Deutsche Theologen verlangen Änderungen in der Kirche

23. Dezember 2015 in Deutschland


Bei einem Kongress deutschsprachiger Theologen an der Katholischen Akademie Bayern wurde unter anderem gefordert, ‚Gewissensfreiheit, Meinungsfreiheit und Mitwirkung der Gläubigen in der Kirche voll anzuerkennen’.


München (kath.net/jg)
Unter dem Titel „Das Konzil ‚eröffnen’“ fand von 6. bis 8. Dezember ein Kongress deutscher Theologen an der Katholischen Akademie Bayern in München statt. Im Schlussdokument wird unter anderem vorgeschlagen, dass die Menschenrechte „innerkirchlich umgesetzt werden“, die Theologie „neben dem Lehramt der Bischöfe als unverzichtbares Lehramt in der Kirche“ zu sehen und die „synodalen Strukturen“ in der Kirche auszubauen.

Der Kongress wurde von Prof. Christoph Böttigheimer von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt veranstaltet. Die LMU München, die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Tübingen, die Päpstlichen Missionswerke missio und Renovabis zählen zu den Unterstützern. Karl Kardinal Lehmann, Bischof von Mainz und ehemaliger Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz war Ehrenpräsident des Kongresses.

Reinhard Kardinal Marx, Erzbischof von München und gegenwärtiger Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, stand einem Pontifikalhochamt für die Kongressteilnehmer vor.

An dem Kongress nahmen etwa 200 Theologen mit postgraduierten Abschlüssen teil, die großteils aus dem deutschsprachigen Raum stammen. Laut Schlusserklärung war es sein Anliegen, „die Impulse des Konzils im Blick auf die Aufgaben der deutschsprachigen katholischen Theologie im 21. Jahrhundert zu reflektieren und weiterzudenken.“

In dem Dokument sind, neben den eingangs zitierten, folgende Thesen zu finden:

- „Mit der Anerkennung der Religionsfreiheit als Menschenrecht nimmt das Zweite Vatikanum den Freiheitsanspruch der Moderne erstmals positiv auf. Solange aber nicht die Gewissensfreiheit, die Meinungsfreiheit und die Mitwirkungsrechte der Gläubigen in der Kirche voll anerkannt sind, wird dem Charakter des Glaubens als Freiheitsakt nur unvollständig Rechnung getragen.“

- „Das Zweite Vatikanum hat die Aufgabe eines pastoral verstandenen Lehramtes der Bischöfe, den Interpretationsprozess von Tradition und Erfahrung des Glaubens zu moderieren, modellhaft umgesetzt. In diesem Prozess, der eine Selbstrelativierung, einschließlich des Mutes zur Revision lehramtlicher Aussagen, impliziert, spielt die Theologie eine wichtige Rolle.“

- „Die Theologie hat darauf hinzuarbeiten, die Spannungen zwischen hierarchischer und kommunialer Ekklesiologie des Zweiten Vatikanischen Konzils im Rückgriff auf das dialogische Offenbarungsverständnis von Dei Verbum zu überwinden. Synodalität muss wieder zum Strukturprinzip in der Kirche werden. ... Sie muss rechtlich umgesetzt und einklagbar sein sowie außerdem auf allen kirchlichen Ebenen konkret eingeübt werden.“

- „Die katholische Kirche hat sich für die ökumenische Bewegung geöffnet und Dialoge mit anderen Kirchen aufgenommen, nachdem sie ihr exklusivistisches Selbstverständnis aufgegeben hatte.“

- „Wir stehen dafür ein, die interreligiösen Differenzen im Offenbarungsbegriff zu erforschen sowie den Religions- wie Traditionsbegriff zu vertiefen. Dies wird zu einer grundlegenden Neubestimmung von Dogmatik und Fundamentaltheologie führen.“

- „Das Konzil hat eine umfassende Reform der Liturgie auf den Weg gebracht. Der Kongress würdigt den Ertrag dieser Reform für das Glaubensleben und die Partizipation der Gläubigen. Er plädiert für deren Fortführung unter starker Beteiligung der Ortskirchen.“



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