‚Ich wusste: alles ist wahr‘

29. Dezember 2015 in Spirituelles


Tomasz Burghardt, Weg eines jungen Mannes aus der Dunkelheit ins Licht (Von Alexa Gaspari / Vision 2000).


Wien (kath.net/ Vision2000)
Es ist das erste Mal, dass mich ein Zeugnis, das ich nur im Internet gehört hatte, so interessiert hat, dass ich daraus ein Portrait für VISION machen wollte. Dann aber war es gar nicht so einfach, den jungen Mann ausfindig zu machen. Warum gerade er mich interessiert hat? Weil sein Leben in so manchem dem vieler Jugendlicher heute ähnelt. Ein Leben, das, wenn es ungebremst gelebt wird, oft in Depression, Tabletten-, Alkohol- oder Drogensucht landet. Dass es möglich ist, aus so einem Teufelskreis, in den sich nicht wenige Heranwachsende mehr oder weniger ahnungslos begeben, herauszufinden, um einen neuen Aufbruch zu wagen, zeigt dieses Zeugnis. Getroffen habe ich Tomasz Burghardt dann in den Redaktionsräumen von VISION, wo mir der gutaussehende Mann in der Kapelle sehr entspannt aus seinem Leben erzählt hat.

Geboren wurde er in Warschau, Polen, im Mai 1979 mittags um 12 Uhr. (Er freut sich, dass zu seiner Geburtsstunde immer die Kirchenglocken läuten!) Die ersten zwei Jahre verbringt er mit seinem sechs Jahre älteren Bruder und den Eltern in seinem Geburtsland. Die Ehe der Eltern – es ist bereits die zweite des Vaters – steht damals auch schon wieder auf wackeligen Beinen. Später lässt die Mutter einmal durchblicken, sie hätte Tomasz, vielleicht aus diesem Grund, fast abgetrieben. Mit zwei Jahren wird der Bub von einem heiligmäßigen Priester – er wird später vom kommunistischen Geheimdienst gefoltert und ermordet – getauft. Im Stillen denke ich, dass so ein Priester im ewigen Leben seine Taufkinder sicher nicht aus den Augen verliert und sich wohl für sie einsetzt.

1981, als das kommunistische Regime den Ausnahmezustand verhängt, verlässt Tomasz’ Vater – er wird der Spionage verdächtigt – überstürzt das Land und nützt dabei seinen diplomatischen Status. Die Söhne nimmt er ohne Wissen der Mutter mit nach Wien, wo er bald eine neue Beziehung eingeht.

Als Tomasz in der zweiten Klasse Volksschule ist, wird sein Vater bei einem gemeinsam verbrachten Urlaub in Budapest von den Kommunisten, eben wegen angeblicher Spionage, verhaftet. Nun schon das zweite traumatische Erlebnis der Buben. Wohin mit den beiden? Der ältere, der das Internat der Schulbrüder besucht, bleibt in Wien, während Tomasz zur Mutter nach Polen verschickt wird. Fünf Jahre, in denen Tomasz seine Mutter nicht gesehen hatte, sind eine lange Zeit. So lang, dass sich der Sohn nicht mehr an die Mutter erinnert. Ein vages Gefühl sagt ihm aber, dass er diese Frau kennt, ja mit ihr sogar recht verbunden sein muss. Bald begreift er auch, dass sein Vater ihn, was die Mutter betrifft, angelogen und betrogen hatte. Und er wendet sich von diesem ab. Als der Vater dann, dem man nichts nachweisen kann, wieder entlassen wird, will Tomasz ihn vorerst nicht sehen.

Kurz darauf die nächste Katastrophe für den Buben: Als er etwa neun Jahre ist, missbraucht ihn ein homosexueller Verwandter. „Ich habe das damals nicht verstanden. Es geschah nicht mit Gewalt und ich habe das alles über mich ergehen lassen. Er hat mich verführt, um mir dadurch eine Bindung an ihn und seine abartigen sexuellen Praktiken aufzuerlegen,“ schildert Tomasz.

Nach einiger Zeit findet der Vater – er möchte auch seinen Zweitgeborenen unbedingt bei sich in Wien haben – wieder einen Draht zu ihm. Und als dieser 12 ist, einigen sich die Eltern darauf, dass der Bub wieder zum Vater nach Wien übersiedeln soll. Ihm wird erklärt, er hätte in Österreich die besseren Ausbildungschancen. Was muss das wohl für ein Gefühlschaos in dem Buben ausgelöst haben?!

In Wien muss er wieder neu Deutsch lernen, tut sich dabei aber doch eher leicht. Hier trifft Tomasz auch auf seinen älteren Bruder und die mittlerweile dritte Frau des Vaters. Diese hat zu dem eigenen Kind, das sie mit dem Vater hat, nun also zwei Stiefkinder zu versorgen. „Eine sehr problematische Situation,“ beschreibt Tomasz vorsichtig diese Zeit.

Kein Wunder, dass er in der Pubertät rebelliert. Der Vater ist keine Autorität für ihn. „Die Jugend war für mich sehr schwierig. Schnell bin ich in die Sexualität hineingekommen.“ Mit 15 also die erste große Liebe. Aber welche Enttäuschung, als er herausfindet, dass die Angebetete schon recht erfahren in sexuellen Dingen ist. Sicher ein Grund mehr, sich auch selbst – viel zu früh – in diese Richtung zu betätigen. „Nach der Matura, als ich mich für andere Mädchen zu interessieren begann, ging die Beziehung in die Brüche.“

Tomasz beginnt nun zunächst mit dem Architekturstudium an der Technischen Universität. Um unabhängig vom Vater zu werden – die Beziehung ist damals sehr belastet –, verlässt er das elterliche Heim, mietet eine kleine Wohnung und nimmt viele Jobs an, um sich sein Studium zu finanzieren. Schließlich klappt auch die erhoffte Aufnahme in die Akademie der bildenden Künste. Da setzt er nun sein Architekturstudium fort. „Ich habe damals viel gelernt und viel gesehen. Im Rahmen von Studienprojekten wurden viele Reisen unternommen: nach Indien, Südamerika, in viele Länder Europas.“ Er fühlt sich in der Meisterklasse wohl, reist auch immer wieder nach Polen, wo er auch Beziehungen zu Mädchen hat.

„Ich war nun sehr auf das Sexuelle fixiert. Das Verlangen nach solchen Erfahrungen mit anderen Frauen wuchs. Aus diesen Affären wurden dann zwar Beziehungen, die eine Weile anhielten, aber das Verliebtsein war in Wirklichkeit rein auf das Körperliche und Äußerliche ausgerichtet. Ich hatte sie gern. Wir sind auch, jedenfalls eine Zeitlang, gut miteinander ausgekommen. Aber als Partnerinnen fürs Leben habe ich diese Frauen nie angesehen – auf die Idee wäre ich gar nicht gekommen!“

Für eine Ehe hielt er sich auch gar nicht geeignet. Wohl aufgrund seiner familiären Erfahrungen, nehme ich an. Mal früher, mal später wurden diese recht oberflächlichen Beziehungen uninteressant und „krampfig“. Er ist jedes Mal froh, wenn es ihm gelingt, sie zu beenden.

„Auf der Akademie kommt man schnell in Versuchung, mit Drogen zu experimentieren – Gott sei Dank nicht zu exzessiv. Doch nächtelang habe ich in Klubs verbracht und gefeiert bis zum Umfallen.“ Er schluckt Mittel, die ihn wach halten, mit denen er stundenlang durchtanzen kann, auch um vielleicht eine neue Frau kennenzulernen. „Ich habe viele Aktbilder gemalt und auch Pornographie hat eine Rolle gespielt. Ideologisch war ich linkslastig, offen für alles. Dementsprechend habe ich mich nur über linke Zeitungen informiert.“

Hat er in seiner Jugend einen Bezug zu Gott? „Nein, so gut wie keinen. Bestenfalls sind wir zu Weihnachten oder Ostern in die Kirche gegangen. Über Gott wurde nie gesprochen, doch den Vater habe ich schon oft abends vor dem Bett kniend beten gesehen. Das war allerdings ein Zeichen, das ich nicht deuten konnte.“ So tritt er während des Studiums sogar aus der Kirche aus.

Für ihn hat dafür der Sport eine große Bedeutung. Sehr ehrgeizig möchte er in allem immer besser werden: beim Skifahren, beim Springen oder beim Schwimmen… „Der Sport war für mich ein Ventil: Da wollte ich meine Aggressionen und Frustrationen loswerden.“

Von Natur aus eher zartgliedrig, überfordert er seinen Körper. Der Verschleiß lässt nicht auf sich warten. Durch Überbelastung treten immer wieder Verletzungen auf, und er muss zu Hause liegen. Eigentlich bringt ihm sein exzessives Leben eine Unmenge an seelischen und körperlichen Schmerzen. Doch er denkt nie lange darüber nach. Nach jedem Zusammenbruch geht es gleich wieder los.

2006, nach erfolgreichem Abschluss seines Architekturstudiums übersiedelt er für 1,5 Jahre nach Warschau. Schnell findet er dort einen Job. Die Beziehung zur Großfamilie intensiviert sich, auch zu dem Verwandten, der ihn als Kind missbraucht hatte. Aber über das eigentlich ungeheuerliche Geschehen von damals wird nicht gesprochen.

Da er ja links eingestellt ist und sich mit dem Verwandten gut versteht, stößt ihn dessen homosexuelles Leben nicht ab, ja er geht sogar zu Schwulenparaden, tanzt und feiert dort mit, bewegt sich in Homosexuellen-Kreisen und besucht Lokale, in die es ihn sonst wohl nicht verschlagen hätte.

Heute sieht er all das aus einem anderen Blickwinkel: „Was ich da gesehen habe, war wirklich heftig – und ich habe viel gesehen. Auch da waren immer Drogen im Spiel. Ohne Drogen ging da gar nichts. Weil ich großes Vertrauen unter den Homosexuellen genoss, haben mir die Freunde meines Verwandten sehr offen und viel von sich erzählt. Im Nachhinein muss ich sagen: Eigentlich waren es immer die gleichen Geschichten. Da war nichts Angeborenes. Diese Menschen leiden an Erfahrungen, die sie als Kinder oder Jugendliche gemacht haben. Oder es fehlen Bezugspersonen, Väter, die ihnen als Autorität den rechten Weg hätten zeigen oder ihnen helfen können, Verführungen zu widerstehen.“

Er selbst wird in diesen Clubs zwar immer wieder „angemacht“, aber: „Gott sei Dank bin ich letztlich nicht in diese Falle geraten, habe selbst nie homosexuelle Praktiken ausgeübt. Naiv war ich aber trotzdem,“ bekennt Tomasz unumwunden. Kopfschüttelnd meint er: „Ich war ja richtig gehirngewaschen.“ Heute weiß er, dass vielen geholfen werden könnte, vor allem wenn sie zum Glauben an Jesus Christus finden würden.

2008 landet er wieder in Wien und findet leicht Arbeit im Architekturbereich. Sie gefällt ihm. Er nimmt wieder Kontakt zu Studienkollegen auf – und so wird wieder viel und ausschweifend gefeiert. „Tanzen, tanzen, tanzen auf Clubbings und Partys. Auch Drogen wurden wieder konsumiert. Nur hat sich das Gott sei Dank bei mir immer in Grenzen gehalten. Aber es hat während der Woche stets eine Weile gedauert, bis ich die Folgen des Feierns wieder los war. Dann stellten sich jeweils depressive Phasen ein, bis ich eines Tages damit aufgehört habe. Ich denke, mein Schutzengel hat mich gerade im – fast – letzten Moment weggerissen, damit ich nicht zu tief hineinfalle und nicht mehr loskomme.“

Ein entscheidendes Ereignis findet 2010 statt: Er ist er auf dem Weg nach Polen zu seiner damaligen Freundin, als das polnische Präsidentenflugzeug in Russland vollbesetzt mit polnischen Politikern abstürzt. Im Zentrum von Warschau sieht er Massen verzweifelter Menschen, die den Tod ihres Präsidenten und der anderen Politiker – über die doch in „seinen“ Zeitungen nur Negatives zu lesen war – beweinen und für die Opfer beten. Auch er muss weinen. War er etwa von den Medien manipuliert worden?

Von nun an nimmt er auch Zeitungen, die als ewiggestrig oder rechtsextrem verschrien sind, zur Hand. Er vergleicht, und es fällt ihm wie Schuppen von den Augen: In den Medien, denen er bisher vertraut hatte, wird durchaus manipuliert und gelogen. Also beginnt er, sich besser zu informieren, nachzufragen und selbst zu recherchieren.

Zurück in Wien stößt er eines Tages im Internet auf das Zeugnis eines Polen, das sein eigenes Leben widerzuspiegeln scheint und es ihn in einem völlig anderen Licht sehen lässt. Der Mann – er hatte sogar selbst Schwulenparaden mitorganisiert – beschreibt die zerstörerische Subkultur, in der er selbst gelebt hatte und zeigt, wie viel Dämonisches da am Werk ist. Tomasz ist erschüttert. All das hat er so ähnlich erlebt: im Studium, im Sport, im seichten Lebenswandel, den Beziehungen. „Was er beschrieb, habe ich mit eigenen Augen gesehen, Ähnliches praktiziert. Es war mir klar: Er sagt die Wahrheit. Somit waren also auch in meinem Leben dämonische Mächte am Werk. Sein Weg der Bekehrung aus all dem Sumpf war sehr eindrucksvoll. Ein immens wichtiges Zeugnis eines Mannes, der übrigens zu einem glücklichen, sehr engagierten Christen geworden ist.“

In der Nacht, nachdem er das gehört hat, liegt er wach: „Meine Seele bebte. Ich wurde von einer beängstigenden Traurigkeit erfasst. Um mich herum wurde alles dunkel und mir wurde offenbart, in welch tiefem Loch, ja richtig im Dreck steckte. Da bekam ich eine irrsinnige Angst, denn ich sah plötzlich alles im wahren Licht. Ich hatte den Eindruck, dass die Decke von oben auf mich herunterkommt und meinen Brustkorb erdrücken wird. Ich war wie gelähmt, konnte mich nicht bewegen. In diesem Moment erinnerte ich mich daran, dass ich doch getauft bin und so habe ich in meinem Inneren nach Jesus Christus geschrien – und schlagartig war die Dunkelheit weg. Ich war in Licht und Wärme getaucht. Eine tiefe Beglückung, ein Wonnegefühl erfüllte mich. Ich bin wie über dem Bett geschwebt und wusste: Alles, was im Evangelium über Jesus berichtet wird, beruht auf Wahrheit! ‚Mein Gott, das ist alles wahr…’ Ich durfte eine große Gnade erfahren.“

Tomasz steht auf, sucht in der Wohnung nach einem Kreuz. Da er keines findet, zeichnet er eines in ein Skizzenheft und drückt es an sich. „Das war die erste tiefe Glaubenserfahrung, die mir geschenkt wurde. Ab da fing ich an, mich in den Glauben zu vertiefen.“ Nun liest er die Bibel, setzt sich mit ihr auseinander, stärkt seinen Glauben immer mehr. Er versucht, mit der Familie in Polen über das Erlebte zu sprechen, stößt aber nur auf Unverständnis, merkt, dass er auch mit seiner Mutter über die Themen, die nun für ihn wichtig geworden sind, nicht reden kann.

Von den linkslastigen Freunden wird er nun zum Rechtsradikalen gestempelt. Wie weh ihm das getan hat, höre ich aus seinen Worten heraus. Schmerzlich erfährt er die Bedeutung der Worte des Evangeliums: „Ich sende euch mitten unter die Wölfe“ – „Die Eltern werden sich gegen die Kinder wenden…“ Mit Bedauern erinnert er sich: „All das habe ich erlebt: abgelehnt, beschimpft, angefeindet zu werden. Ich hatte niemanden, mit dem ich darüber gut reden konnte. Das war alles ein Tabuthema. In der Umgebung in der ich gelebt habe, war es nicht verwunderlich, dass die Reaktionen so ausgefallen sind. Ohne die Gnade, die Kraft, die ich im Gebet bekam, hätte ich das wahrscheinlich nicht gepackt. Nur im Gebet wusste ich immer, dass ich auf dem richtigen Weg bin.“

Er fängt nun an, regelmäßig in die Kirche zu gehen. Hilfe findet er in einer polnischen Zeitung, die als rechtsradikal diffamiert wird, erzählt er: Viele gute Artikeln und Zeugnisse von Ordensleuten findet er dort. Auf der Suche nach Hilfe landet er bei den „Franziskanern von der Immakulata“ in Klein-Mariazell. Nun hat er endlich auch richtige Gesprächspartner gefunden. „Da habe ich wirklich tolle Brüder kennengelernt.“ Ja, Gott hat ihn nicht mehr losgelassen und offenbart sich ihm, der nun aufmerksam auf alle Zeichen ist, durch Menschen, Erlebnisse oder mystische Erfahrungen.

So ein Erlebnis hat er als er in Kroatien mit seinem Vater auf Urlaub ist: Es ist ein regnerischer Abend, die Bora macht sich durch Sturm und Gewitter bemerkbar, ein Naturschauspiel, das er bei offenem Fenster genießt. Nachdem er in der Bibel gelesen hat, liegt er im Dunkeln wach im Bett, geht die Ereignisse des Tages durch und betet. Da wird es plötzlich still, der Vorhang bewegt sich nicht mehr, ein warmes, helles Licht erfüllt den Raum. Er selbst verspürt im selben Moment einen unbeschreiblichen, nie gekannten, Frieden, scheint in dieser tiefen Beglückung, die ihn wie eine wärmende Wolke umfasst, wieder wie zu schweben. „Ein himmlisches Erlebnis,“ fasst er diesen schwer zu beschreibbaren Moment zusammen. Und dann spürt er, dass der Heilige Geist eine Botschaft für ihn hat: „Beruhige dich, hab keine Angst, vertraue, bete für sechs bestimmte Personen“.

Übrigens: Den Rat, sich zu beruhigen und den Übereifer des Neubekehrten abzulegen, gibt ihm auch ein erfahrener Pater, erzählt er lachend. Dieser hat ihm einmal bestätigt: „Die Neubekehrten sind die Schlimmsten, sie wollen jeden auf der Straße bekehren!“

Trotz seiner Erfahrungen braucht er zwei Jahre, bis er sich zu seiner ersten Beichte, einer Lebensbeichte, aufraffen kann. Lächelnd erzählt er: „Als ich den Beichtspiegel in die Hand nahm, merkte ich: Das muss ich beichten, und das und… das auch noch… Wie soll das gehen? Mir war richtig übel und ich habe regelrecht gezittert.“ Doch nachher: „Seele, Geist und Körper wurden da gesund.“ Er ist glücklich und nunmehr ganz sicher, bei der katholischen Kirche am richtigen Platz gelandet zu sein. „Das ist die einzige und wahre Kirche!“

Von nun geht es aufwärts: „Obwohl ich trotz allem noch ziemlich in der Sünde gefangen war und nicht alles verstand, hat Gott mich Schritt für Schritt gelehrt – und Er tut es immer noch,“ bekennt er.

Eines wird im ganz klar: Sein Leben muss er radikal ändern: „Ich war an so vieles gebunden, ja geknechtet, überhaupt nicht frei. Um frei zu werden, musste ich von da an enthaltsam leben. Da gab es keinen anderen Weg als den der Reinheit.“ Ein schönes Wort, denke ich unwillkürlich, aber leider ist es heute fast zu einem „Unwort“ für viele geworden.

In dieser Zeit wird ihm nahe gelegt eine eventuelle Priesterberufung zu prüfen. Bei Exerzitien und in Gesprächen mit Priestern und Ordensleuten prüft er diesen Gedanken. Eines Tages legt er diese Frage wieder einmal vor dem Allerheiligsten dem Herrn hin: Soll, darf er Karin heiraten? Da beginnt sein Herz zu brennen; ein Gefühl, das immer stärker wird bis Tomasz versteht: Glücklich fährt er zu Karin und macht ihr einen Heiratsantrag.

Und wie ging es dann weiter? Karin, die der Kirche fern steht, - Tomasz ist natürlich längst wieder in den Schoß der Kirche zurückgekehrt - hat mit der neuen Situation Probleme, auch weil Tomasz ihr erklärt, in ihrer Beziehung müsse sich einiges ändern: Um sich frei füreinander entscheiden zu können, dürften sie sich nicht mehr vom Sexuellen abhängig machen. Nur so könne man sich besser auf den anderen einlassen, ihn wirklich kennenlernen… „Da geht nichts mehr, da geht kein Weg daran vorbei, habe ich ihr gesagt – und sie ist nicht davongelaufen,“ ergänzt er lachend. 2013 in Medjugorje und bei gemeinsamen Exerzitien erkennt sie dann, „ dass ich doch kein Spinner bin,“ erinnert er sich schmunzelnd (Jedenfalls sicher nicht der einzige Spinner!)

„Ich wünsche jedem jungen Menschen, dass er sich ebenso für die Reinheit entscheidet und sich nicht von gängigen Ideologien und vom Zeitgeist vereinnahmen lässt, sondern frei von sexueller Abhängigkeit lebt. Was die Kirche lehrt, ist die Wahrheit; Frei zu sein, ist einfach schön,“ betont er eindringlich. „Die Gebote Gottes werden sich nicht ändern. Sie sind so wichtig für jeden von uns. Ich habe das erlebt...“ Mit dem unverbrauchten Blick eines befreiten Neubekehrten fügt er lächelnd hinzu: “Wenn die Bischöfe immer schon lehren würden, was die Kirche verkündet, brauchten wir keine Familiensynode.“

In Frauenberg, bei Pfarrer Sterninger, wurde im August 2014 die kirchliche Verlobung zur Unterstützung und zur Prüfung des neuen Weges gefeiert und heuer am 23. Mai zu Pfingsten haben die beiden am Pöllauberg geheiratet.

Nun bezeugt er gerne und jederzeit seinen Weg an der Hand Gottes, der ihn von jeder Art von Abhängigkeit befreit hat und stattdessen eben eine neue Freiheit, Freude und einen tiefen Frieden beschert hat.

Foto: © Vision 2000


© 2015 www.kath.net