Papst prangert Ausbeutung und skandalöse Arbeitsbedingungen an

10. November 2015 in Chronik


Franziskus vor Arbeitern des toskanischen Textilindustriezentrums Prato: Gesellschaft muss "Krebs der Korruption" und "Gift der Illegalität" auf dem Arbeitsmarkt ausrotten


Prato (kath.net/KAP) Papst Franziskus hat die Ausbeutung von Arbeitern auch in Europa angeprangert. Die Würde des Menschen verlange, dass die Gesellschaft den "Krebs der Korruption" und das "Gift der Illegalität" auf dem Arbeitsmarkt ausrotte, sagte er am Dienstag bei einem Besuch in Prato, einem Zentrum der italienischen Textil- und Lederindustrie nahe Florenz. "Werden wir niemals müde, für die Wahrheit zu kämpfen", rief der Papst vom Balkon der Kathedrale den mehreren Tausend Menschen zu, darunter viele chinesische Arbeiter, die in der toskanischen Stadt für Billigproduzenten aus China unter oft menschenunwürdigen Bedingungen beschäftigt sind.

In seiner Ansprache erinnerte Franziskus an sieben chinesische Textilarbeiter und -arbeiterinnen, die vor zwei Jahren bei einem Fabrikbrand in Prato umgekommen waren. Die fünf Männer und zwei Frauen waren illegal eingewandert und lebten und schliefen in Kartons in ihrer Werkshalle. Der Papst sprach von einer "Tragödie der Ausbeutung und unmenschlichen Lebensbedingungen". Jeder Mensch habe das Recht auf eine würdige Arbeit. Er rief dazu auf, gegenüber solchen Zuständen nicht gleichgültig zu bleiben. "Wir sind gerufen, hinauszugehen und uns den Menschen und Frauen unserer Zeit zu nähern. Sicher, hinausgehen bedeutet auch, etwas zu riskieren. Aber ohne Risiko gibt es keinen Glauben", so Franziskus.

Auf dem Platz vor dem Dom von Prato grüßte Franziskus eine Gruppe von Arbeitern, neben Chinesen auch Ukrainer, Polen, Rumänen, Nigerianer und Pakistanis. Nach dem Besuch in der Industriestadt flog der Papst im Hubschrauber 25 Kilometer weiter nach Florenz. Am Nachmittag stand ein Gottesdienst mit Zehntausenden Gläubigen aus der Region im Stadion von Florenz auf dem Programm.

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