Kritik: Franziskus lasse 'zu viele Interpretationsmöglichkeiten offen'

15. Jänner 2016 in Interview


Regensburger Prälat Wachter behauptet: Franziskus sei theologisch im Vergleich zu Benedikt „nicht auf dem Laufenden. Er redet unwahrscheinlich viel, aber er gibt kaum eine klare Stellungnahme ab.“


Regensburg (kath.net) Zwischen Papst Benedikt XVI. und Papst Franziskus gebe es „gewaltige Unterschiede“. Dies behauptete der Regensburger Prälat und Stiftsdekan Heinrich Wachter im Interview mit dem Regensburger „Wochenblatt“. Pauschal könne man sagen, so Wachter, „Franziskus macht alles anders.“ Man müsse Papst Franziskus dabei zwar keine Absicht unterstellen, doch faktisch „blamiert er seinen Vorgänger“ „in vielem, wie er handelt“. Theologisch sei Franziskus im Vergleich zu Benedikt „nicht auf dem Laufenden. Er redet unwahrscheinlich viel, aber er gibt kaum eine klare Stellungnahme ab. Selbst Kardinal Meisner sagte zu ihm, dass seine Aussagen immer sehr problematisch sind.“

Der Regensburger Geistliche stellte weiter fest: „Franziskus trifft seine Entscheidungen aus dem Bauch heraus, die dann für die Menschen, die immer nach Veränderungen schreien in der Katholischen Kirche, zu ihren Gunsten interpretieren.“ Dies habe sich „sehr zugespitzt“. Es sage doch schon alles, dass Kardinal Brandmüller seinem Kollegen Kardinal Kasper schon Häresie vorgeworfen habe.

In der Frage des Umgangs mit wiederverheirateten Geschiedenen würden zwar viele Menschen in Deutschland auf Änderungen hoffen, aber es gebe inzwischen keine klareren Linien als zuvor, so der Prälat. Es sei „doch schon fraglich“ gewesen, „dass man eine Umfrage vor der Synode gemacht hat. Als hätte nicht die ganze Welt gewusst, wie die Einstellung der Leute zu diesen Themen ist. Da braucht es doch keine Umfrage! Die Bischöfe hatten doch auch vorher Kontakt zu den Menschen.“ Dies sei wohl eher populistisch gewesen, doch sei dieser „Dialog mit den Bischöfen“ „sang- und klanglos in die Binsen gegangen“, „weil nicht das herausgekommen ist, was sich die Menschen, die Änderungen wollen, gewünscht haben“.

Das notwendige Fazit der beiden Synoden zögere Papst Franziskus nun hinaus, erläuterte Wachter gegenüber dem „Wochenblatt“. „Das ist das Gefährliche bei ihm, dass er am Ende keine Entscheidung trifft.“ Zwar sei es nach Einschätzung Wachters begrüßenswert, „dass er alles anschneidet und über alles redet und dadurch sehr volkstümlich ist“, doch lasse er „zu viele Interpretationsmöglichkeiten offen“.

Der Papst müsste nun feststellen, „wie er zu den geschiedenen Wiederverheirateten und zu den Homo-Ehen und diesen Problematiken wirklich steht“. Denn er werde von jedermann für sich instrumentalisiert. Als Beispiel nannte Wachter „die Ökumene. Da besucht er die evangelische Gemeinde in Rom und schenkt denen einen Kelch. Was soll das? Was sollen die mit dem Kelch anfangen? Natürlich hat die Frau Käßmann das so ausgelegt, dass er für die Interkommunion ist. Fahrlässig lässt er zu, dass sich etwa das Zentralkomitee der deutschen Katholiken solche Dinge dann zu eigen macht.“

Der Regensburger Geistliche behauptete außerdem, es sei eine gefährliche Situation, dass „Teile der Bischöfe glauben, dass Papst Franziskus“ nicht hinter Kardinal Gerhard Müller, dem aus Regensburg stammenden Präfekten der Glaubenskongregation, stehe. „Der Papst hat alle Positionen auf fünf Jahre begrenzt und man muss befürchten, dass Müller nur noch drei Jahre im Amt ist. Dabei steht ja der Glaubenspräfekt in seinem Amt über dem Papst, weil ja er kontrolliert, ob der Papst überhaupt noch katholisch ist.“


© 2016 www.kath.net