IS erpresst von Christen Steuer und zeigt neues Tötungsvideo

10. Oktober 2015 in Aktuelles


Drei assyrische Christen aus Khabur-Tal von ihren Entführern hingerichtet.


Vatikanstadt (kath.net/ KAP)
Christen in der syrischen Stadt Al Qaryatayn müssen offenbar dem "Islamischen Staat" (IS) eine Schutzsteuer zahlen, zudem ermordete der IS zum islamischen Opferfest drei Christen: Nach einem Bericht der vatikanischen Nachrichtenagentur "Fides" von Freitag zeigt ein vom IS veröffentlichtes Video, wie rund 50 christliche Männer in einem Konferenzraum vor den Augen von IS-Kämpfern einen Kopfsteuervertrag unterschreiben. Und auf diversen islamistischen Websites wurde wieder ein Tötungsvideo veröffentlicht.

Beim Schutzsteuervideo hält sich dem arabischen Videokommentar zufolge auch der im vergangenen Mai aus dem syrischen Kloster Mar Elian entführte Pfarrer Jacques Murad am Ort auf. In dem von den Christen unterzeichneten Vertrag verpflichten sich die Kämpfer des IS, das Eigentum von Christen nicht zu plündern, sie nicht aus der Region zu vertreiben und "keinem von ihnen Schaden zuzufügen", berichtet "Fides" über den Kommentar.

In einem am ebenfalls von "Fides" veröffentlichten weiteren Bericht geht es dann um das jüngste IS-Hinrichtungsvideo. Drei assyrische Christen aus dem Khabur-Tal, die sich in den Händen des IS befanden, wurden von ihren Entführern hingerichtet. Das Video wurde Mitte dieser Woche auf jihadistischen Internetseiten veröffentlicht. Der Film zeigt, ähnlich wie bereits in der Vergangenheit veröffentlichte Videos, Bilder von den drei Christen, die auf dem Boden knien und orange Anzüge tragen, vor dem Hintergrund einer Wüstenregion. Die drei werden jeweils mit einem Schuss in den Nacken von vermummten Kämpfern ermordet.

Alle drei Christen mussten vor ihrer Hinrichtung ihren Namen sagen: Es handelt sich um Audisho Enwiya und Assur Abraham aus dem Dorf Tel Jazeera und Basam Michael aus dem Dorf Tel Shamiram. Nach der Hinrichtung endet das Video mit Bildern davon, wie drei weitere Christen in orangenen Anzügen vor den Toten knien. Auch sie nennen ihren Namen und das Dorf ihrer Herkunft, und einer von ihnen fügt hinzu: "Uns wird es gleich ergehen, wenn die korrekte Prozedur für unsere Freilassung nicht befolgt wird."

Wie die Autoren des Videos betonen, fand die Hinrichtung bereits am 23. September, dem Opferfest (Eid al-Adha) der Muslime statt. Die drei Opfer und die drei noch lebenden Christen, die im Video zu sehen sind, gehören der Gruppe von rund 230 assyrischen Christen an, die Kämpfer des IS Ende Februar aus den christlichen Dörfern des Khabur-Tals entführt hatten. Wahrscheinlich halten sie sich in der Umgebung von al-Shaddadi, einer IS-Hochburg rund 60 Kilometer von Hassak entfernt, auf.

Ohne Lösegeld weitere Hinrichtungen

Die Botschaft des Videos ist unmissverständlich: Bisher wurde das verlangte Lösegeld für die Freilassung nicht bezahlt, und solange dies nicht geschieht, werden die Hinrichtungen fortgesetzt werden. In der Zeit nach der kollektiven Entführung hatten die IS-Jihadisten 100.000 Dollar Lösegeld für jeden einzelnen Christen gefordert. Nachdem erklärt wurde, dass diese Summe nicht bezahlt werden kann, wurden die Verhandlungen unterbrochen.

Vor rund einem Monat hatte der syrisch-katholische Erzbischof von Hassake, Jacques Behnan Hindo, im Gespräch mit "Fides" erklärt, dass die Möglichkeit neuer Verhandlungen über eine geringere Summe besteht. Diese Hoffnung werde jedoch von dem jetzt veröffentlichten Video zunichte gemacht, so Kirchenvertreter in Damaskus.

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