hatten im November vier türkischstämmige Sicherheitsmitarbeiter einen zum Christentum übergetretenen Iraner zusammengeschlagen. Grund soll eine abschätzige Äußerung über den Islam gewesen sein. Der 31-Jährige wurde mit einer Schädelprellung ins Krankenhaus gebracht. Ein zweiter Iraner, der ihm helfen wollte, wurde leicht verletzt. Laut Klingberg hat sich die IGFM im November bewusst nicht an die Öffentlichkeit gewandt, um die Sicherheit des iranischen Opfers nicht zu gefährden. Denn er sei nach seinem Aufenthalt im Krankenhaus zunächst wieder in dieselbe Unterkunft gebracht worden: „Die Leute haben Angst. Für sie ist nicht durchschaubar, wie die Hierarchien laufen und wem sie vertrauen können.“ In dem Fall hätten die Betroffenen auch Angst vor der Rache der Sicherheitsmitarbeiter gehabt. Sie hätten befürchtet, dass man ihnen beispielsweise ein Päckchen mit Drogen unterschiebe und sie dann deswegen abgeschoben würden.

Zu wenige gut ausgebildete Mitarbeiter in den Unterkünften

Klingberg ist überzeugt, dass neben Christen auch Jesiden und in einzelnen Fällen auch schiitische Muslime in den Unterkünften von den sunnitischen Muslimen drangsaliert werden. Sie bildeten die Mehrheit der Flüchtlinge. Außerdem gebe es nach wie vor zu wenige hauptamtliche und gut ausgebildete Mitarbeiter in den Unterkünften. Klingberg: „Da müssen die Bundes- und Landespolitik die Weichen anders stellen.“ Die Betreiber der Einrichtungen seien häufig nur mit wenigen hauptamtlichen Mitarbeitern vor Ort. Dadurch bekämen Sicherheitsdienste eine zu hohe Bedeutung. Die vier Sicherheitsmitarbeiter aus der Notunterkunft in Oberursel sind nach Angaben des zuständigen Unternehmens „All Service“ nicht mehr dort tätig.

Laut der Tageszeitung „Die Welt“ sagte deren Geschäftsführer Peter Haller, dass für die Asylheimsicherung ausschließlich Mitarbeiter mit Migrationshintergrund eingestellt würden. Sie verfügten über „besondere interkulturelle Kompetenzen“. In der Vergangenheit waren wiederholt Vorwürfe laut geworden, dass muslimische Sicherheitsmitarbeiter sich entweder auf die Seite muslimischer Täter stellen oder selbst Christen angreifen. Das Problem beklagte schon häufiger der Berliner Pfarrer Gottfried Martens von der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), dessen Gemeinde sich intensiv um konvertierte Flüchtlinge kümmert. Auch dort gebe es Übergriffe, und die Betroffenen trauten sich häufig nicht, Anzeige zu erstatten.


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