Kardinal Marx lobt Merkels Flüchtlingspolitik: «Respekt!»

20. Jänner 2016 in Deutschland


Angesichts der heftigen Diskussionen sei es bemerkenswert, wie Merkel das aushalte - Das «C» im Parteinamen bedeute, dass jeder Mensch unabhängig von Religion, Geschlecht und Herkunft Bild Gottes sei. Jeder in Not müsse ein faires Verfahren bekommen.


Düsseldorf (kath.net/KNA) Kardinal Reinhard Marx hat die Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gelobt. «Respekt!», sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz dem «Handelsblatt» (Dienstag). Angesichts der heftigen Diskussionen sei es bemerkenswert, wie Merkel das aushalte.

Angesprochen auf die Haltung der CSU beim Thema Flüchtlinge sagte Marx, jeder habe seine Verantwortung. «Ich glaube aber, dass Politiker, die sich nur treiben lassen von der medial verbreiteten öffentlichen Meinung, keine nachhaltige Politik machen werden.» Entscheidungen brauchten Ruhe und Verlässlichkeit.

Das «C» im Parteinamen bedeutet laut Marx, dass jeder Mensch unabhängig von Religion, Geschlecht und Herkunft Bild Gottes sei. Jeder Mensch in Not müsse ein faires Verfahren bekommen. «Unter dieses Niveau darf man nicht sinken», betonte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. «Und: Die europäische Grenze darf keine 'Todesgrenze' sein.»

Marx wies die Behauptung zurück, Merkel habe Flüchtlinge ermuntert, nach Deutschland zu kommen. «Sie bezahlen bis zu 10.000 Dollar, riskieren dann ihr Leben, verlassen alles nur wegen Frau Merkel?» Die Flüchtlinge kämen, weil sie die Hoffnung auf Zukunft in ihren Ländern verloren hätten.

Marx bedauerte es, dass die Ereignisse in der Kölner Silvesternacht Ängste in der Öffentlichkeit geschürt hätten und die vielen positiven Leistungen in der Flüchtlingsarbeit in den Hintergrund verdrängten. Erschreckend sei, dass sich selbst die Mitte der Gesellschaft in der Flüchtlingsfrage radikalisiere. Bis in bürgerliche und selbst christliche Kreise hinein höre man gelegentlich ungewohnte Töne. «Der rechte Populismus und Nationalismus nimmt zu.»

Ein stärkerer Fundamentalismus geht laut Marx quer durch alle Religionen, Länder und Gesellschaften, «allerdings in besonderer Gewaltbereitschaft im Islam». Dies beunruhige ihn sehr. «Vielleicht brauchen wir ein noch stärkeres Miteinander der Religionen, gerade auf Weltebene», so der Kardinal. Hier könne möglicherweise der Papst aktiv werden.

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Foto Kardinal Marx (c) Erzbistum München und Freising


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