Mangelnde Information über Gewaltprobleme in Flüchtlingsheimen?

8. Oktober 2015 in Deutschland


Polizeigewerkschaftler aus Baden-Württemberg erhebt im SWR-Interview Vorwürfe über nicht ausreichende Information der Öffentlichkeit über Flüchtlingsgewalt.


Stuttgart (kath.net) Die Vorwürfe mehren sich, dass die Öffentlichkeit nicht adäquat über Gewaltprobleme in Flüchtlingsheimen informiert ist. Der Südwestrundfunk fragte Ralf Kusterer, Stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft Baden-Württemberg, über seine Einschätzung zu Aussagen des Bundesvorsitzenden der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, wonach die Öffentlichkeit nur einen Bruchteil erfahre, weil die Behörden die Bürger nicht in Angst und Schrecken versetzen wollen. Dass eine bewusste Schönung von Polizeimitteilungen stattfinde, dies wolle er zwar nicht bestätigen, erläuterte Kusterer im Interview, „aber auf jeden Fall können wir verzeichnen, dass bei der Öffentlichkeit diese Problematiken, die wir als Polizei dort momentan haben, nicht so widergespiegelt werden, wie sie tatsächlich sind“. Die Ursache dafür sehe er zunächst „an der Berichterstattung. Deshalb fordern wir ja auch einen offenen Umgang mit diesem Thema und die Information der Presse und eben durch die Polizei, beziehungsweise durch die Polizeiführung.“ Ihm seien aus Baden-Württemberg Fälle von Flüchtlingen, die aufeinander losgangen sind, bekannt, die nicht in der Presse zu finden waren. „Warum das bei der Presse nicht ankommt, das vermag ich nicht zu sagen. Aber es muss ja wohl irgendwo in der Kommunikation zwischen Polizei und Presse stecken.“ Kusterer erläuterte, dass ihm Fälle bekannt seien, wo es Auseinandersetzungen zwischen 80 bis 100 Flüchtlingen gegeben habe, „bis 200 sogar in Baden-Württemberg ...“, also „200 Flüchtlinge, die aufeinander losgegangen sind“.

In den Flüchtlingsunterkünften komme es auch immer wieder zu Waffengebrauch, „Hieb- und Stichwaffen, teilweise selbst hergestellt, die da zum Einsatz kommen“.

Wörtlich erläuterte Kusterer gegenüber dem SWR: „Ich vermute sehr stark, dass das mit diesen Ursachen zusammenhängt wie Enge, vielleicht auch alten Gewalterfahrungen. Eine besondere Gruppe unter den Flüchtlingen kann man da nicht ausmachen. (...) Also nicht alle Flüchtlinge sind gewalttätig, sondern vermutlich eine ganz kleine Minderheit darunter. Aber es kommt zu Konflikten. Und diese Konflikte darf man nicht verschweigen. Denn das hat natürlich auch Auswirkungen auf die tägliche Arbeit bei der Polizei. Und die Polizei ist in Baden-Württemberg beispielsweise total überbelastet, auch was solche Aufgaben betrifft.“

Link zum SWR-Interview: Wird Gewalt in Flüchtlingsheimen verharmlost?“

Foto (c) kath.net


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