England: Kinos werben nach Vaterunser-Verbot für Hinduismus

11. Dezember 2015 in Weltkirche


Sprecher der Church of England, Arora, reagiert empört auf die Ausstrahlung des Hindu-Spots in den britischen Lichtspielhäusern - "Messen mit zweierlei Maß"


London (kath.net/KAP) Nach dem Verbot eines Spots mit dem Vaterunser werben England Kinos jetzt für Hinduismus. Damit gehen die Auseinandersetzungen der anglikanischen Kirche mit britischen Kinogruppen nach dem ersten Konflikt zu Adventbeginn weiter.

Die Ketten Odeon, Cineworld und Vue zeigen laut Medienberichten (Donnerstag) vor Beginn des Kinderfilms "Der gute Dinosaurier" einen siebenminütigen Clip über Hinduismus. Die Vorführung eines christlichen Werbespots in der Vorweihnachtszeit hatte die zuständige Kinowerbeagentur Digital Cinema Media (DCM) kurz zuvor mit der Begründung abgelehnt, "keine Werbung für religiöse Zwecke" machen zu wollen.

Kirchensprecher Arun Arora reagierte empört auf die Ausstrahlung des Hindu-Spots in den britischen Lichtspielhäusern und sprach von "Heuchelei". Die Kinos würden "mit zweierlei Maß messen", so Aroras Vorwurf.

Die Kinoketten verteidigten ihr Vorgehen in mehreren Stellungnahmen. Bei dem Hindu-Spot handle es sich "um einen Film, nicht um Werbung". Daher sei er nicht von den Werberichtlinien betroffen, teilte Odeon-Sprecher Simon Soffe mit.

Zu Adventbeginn hatten sich die Ketten geweigert, einen christlichen Werbespots zu akzeptieren. Es ging um ein 54 Sekunden langes Video, das neben dem Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, auch Flüchtlinge, Pendler, Sänger, Kinder und einen Gewichtheber beim Beten des Vaterunsers zeigt. Die Werbung endet mit der Ansage "Beten ist für jeden #justpray". Der Clip sollte u.a. vor dem neuen "Star-Wars"-Film laufen, der in Großbritannien am 17. Dezember Premiere hat.

DCM erklärte die Ablehnung den Angaben zufolge damit, sie wolle "verschiedene Glaubensrichtungen nicht beleidigen" und "keine Werbung für religiöse Zwecke" machen. DCM vertritt große Kinobetreiber wie Odeon, Vue und Cineworld und ist damit für rund 80 Prozent der Werbung in britischen Kinos verantwortlich.

Kirchensprecher Arora wertete die Entscheidung zu "justpray" als enttäuschend und warnte vor den "verheerenden Folgen" eines solchen Verbots für die Meinungsfreiheit. Der Rechtsberater der Kirche, Stephen Slack, schloss auch ein rechtliches Vorgehen gegen DCM nicht aus.

Mit dem Werbespot sollte nach Kirchenangaben für die neue Internetseite www.justpray.uk geworben werden. Man habe damit zeigen wollen, dass Beten zur britischen Alltagskultur gehöre.

Auch Anglikanerprimas Welby zeigte sich angesichts der Entscheidung überrascht. Es sei "merkwürdig", dass ein christlicher Werbespot kurz vor Weihnachten als für "nicht angemessen" erachtet werde, sagte er der "Mail on Sunday". Folge man dieser Argumentation, müsse man schlicht jegliche Weihnachtswerbung verbieten.

Der umstrittene Werbespot „just pray“ in voller Länge


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