Sind Thomas Morus und John Fisher umsonst gestorben?

21. Oktober 2015 in Weltkirche


Erzbischof von Denver an deutsche Bischöfe: Die englischen Märtyrer starben, weil sie gegen die grundlose Annullierung der Ehe des Königs eintraten. Jetzt gibt es wieder Versuche, die Unauflöslichkeit der Ehe aufzuweichen.


Denver (kath.net/jg)
Die Forderung wiederverheiratete Geschiedene zur Kommunion zuzulassen sei nicht erst seit Kardinal Kaspers Hirtenbrief aus dem Jahr 1993 ein Thema. Etwa 500 Jahre früher habe die Kirche in England dieses Experiment gewagt, erinnert Samuel Aquila, der Erzbischof von Denver in einem Artikel für Denver Catholic, die Kirchenzeitung seiner Diözese.

Damals sei es nicht die Ehe der Katholiken im Allgemeinen, sondern jene von König Heinrich VIII. zum Thema geworden. Der König wollte seine Ehe mit Katharina von Aragon annullieren lassen – wofür es allerdings keinen Grund gegeben habe. Deshalb habe Rom auch seine Zustimmung verweigert, schreibt Aquila.

Der englische Kardinal Wolsey und alle Bischöfe des Landes hätten den Wunsch des Königs unterstützt – mit Ausnahme von John Fisher, dem Bischof von Rochester. Thomas Morus, ein Laie und nach Wolsey Kanzler Heinrichs VIII., verweigerte dem König ebenfalls die Gefolgschaft. Beide wurden zu Märtyrern und später von der Kirche heilig gesprochen.

Keine Macht, weder menschlich noch göttlich, könne die Ehe zwischen König und Königin auflösen, sagte Bischof Fisher damals. Er sei bereit, für diesen Grundsatz sein Leben hinzugeben. Schließlich sei auch Johannes der Täufer bereit gewesen, für die Ehe zu sterben, ergänzte er.

Der Vorstoß einiger deutscher Bischöfe und ihrer Unterstützer in Richtung einer Zulassung zivilrechtlich wiederverheirateter Geschiedener führe zu der Frage: Haben Thomas Morus und John Fisher ihr Leben umsonst geopfert, schreibt Erzbischof Aquila.

Die Botschaft von Jesus zu Ehe und Wiederverheiratung sei immer klar gewesen. Papst Johannes Paul II. habe der Barmherzigkeit eine eigene Enzyklika gewidmet („Dives in misericordia“, 1980) und den Barmherzigkeitssonntag eingeführt. Dennoch sei er in Fragen der Ehe in der Tradition Jesu und der Kirche geblieben, schreibt Erzbischof Aquila in Anspielung auf Kaspers Argument, wiederverheiratete Geschiedene aus Gründen der Barmherzigkeit zur Kommunion zuzulassen. Echte Barmherzigkeit könne nie im Widerspruch zur Wahrheit und zur Heiligen Schrift stehen, schreibt Aquila.


Link zum Artikel von Erzbischof Aquila (englisch):
denvercatholic.org


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