Kardinal Müller: das ist ein neues Vatileaks

13. Oktober 2015 in Weltkirche


Zur Veröffentlichung eines privaten Briefs an Papst Franziskus: Der wahre Skandal bestehe nicht etwa in Inhalten des Schreibens, sondern in dessen Veröffentlichung. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) In einem Interview mit dem „Corriere della Sera“ vom 13. Oktober 2015 nahm der Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, Gerhard Kardinal Müller, zur Veröffentlichung eines Schreibens Stellung, das angeblich von 13 Kardinälen unterzeichnet worden sein soll (unter den Unterzeichnern befand sich auch sein Name; kath.net hat berichtet). Das Schreiben setzt sich kritisch mit einigen Inhalten und vor allem mit den Prozeduren der gegenwärtigen Bischofssynode zur Ehe und Familie auseinander.

Der Kardinal betonte gegenüber Gian Guido Vecchi, dass es sich im eine schwerwiegende Episode handle. Wer das Schreiben, einen privaten Brief, der zu den Dokumenten des Papstes gehöre, veröffentlicht habe, müsse zur Rechenschaft gezogen werden. Der wahre Skandal bestehe nicht etwa in Inhalten des Schreibens, sondern in dessen Veröffentlichung. Dies käme einem neuen Vatileaks gleich.

Die Absicht der Veröffentlichung dieses privaten Schreibens an den Papst habe das Ziel, Streit zu schaffen und Spannungen zu erzeugen, so die Überzeugung Müllers. In Anspielung auf die Warnung von Papst Franziskus, die dieser am zweiten Tag der Synode ausgesprochen hatte, nicht einer „konspirativen Logik zu verfallen, die soziologisch schwach und geistlich schädlich sei, erklärte der Kardinal: Die wahre „Konspiration“ bestehe darin zu sagen: „Wir sind die Freunde des Papstes, die da sind die Feinde“.

„Ich kenne niemanden hier, der gegen den Papst wäre“, so Müller. Der Präfekt verwahrte sich dagegen, „dass mein Gehorsam und Dienst für den Papst und die Kirche in Zweifel gezogen werden“. Zu angeblichen Gegnern des Papstes in der Kurie betonte der Kardinal: „Ich kenne den Papst und das, was ‚Primat’ heißt, tausendmal besser als diejenigen, die von mir als ‚Wolf gegen den Papst’ reden. Ich bin der erste Mitarbeiter des Heiligen Vaters, das heißt: nicht nur ich, sondern alle Mitglieder der Römischen Kurie“.

Interview mit Kardinal Gerhard Müller (Präfekt der Glaubenskongregation) über Ehe und Familie (in englischer Sprache)


Archivfoto Kardinal Müller (c) Bistum Regensburg


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