Großerzbischof betont Recht der Ukraine auf Selbstverteidigung

7. Oktober 2015 in Weltkirche


Oberhaupt der Ukrainischen Griechisch-katholischen Kirche, Schewtschuk, gegenüber "Kathpress": Kirche ruft stets zu Frieden auf, erinnert aber zugleich an "Pflicht der Ukrainer, ihr Mutterland gegen fremde Invasion zu verteidigen"


Kiew-Vatikanstadt (kath.net/KAP) Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk, Oberhaupt der Ukrainischen Griechisch-katholischen Kirche, hat unterstrichen, dass er sich stets für den Frieden, für das Grundrecht der ukrainischen Nation auf Unabhängigkeit und gegen die "Aggression Russlands" ausgesprochen habe. Diese Position seiner mit Rom unierten Kirche im Ukraine-Konflikt hat Schewtschuk, derzeit Teilnehmer an der Bischofssynode im Vatikan, am Dienstag in einer Stellungnahme gegenüber "Kathpress" bekräftigt. Zugleich übt er Kritik an der Ukrainischen Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats, die sich im Ukraine-Konflikt nicht klar positioniere.

Die Ukrainische Griechisch-katholische Kirche habe niemals zu Gewalt und Krieg aufgerufen, betonte der Großerzbischof. "Wir haben Aggression und Waffenlieferungen an illegale militärische Einheiten immer verurteilt. Als Mitglied des Ukrainischen Rates aller Kirchen und religiösen Organisationen haben wir verlangt, dass die Waffen niedergelegt werden." Die Kirche unterstütze zugleich aber "das Recht und die Pflicht der Ukrainer, ihr Mutterland gegen eine fremde Invasion zu verteidigen, gemäß der Soziallehre der katholischen Kirche".

Mithilfe der Militärseelsorger biete die Kirche den ukrainischen Soldaten, "die gerufen sind, den gerechten Frieden zu verteidigen", seelsorgliche Begleitung. Die Kirche setze sich in der ukrainischen Gesellschaft für die "Idee des christlichen Patriotismus" ein. Dieser bestehe nicht aus Hass und Intoleranz gegen Fremde, sondern sei als "christliche Liebe gegenüber Volk, Nation, Land und dem ukrainischen Staat" zu verstehen, so der Großerzbischof.

"Russische Propaganda schürt Hass"

Der kirchliche Ruf nach Frieden richte sich nicht in erster Linie an die Präsidenten von Russland und der Ukraine, sondern an das ukrainische und russische Volk, unterstreicht der Großerzbischof: "Wir glauben, dass die russische Propaganda einen gefährlichen, ethnischen Konflikt und Hass heraufbeschwört, wenn sie sagt, dass die ukrainische Nation, Sprache und Kultur als solche nicht existieren, und dass die Existenz eines unabhängigen, ukrainischen Staates eine Wunde am Leib der einen, russischen Nation sei. Wir hören oft: Die Ukraine ist nur ein Territorium, sie ist keine Nation oder ein Staat."

Dem hält Schewtschuk entgegen: "Wir können nur über einen authentischen Frieden sprechen und Wege der friedlichen Koexistenz finden, wenn wir einander als Nachbarn anerkennen, die ein gleiches Recht zu existieren besitzen." Die Ukrainische Griechisch-katholische Kirche stehe zum ukrainischen Volk und trete "für die Rechte ihres eigenen Volkes" ein, so Schewtschuk: "Sie ist die Stimme ihres Volkes, die versucht, den Papst - und durch ihn die ganze Welt - aufzurufen, besonders wenn Krieg gegen das wehrlose Volk geführt wird."

Dieser Anwaltschaft für das Volk sollte auch die Ukrainische Orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats folgen, so Großerzbischof Schewtschuk. Diese vermeide es jedoch, sich im Konflikt in der Ostukraine klar zu positionieren. "Sie versucht, dem Beispiel des Papstes und des Heiligen Stuhls zu folgen - um 'Raum für Dialog' zu lassen."

Auch wenn es ein Privileg des Papstes als Pontifex ("Brückenbauer", Anm.) sei, unparteiischer Vermittler bei Unstimmigkeiten zu sein, könne sich die Ortskirche, die sich als Kirche des Volkes deklariert, doch nicht von den Nöten des Volkes abwenden. Indem sie eine Positionierung vermeidet, zeige die Ukrainische Orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats, dass das Leiden ihres eigenen Volkes nicht ihr ureigenstes Anliegen sei und sie nicht betreffe. Das könnten auch viele einfache Menschen, besonders die Gläubigen der Ukrainischen Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats, nicht verstehen.

Synode in Rom

Großerzbischof Schewtschuk nimmt derzeit als Vertreter der Ukrainischen Griechisch-katholischen Kirche an der Bischofssynode in Rom teil. Wie schon im vergangenen Herbst bei der vorbereitenden Synode nimmt auch heuer wieder der Außenbeauftragte des Moskauer Patriarchats, Metropolit Hilarion (Alfejew), als Gast an der Synode teil. Im vergangenen Jahr war es zum Eklat gekommen, als Hilarion in seinem Grußwort an die Teilnehmer der Synode die Griechisch-katholische Kirche heftig kritisiert hatte.

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