Medienbericht: BND hat Papst Johannes XXIII. bespitzelt

24. Oktober 2015 in Chronik


«Der Spiegel»: Der deutsche Geheimdienst habe befürchtet, der Reformeifer von Johannes XXIII. ermutige Gläubige in Italien oder Frankreich, linke Parteien zu wählen, und schwäche Widerstandsgeist bsp. der Katholiken hinter dem eisernen Vorhang.


Hamburg/Rom (kath.net/KNA) Der Bundesnachrichtendienst (BND) hat laut einem Bericht des Magazins «Der Spiegel» Papst Johannes XXIII. (1958-1963) bespitzelt. Das Magazin beruft sich in seiner aktuellen Ausgabe (Samstag) auf Unterlagen des Geheimdienstes. Die Sammlung sei allerdings nicht vollständig, heißt es.

Der BND habe etwa den Wortlaut eines Gesprächs zwischen dem Papst und dem Oberhaupt der ukrainischen katholischen Kirche, Josef Slipyj, von April 1963 ermittelt. Beide hätten sich in den Vatikanischen Gärten über die Absicht des Papstes unterhalten, Slipy zum Kardinal zu berufen. Der BND habe sogar vermerkt, wann der Papst während des Gespräches gelächelt habe.

Der deutsche Auslands-Nachrichtendienst habe aus aller Welt Informationen über den Papst gesammelt. Der Grund: «Der Geheimdienst fürchtete, der Reformeifer von Johannes XXIII. ermutige die Gläubigen in Italien oder Frankreich, linke Parteien zu wählen, und schwäche zugleich den Widerstandsgeist jener Katholiken, die in Polen und anderen Ländern jenseits des Eisernen Vorhangs lebten», schreibt «Der Spiegel».

Johannes XXIII. hatte das Zweite Vatikanische Konzil kurz nach seiner Wahl angekündigt. Die Bischofsversammlung (1962-1965) war das wichtigste kirchliche Ereignis des 20. Jahrhunderts und leitete umfangreiche Reformen der katholischen Kirche ein - zum Beispiel ein stärkeres Miteinander der christlichen Konfessionen und der Dialog mit nichtchristlichen Religionen, darunter die Aussöhnung mit dem Judentum. Johannes XXIII. starb nach der ersten Sitzungsperiode.

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