Nach rassistischer Äußerung tritt CSU-Politiker zurück

4. November 2015 in Deutschland


Münchner Merkur zitierte Lokalpolitiker mit Aussage über Ortspfarrer: „Der muss aufpassen, dass ihm der Brem nicht mit dem nackerten Arsch in Gesicht springt, unserem Neger.“ - Pfarrer Ndjimbi-Tshiende behält sich rechtliche Schritte vor.


München/Ebersberg (kath.net/KNA) Nach einer Affäre um rassistische Äußerungen über einen aus Afrika stammenden Ortspfarrer ist ein oberbayerischer CSU-Lokalpolitiker mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. Der stellvertretende Zornedinger CSU-Ortsvorsitzende Johann Haindl soll zudem angekündigt haben, den Gemeinderat zu bitten, ihn von seinem Gemeinderatsmandat zu entbinden, wie Medien am Dienstag berichteten. Mit ihm legte die Ortsvorsitzende Sylvia Boher ihr Amt nieder. Sie hatte mit einem Beitrag im Parteiblatt «Zornedinger Report» einen Skandal ausgelöst, in dem sie gegen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundespräsident Joachim Gauck polemisierte.

Zugespitzt hatte sich die Situation um Haindl, als er nach Kritik des Pfarrers am CSU-Ortsvorstand am Freitag in der Ebersberger Lokalausgabe des «Münchner Merkur» mit den Worten zitiert wurde: «Der (Pfarrer von Zorneding) muss aufpassen, dass ihm der Brem (Altpfarrer von Zorneding) nicht mit dem nackerten Arsch in Gesicht springt, unserem Neger.» Daraufhin meldete sich das Münchner Erzbischöfliche Ordinariat und verurteilte die Bemerkung, sollte sie korrekt zitiert worden sein, «auf das Schärfste». Der betroffene Pfarrer behalte sich rechtliche Schritte vor. Der 66-jährige Priester stammt aus dem Kongo und ist seit 2012 Pfarrer von Zorneding bei München.

Haindl sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) auf Anfrage, das Zitat sei so nicht korrekt. Er habe eine «flapsige Bemerkung» gemacht, die ihm leidtue, aber die genaue Wortwahl wisse er auch nicht mehr. Jedenfalls sei es nicht so gemeint gewesen, wie es in der Zeitung stehe. Nun wolle er das Gespräch mit dem Pfarrer suchen. Die Redaktion teilte mit, sie bleibe bei ihrer Darstellung.

Am Wochenende schaltete sich dann die oberbayerische CSU-Bezirkschefin und bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner ein. Sie sagte der «Süddeutschen Zeitung» in Ebersberg, es würden Ordnungsmaßnahmen geprüft. Vom Gemeinderat erwarte sie eine förmliche Entschuldigung bei dem Priester und eine Distanzierung seines Ortsverbandes von den Äußerungen. Dem betroffenen Pfarrer versicherte Aigner, dass solche Entgleisungen in der CSU nicht geduldet würden.

Der religionspolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Volker Beck, forderte zudem CSU-Chef Horst Seehofer auf, sich hinter den Priester zu stellen. «So eine rassistische Sprache gegen einen Pfarrer ist ein Angriff auf unsere christlich-abendländische Kultur, die die CSU sonst zu verteidigen vorgibt», erklärte Beck.

Der betroffene Priester wurde 1979 geweiht und ist ein in Deutschland habilitierter Philosoph. Seit 2009 gehört er dem Münchner Diözesanklerus an und ist inzwischen auch deutscher Staatsbürger. Der Geistliche und seine Pfarrgemeinde liegen seit einiger Zeit mit der örtlichen CSU im Streit. Dabei geht es unter anderem um die Flüchtlingspolitik.

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