Bischof Algermissen: ‚Wir schaffen das schon!‘ reicht nicht aus

31. Dezember 2015 in Deutschland


"Eine Gesellschaft ohne Gott gleiche einer hohlen Fassade ohne Kern."


Fulda (kath.net/ KNA)
Der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen sieht Deutschland in der Flüchtlingskrise vor großen Herausforderungen. Für ihn sei noch nicht entschieden, ob die reiche deutsche Gesellschaft wirklich bereit sei, «spürbar zu teilen», sagte Algermissen im Silvestergottesdienst im Fuldaer Dom. «Oberflächliche bis wurstige» Formulierungen wie «Wird alles nicht so schlimm!» oder «Wir schaffen das schon!» reichten keinesfalls aus, so der Bischof. Derzeit gebe es zwar eine enorm große Hilfsbereitschaft für Flüchtlinge, andererseits beobachte er eine «rücksichtslose Ellenbogenmentalität beim Verteilungskampf».

Algermissen kritisierte, Religion werde in Deutschland immer mehr aus der Öffentlichkeit verdrängt. Offenkundig sei dies bei der Friedenspreis-Rede Navid Kermanis im Oktober in der Frankfurter Paulskirche geworden: Als dieser am Ende seiner «scharfsinnigen Analyse über die kulturprägende Kraft der Religion» statt um Applaus um Gebete für von islamistischen Terroristen verfolgte Christen in Syrien gebeten habe, habe sich «die versammelte ehrenwerte Gesellschaft» höchst irritiert gezeigt und nur zögerlich von den Plätzen erhoben, so Algermissen. Auch die Medien hätten nur «fast verschämt» berichtet. Für ihn habe diese Szene entlarvt, dass viele Menschen die Sensibilität für das Gebet verloren hätten, so der Fuldaer Bischof.

«Wo selbst Christen es nicht mehr wagen, öffentlich und offensiv ihre Solidarität mit den bedrängten Glaubensgeschwistern im Orient zu bekunden, hat Kermani als Muslim genau das gewagt.» Algermissen mahnte, eine Gesellschaft ohne Gott gleiche einer hohlen Fassade ohne Kern. Der Schritt von einer geistlich entkernten Gesellschaft hin zum «gewissenlosen Menschen» ohne innere Verpflichtung sei dann nicht mehr weit.

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