21. Oktober 2015 in Kommentar
Vishal Mangalwadi: Elementare Ideen der westlichen Welt stammten aus der Heiligen Schrift, etwa die Idee der Menschenwürde und der Menschenrechte Die Bibel ist die Seele des Westens
Basel (kath.net/idea) Ein führender christlicher Intellektueller Indiens, der Theologieprofessor Vishal Mangalwadi (Allalabad), fordert eine Rückbesinnung der westlichen Welt auf ihre ethische Grundlage: die Bibel. Denn sie ist die Seele des Westens, sagte der 66-Jährige in einem Interview mit der Zeitschrift des (pietistischen) Verbandes Chrischona International (Bettingen bei Basel). Nach seinen Worten versteht der Westen sein eigenes Fundament nicht mehr: Er zerstört es sogar. Europa habe sich durch die Aufklärung erhofft, die Wahrheit durch die menschliche Vernunft zu entdecken: Diese Hoffnung ist am Ende. Der Rationalismus ist tot. Viele Menschen wendeten sich dem Buddhismus zu. Zuvor sei es über Jahrzehnte die New-Age-Bewegung gewesen. Mangalwadi will nach eigenen Angaben neuen Respekt für die Bibel wecken. Elementare Ideen der westlichen Welt stammten aus der Heiligen Schrift: Du sollst nicht die Frau deines Nächsten begehren noch seinen Besitz, sollst sein Leben nicht nehmen. Auch die Idee der Menschenwürde und der Menschenrechte komme aus der Bibel.
Reformationsjubiläum 2017: Die Bibel neu entdecken
Der Theologe erinnert an die Bedeutung der Reformation im 16. Jahrhundert und der pietistischen Erweckungsbewegung im 18. und 19. Jahrhundert für die westliche Kultur: Jetzt reicht aber eine Erweckung nicht. Wir brauchen eine Reformation plus eine Erweckung.
Notwendig seien Leute, die aufstehen, ihre Zeit, ihre Stunde erkennen. Die 500-Jahr-Feier der Reformation 2017 wäre laut Mangalwadi ein guter Anlass, dass wir und die gesamte Welt die Bibel als unser Fundament neu entdecken. Europa sei reformiert worden, weil Männer wie Jan Hus (um 13691415) und William Tyndale (14841536) bereit gewesen seien, sich auf dem Scheiterhaufen verbrennen zu lassen: Das ist die Art Christentum, das Europa wieder braucht.
Was säkulare Intellektuelle und der IS gemeinsam haben
Mangalwadi Autor von 18 Büchern warnt Europa ferner davor, die Idee des Nationalstaats zu zerstören. Die Schweiz sei beinahe das einzige Land des Kontinents, das noch daran glaube allerdings aus wirtschaftlichen Gründen. Der Theologe fragt: Wenn nicht mal wir an unsere eigene Idee mehr glauben wollen, warum sollten die Muslime daran glauben? Warum sollten sie dann nicht die Idee eines muslimischen Kalifats neu beleben, wie es der Islamische Staat (IS) gerade tut? Das Problem dabei sei, dass die säkulare Presse die Terrororganisation nicht verstehe: Denn der IS und die säkularen Intellektuellen sind auf einer Wellenlänge: Beide verwerfen die Idee des Nationalstaats. Die Presse berichte über Enthauptungen, Erschießungen und Vergewaltigungen durch IS-Kämpfer: Aber die Hintergründe durchschauen sie nicht.
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