Der nie endende Kampf gegen die Kontrolle des Heils

15. Oktober 2015 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: Die wahre Lehre. Glaube ich, dass der Herr mich unentgeltlich gerettet hat? Glaube ich, dass ich das Heil nicht verdiene und es nur in Jesus Christus ist? Die wahre Verteidigung der Lehre. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Weh euch Gesetzeslehrern! Ihr habt den Schlüssel der Tür zur Erkenntnis weggenommen. Ihr selbst seid nicht hineingegangen, und die, die hineingehen wollten, habt ihr daran gehindert“: das Evangelium vom Donnerstag der 28. Woche im Jahreskreis (Lk 11,47-54), Fest der heiligen Theresia von Ávila, stand im Mittelpunkt der Predigt von Papst Franziskus bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“. Das Gebot der Liebe und die Versuchung, sich zu Kontrolleuren des Heils zu machen, bildeten den Kern seiner Betrachtungen.

„Eines der Dinge, die am schwersten zu verstehen sind für uns Christen, ist die Unentgeltlichkeit des Heils in Jesus Christus“, so der Papst. Franziskus betonte, dass der heilige Paulus auf große Schwierigkeiten gestoßen sei, als er die Menschen seiner Zeit begreifen lassen wolle, dass dies die wahre Lehre sei: „die Unentgeltlichkeit des Heils“ (vgl. erste Lesung, Röm 3,21-30a). „Wir“, so Franziskus, „hören so oft, dass Jesus der Sohn Gottes ist, der gekommen ist, um uns zu retten, und der für uns gestorben ist. Doch das haben wir so oft gehört, dass wir uns daran gewöhnt haben“. Wenn wir in das Geheimnis Gottes einträten, in diese grenzenlose Liebe, so staunten wir dann und oft zögen wir es vor, dies nicht zu begreifen.

Zu tun, was Jesus uns aufgetragen habe, sei gut und müsse so getan werden. Doch dies sei „meine Antwort“ auf das Heil, das unentgeltlich sei, das der unentgeltlichen Liebe Gottes entstamme:

„Auch Jesus scheint diesen Gesetzeslehrern gegenüber ein wenig erbittert zu sein, denn er sagt ihnen starke Worte. Er sagt starke und harte Dinge. ‚Ihr habt den Schlüssel der Tür zur Erkenntnis weggenommen. Ihr selbst seid nicht hineingegangen, und die, die hineingehen wollten, habt ihr daran gehindert, weil ihr den Schlüssel weggenommen habt’ (vgl. V. 52), das heißt den Schlüssel der Unentgeltlichkeit des Heils, den Schlüssel dieser Erkenntnis“.

Diese Gesetzeslehrer „dachten, dass man nur durch die Beachtung aller Gebote gerettet werde und dass – wer dies nicht täte – ein Verurteilter sei“. Auf diese Weise „verkürzten sie die Horizonte Gottes und machten die Liebe Gottes zu etwas ganz kleinem“, zu etwas nach dem Maß von einem jeden von uns. An dieser Stelle setze der Kampf ein, den sowohl Jesus als auch Paulus für die Verteidigung der Lehre führten.

Gewiss gebe es Gebote, doch sie alle seien im Gebot der Gottes- und Nächstenliebe zusammengefasst. Mit dieser „Haltung der Liebe“ seien wir auf der Höhe der Unentgeltlichkeit des Heils, „denn die Liebe ist unentgeltlich“. „Wenn ich sage“, mahnte der Papst, „‚Ja, ich liebe dich’, gleichzeitig aber da ein Interesse vorhanden ist, das hinter diesen Worten steht, dann ist das keine ‚Liebe’. Das ist ‚Interesse’“:

„Aus diesem Grund sagt Jesus: ‚Das ist die größte Liebe: Du sollst den Herrn, deinen Gott, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt lieben, und deinen Nächsten wie dich selbst’. Denn das ist das einzige Gebot, das auf der Höhe der Unentgeltlichkeit des Heils Gottes ist. Und dann fügt Jesus hinzu: ‚An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten’ (vgl. Mk 12, 28-34; Mt 22,37-40), denn dieses tut alles Gute, es ruft alle anderen. Die Quelle aber ist die Liebe. Der Horizont ist die Liebe. Wenn du die Tür verschlossen und den Schlüssel der Liebe weggenommen hast, dann wirst du nicht auf der Höhe der Unentgeltlichkeit des Heils sein, das du empfangen hast. Dieser Kampf um die Kontrolle des Heils – ‚es werden nur die gerettet, die diese Dinge tun’ – hat nicht mit Jesus und Paulus geendet“.

Franziskus erinnerte daran, dass dieses Jahr der 500. Geburtstag der heiligen Theresia von Ávila begangen wird. Eine Mystikerin, eine Frau, „der der Herr die Gnade zuteil werden lassen hat, die Horizonte der Liebe zu begreifen“. Auch sie sei von den „Lehrern“ ihrer Zeit verurteilt worden. „Wie viele Heilige“, unterstrich der Papst, „sind verfolgt worden, da sie die Liebe verteidigten, die Unentgeltlichkeit des Heils, die Lehre! Viele Heilige. Denken wir nur an Jeanne d’Arc“.

Dieser Kampf ende nie. Es sei dies ein Kampf, den auch wir in uns austrügen, „und es wird uns gut tun, uns heute die Frage zu stellen: ‚Glaube ich, dass der Herr mich unentgeltlich gerettet hat? Glaube ich, dass ich das Heil nicht verdiene? Und wenn ich etwas verdiene: dass dies allein durch Jesus Christus so ist und durch das, was er für mich getan hat?’“:

„Stellen wir uns heute diese Fragen, nur so werden wir dieser so barmherzigen Liebe treu sein: väterliche und mütterliche Liebe, denn auch Gott sagt, dass er wie eine Mutter mit uns ist. Liebe, Horizonte, ohne Grenzen, ohne Einschränkungen. Und: lassen wir uns nicht von den ‚Lehrern’ täuschen, die diese Liebe begrenzen!“.

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„Sólo Díos basta“: „Nichts soll dich ängstigen, nichts dich erschrecken! Alles geht vorüber: Gott, er bleibt derselbe. Geduld erreicht alles. Wer Gott hat, dem fehlt nichts. Erst Gott reicht aus“. (Theresia von Ávila)

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