Attentat auf den Glauben. Das Martyrium des Óscar Arnulfo Romero

17. Oktober 2015 in Aktuelles


Der renommierte Vatikan- und Kirchenexperte Ulrich Nersinger stellte bei der Frankfurter Buchmesse auf dem Autorensofa des Katholischen Medienverbandes sein neustes Buch vor


Frankfurt (kath.net) Die Selig- und Heiligsprechungen, die von der katholischen Kirche vorgenommen werden, stehen unter Beobachtung. Nicht nur innerkirchlich stoßen sie auf Interesse, auch für die „Welt“ sind sie ein Thema, dem mediale Aufmerksamkeit sicher ist. Eine vorurteilsfreie Beschäftigung mit kirchlichen Verfahren „in causis Sanctorum“ („in den Angelegenheiten der Heiligen“) ist nicht immer zu erwarten. Nicht selten bestimmen Emotionen und manchmal auch Ideologien die Diskussion. Oft zeigen sich beachtliche Defizite im theologischen Verständnis der Materie und nur bruchstückhafte Kenntnisse davon, wie in einem Selig- und Heiligsprechungsverfahren vorgegangen wird.

Die jüngere Zeit kennt eine Reihe von Prozessen, die in der Kritik standen und stehen; zu ihnen zählen jene die den Gründer des Opus Dei, Josemaria Escrivá de Balaguer, Mutter Theresa von Kalkutta, Kaiser Karl I. aus dem Hause Österreich oder Päpste wie Pius XII., Johannes XXIII. und Johannes Paul II. betreffen. Einer der neueren „kritischen“ Fälle ist die Causa „Óscar Arnulfo Romero“.

Am 24. März 1980 wurde der Erzbischof von San Salvador bei der Feier der hl. Messe ermordet – eine Gewehrkugel traf ihn mitten ins Herz. Der Schuss eines Auftragsmörders traf aber auch die Gläubigen El Salvadors in ihren Herzen; in ganz Lateinamerika war man über die Tat erschüttert. Monseñor Óscar Romero war für sie alle ein Mann Gottes, der den Glauben, getreu einem Apostelwort, ob gelegen oder ungelegen, verkündete, ein Hirte, der für sie und ihre Rechte ohne Furcht und Zögern eintrat. Für sie war er ein Märtyrer, ein Heiliger.

Die Kirche El Salvadors bemühte sich nach der schrecklichen Bluttat, ein offizielles Verfahren einzuleiten, um der Verehrung, die Óscar Romero zuteil wird, gerecht zu werden und in vernünftige, dem Glauben entsprechende Bahnen zu lenken. Doch ein Prozess für die Selig- und Heiligsprechung des ermordeten Erzbischofs von San Salvador stieß auf viele Schwierigkeiten. Fragen nach den Motiven des Mörders und seiner Auftraggeber tauchten auf und waren nicht leicht zu beantworten. Stets war die Gefahr der politischen Vereinnahmung eines künftigen Seligen oder Heiligen gegeben.

Ulrich Nersinger erhebt nicht den Anspruch, eine Biografie des seligen Óscar Arnulfo Romero vorzulegen. Er möchte in einem überschaubaren Abriss durch die Geschichte des christlichen Blutzeugnisses führen, auf seine aktuelle Brisanz hinweisen und Auskunft darüber geben, wie das Martyrium in der katholischen Kirche für eine offizielle Anerkennung durch einen Prozess verhandelt wird. Das Buch zeigt den Weg auf, den das Seligsprechungsverfahren für Óscar Arnulfo Romero zu gehen und zu bewältigen hatte – und warum der Erzbischof von San Salvador heute zu Recht als Märtyrer verehrt wird.

Das Buch ist ein für jederman verständlicher, „lesbarer“ und Polemiken vermeidender Beitrag zu einer in unseren Tagen so notwendigen Beschäftigung mit dem Martyrium, dem uneingeschränkten Zeugnis des Glaubens, das von den Vätern des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) als ein „eximium donum – herausragendes Geschenk“ an die Kirche, erkannt wurde.

Ulrich Nersinger,
Attentat auf den Glauben. Das Martyrium des Óscar A. Romero,
Bernardus-Verlag 2015,
130 Seiten, Euro 14, 80


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