«Sprecht mit dem Herrn und geht weiter»

18. November 2015 in Weltkirche


Papst Franziskus zum Abendmahl in evangelisch-katholischen Ehen


Rom (kath.net/KNA) Papst Franziskus hat sich bei seinem Besuch der evangelisch-lutherischen Gemeinde am Sonntag in Rom zur Abendmahlsteilnahme in konfessionsverbindenden Familien geäußert. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) dokumentiert seine frei gehaltene Antwort auf die Frage einer evangelischen Christin, die mit einem Katholiken verheiratet ist, auszugsweise in einer eigenen Übersetzung der offiziellen vatikanischen Mitschrift:

Auf die Frage nach dem gemeinsamen Herrenmahl zu antworten, fällt mir nicht leicht, vor allem vor einem Theologen wie Kardinal Kasper. Ich habe Angst ... - Ich denke an das, was der Herr uns gesagt hat, als er uns auftrug: «Tut dies zu meinem Gedächtnis.» Und wenn wir das Herrenmahl teilen, erinnern und vollziehen wir nach, machen wir das, was der Herr getan hat.

(...)

Ich frage: Ist das geteilte Herrenmahl das Ziel eines Wegs oder die Nahrung für den gemeinsamen Weg? Ich überlasse die Frage den Theologen, denen, die sich auskennen. Es ist wahr, dass Teilen in einem bestimmen Sinn bedeutet: Es gibt keine Unterschiede zwischen uns, wir haben dieselbe Lehre - ich unterstreiche dieses Wort, ein schwer zu verstehendes Wort. Aber ich frage mich: Haben wir nicht dieselbe Taufe? Und wenn wir dieselbe Taufe haben, müssen wir gemeinsam gehen.

(...)

Wenn Sie gemeinsam beten, wächst diese Taufe, wird stark; wenn Sie Ihre Kinder lehren, wer Jesus ist, warum Jesus gekommen ist, was Jesus getan hat - dann machen Sie dasselbe, sei es in lutherischer oder in katholischer Sprache, aber es ist dasselbe.

Die Frage: und das Abendmahl? Es gibt Fragen, auf die kann man nur antworten, wenn man ehrlich mit sich selbst ist - und mit den kleinen theologischen Lichtblicken, die ich habe ... antworten muss man trotzdem. Sehen Sie selbst. «Das ist mein Leib, das ist mein Blut», hat der Herr gesagt, «tut dies zu meinem Gedächtnis» - und das ist eine Nahrung, die uns hilft zu gehen.

(...)

Auf Ihre Frage antworte ich nur mit einer Frage: Wie kann ich das mit meinem Mann machen, dass das Herrenmahl mich auf meinem Weg begleitet? Das ist ein Problem, auf das jeder für sich antworten muss. Aber mir sagte ein befreundeter Pastor: «Wir glauben, dass der Herr dort gegenwärtig ist. Ihr glaubt, dass der Herr gegenwärtig ist. Was ist der Unterschied?» - «Naja, es sind die Erklärungen, die Interpretationen ...».

Das Leben ist größer als Erklärungen und Interpretationen. Beziehen Sie sich immer auf die Taufe: «Ein Glaube, eine Taufe, ein Herr», so sagt uns Paulus - und daraus ziehen Sie die Konsequenzen. Ich werde nie wagen, eine Erlaubnis zu geben, das zu tun, weil das nicht meine Kompetenz ist. Eine Taufe, ein Herr, ein Glaube. Sprecht mit dem Herrn und geht weiter. Mehr wage ich nicht zu sagen.

Papst Franziskus besucht evangelisch-lutherische Gemeinde in Rom am 15.11.2015


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